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Wann eine Rechtsschutzversicherung durchaus Sinn macht

von Portrait von Christine Pittermann Christine Pittermann
Veröffentlicht am 21. Juni 2021

Gerade in den vergangenen Monaten haben Studien gezeigt, dass die Menschen aggressiver und streitlustiger geworden sind. Wo es vor ein paar Jahren noch einen verbalen Schlagabtausch gab, wird heute schnell mit dem Anwalt gedroht. Gerichte bieten schon Schlichter an, die einen möglichen Prozess abwenden sollen, da die Gerichte bereits jetzt überlastet sind mit privaten Rechtsstreitigkeiten. 

Doch was, wenn sich der Rechtsstreit nicht mehr abwenden lässt? Ein Prozess mit Anwaltskosten kann schnell in die Tausende gehen. Dann macht eine private Rechtsschutzversicherung durchaus Sinn.

Was deckt eine Rechts­schutz­ver­si­che­rung eigentlich ab?

Generell gibt es für vier Lebensbereiche die Möglichkeit eine Rechtsschutzversicherung abzuschließen. Die Bausteine sind Privat-, Wohnen-, Berufs- und Verkehrsrechtsschutz. Nicht jede Versicherung macht auch wirklich Sinn, deshalb sollte man sich genau erläutern lassen, in welchen Fällen der Rechtsschutz auch wirklich die Kosten übernimmt. 

Wichtig zu wissen: Bei bereits bestehenden Streitigkeiten, zahlt der Rechtsschutz nicht, außer es ist explizit im Vertrag festgelegt. Meist beginnt die Absicherung erst drei Monate nach Vertragsabschluss. Grundsätzlich sollte der beauftragte Anwalt aber vorab bei der Versicherung anfragen, ob seine Kosten übernommen werden. 

Rechtsschutzversicherungen tragen aber nicht nur die Anwaltskosten, sondern decken in der Regel auch die Gerichtskosten, Zeugenentschädigungen und Kosten für die Sachverständigen. Im Vertrag ist genau festgelegt, bis zu welcher Höhe die Versicherung einspringt. Die Summe sollte sich auf mindestens 300000 € belaufen.

Lehnt eine Versicherung die Kostenübernahme ab, gibt es die Möglichkeit eines sogenannten “Stichentscheids”. Hier kann man gegen die Entscheidung intervenieren und über den Anwalt Gegenargumente einbringen. Die Möglichkeit des Stichentscheids muss aber vorab vertraglich festgelegt werden.

Rundumschutz oder besser einzelne Rechtsschutzpakete

Gute Beratung ist wichtig. So erfährt man alles über die Varianten der Rechtsschutzversicherung und kann sich die passenden Pakete auswählen.

Verkehrsrechtsschutz

Wer viel mit dem Auto unterwegs ist und beruflich pendelt, für den kann sich eine Versicherung durchaus lohnen. Im Fall eines Unfalls ist meist keiner bereit zuzugeben, den Schaden verursacht zu haben. Gutachter werden eingeschaltet, um den Unfallhergang zu klären. Das kann ohne Versicherung teuer werden.

Der Rechtsschutz zahl jedoch keine Bußgelder oder Strafen.

Eigentümer- und Mietrechtsschutz

Wer eine Wohnung vermietet, und dann Streit wegen ausbleibender Mietzahlungen hat oder der auf Schäden nach Auszug des Mieters sitzen geblieben ist, der kann seinen Rechtsschutz in Anspruch nehmen. 

Aber auch Mieter, die mit dem Vermieter streiten, da dieser zum Beispiel ausstehende Reparaturen nicht ausführt, können den Rechtsschutz bemühen. 

Auch Nachbarschaftsstreitigkeiten sind von einer Eigentümer- und Mietrechtsschutzversicherung abgedeckt.

Privat- und Berufsrechtsschutz für Nichtselbstständige

Eine private Rechtsschutzversicherung deckt Rechtsstreitigkeiten aus dem Alltag ab, zum Beispiel Streit mit dem Arbeitgeber, Steuerstreitigkeiten, Durchsetzung eigener Schadensansprüche oder Verteidigung im Straf- oder Bußgeldverfahren.

Privat- und Berufsrechtsschutz für Selbstständige

Selbstständige sichern sich beruflich in der Regel zusätzlich ab, sollte es zu Problemen mit einem Kunden kommen. 

Was wird nicht übernommen?

Nicht alles fällt unter den Rechtsschutz, so sind folgende Bereiche bei allen Anbietern generell ausgeschlossen: Rechtsstreitigkeiten rund um das Thema “Hausbau”, Scheidungs- oder Erbrechtsangelegenheiten, Abwehr von Schadensansprüchen Dritter, vorsätzliche Straftaten, Streitigkeiten in Bezug auf selbstständige oder gewerbliche Tätigkeiten. 

Für wen lohnt sich einer Rechtsschutzversicherung?

Eine gute Rechtsschutzversicherung, die in manchen Bereichen auch gleich die Familienmitglieder bis zum vollendeten 25. Lebensjahr abdeckt, kostet zwischen 300€-350€ pro Jahr. Vereinbart man eine Selbstbeteiligung kann der Beitrag auch geringer ausfallen. 

Vor Abschluss einer Versicherung sollte man jedoch prüfen, ob man für diese Fälle nicht bereits anderweitig abgesichert ist. Mitglieder in einem Mieter- oder Eigentümerbund erhalten meist auch dort kostenlose Beratung. Ist man Mitglied bei einer Gewerkschaft, braucht man sich in der Regel nicht zusätzlich für Streitigkeiten mit dem Arbeitgeber abzusichern. Eine Haftpflichtversicherung sollte jeder haben, darin sind aber auch bereits einige Streitfälle abgesichert, so zum Beispiel, wenn es um unbegründete oder überhöhte Schadensansprüche Dritter geht.