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Kann Schule in Deutschland noch?

von Portrait von Arzu A. Kayvani Arzu A. Kayvani
Veröffentlicht am 20. Februar 2023

Die Bildung in Deutschland ist ein ständig diskutiertes Thema, das viele Herausforderungen mit sich bringt. Lehrermangel, Unterrichtsausfall, fehlende Digitalisierung an Schulen - Schüler, Lehrer und Eltern klagen und sind oftmals verzweifelt. Besonders in Zeiten der Pandemie hat sich ganz deutlich gezeigt, wo die Misstände sind und welche Kosequenzen sie für alle Beteiligte haben. Doch wie sieht es aus in Deutschland?

 

Lehrermangel

Deutschland leidet seit Jahren an einem akuten Lehrermangel. Die Ursachen sind vielfältig, aber einer der Hauptgründe ist die demografische Entwicklung: Es gibt einfach weniger junge Menschen, die eine Lehramtsausbildung absolvieren. Hinzu kommt die hohe Belastung, die mit dem Lehrerberuf einhergeht. Diese Belastung resultiert oftmals auch an der nicht ausreichenden Ausbildung der Lehrer. Sie sind im Umgang mit Schülern, Eltern und auch Schulleitung überfordert. Viele Lehrerinnen und Lehrer klagen auch über zu hohe Klassenstärken, unzureichende Ausstattung der Schulen und fehlende Unterstützung durch die Politik.

 

Digitalisierung

Die Digitalisierung ist auch im Bildungsbereich ein großes Thema. In Deutschland gibt es zwar flächendeckend schnelles Internet, aber viele Schulen sind noch nicht ausreichend mit digitalen Geräten ausgestattet. Der Einsatz digitaler Medien im Unterricht bietet jedoch große Chancen: So können beispielsweise Online-Lernplattformen genutzt werden, um den Unterricht zu individualisieren und Schülerinnen und Schüler besser zu fördern. Das Homeschooling in Coronazeiten hat uns ganz deutlich gezeigt, das hier noch massiver Verbesserungsbedarf besteht. Wenn Schulen auf dem Land ihren Schülern die Aufgaben per Post schicken, Kinder bei Minusgraden im Garten arbeiten müssen, weil dort der Internetempfang besser ist und Lehrer sich weigern, aus "Datenschutzgründen" adäquaten Online-Unterricht zu geben, dann muss bei uns noch viel geschehen.

 

Investitionen der Politik in die Bildung

Die Investitionen der Politik in die Bildung sind in Deutschland in den letzten Jahren gestiegen. So hat die Bundesregierung beispielsweise 2019 beschlossen, bis 2024 insgesamt 5 Milliarden Euro in die Digitalisierung der Schulen zu investieren. Auch die Lehrerausbildung soll verbessert werden. Es bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen ausreichen, um den Lehrermangel zu beheben und die Digitalisierung voranzutreiben und ob sie nicht bereits zu spät sind.

 

Deutsche Bildung im globalen Vergleich

Im globalen Vergleich schneidet die deutsche Bildung im Allgemeinen gut ab. So belegt Deutschland im PISA-Ranking regelmäßig einen Platz im oberen Drittel. Allerdings gibt es auch hier noch Verbesserungspotenzial: Besonders bei der Chancengerechtigkeit gibt es Nachholbedarf. Kinder aus bildungsfernen Familien haben oft schlechtere Chancen auf eine gute Ausbildung als Kinder aus wohlhabenderen Familien. Und das in einem Land wie Deutschland.

 

Deutsche Bildung im Europäischen Vergleich:

Im europäischen Vergleich steht Deutschland im Bereich Bildung gut da. So belegt Deutschland laut dem "Bildungsmonitor 2021" der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) den vierten Platz hinter den Spitzenreitern Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg. Im European Innovation Scoreboard 2021 rangiert Deutschland auf dem zweiten Platz in Bezug auf den Innovationsgrad im Bereich Bildung und Ausbildung.

 

Investitionen der Bundesrepublik in die Bildung:

Die Bundesrepublik investiert viel Geld in die Bildung. Im Haushalt 2022 waren insgesamt 19,8 Milliarden Euro für Bildung, Forschung und Wissenschaft eingeplant. Im Vergleich dazu betragen die Ausgaben für Verteidigung 53,03 Milliarden Euro und für Arbeit und Soziales 165,7 Milliarden Euro. Der Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im Jahr 2020 in Deutschland 4,2 Prozent. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit leicht über dem Durchschnitt (4,1 Prozent) und hinter Ländern wie Dänemark (6,2 Prozent) und Schweden (5,9 Prozent).

 

Das liest sich alles auf den ersten Blick nicht schlecht. Doch wie kann es sein, dass Deutschland im Ländervergleich einen so hohen Anteil an Schülern ohne Sekundarabschluss hat? Ihr Anteil ist im Jahr 2021 auf 14 Prozent gestiegen. In den meisten anderen OECD-Ländern ist der allgemeine Anstieg des Bildungsniveaus hingegen mit dem Rückgang von Menschen ohne Sekundarabschluss einhergegangen.

 

Quellen

  • Kultusministerkonferenz (2022). Daten und Fakten zur Bildung im Überblick. https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2022/2022_02_10-Daten-und-Fakten-zur-Bildung-im-Ueberblick.pdf
  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (2021). DigitalPakt Schule. https://www.bmbf.de/de/digitalpakt-schule-5580.html
  • Bertelsmann Stiftung (2021). Ländermonitor Bildung. https://www.laendermonitor.de/
  • OECD (2018). PISA 2018 Ergebnisse. https://www.oecd.org/pisa/PISA-2018-results-GERMANY.pdf
  • Deutscher Lehrerverband (2022). Lehrermangel in Deutschland. https://www.lehrerverband.de/presse
  • Bildungsmonitor 2021 der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM): https://www.insm-bildungsmonitor.de/fileadmin/Redaktion/PDF/Bildungsmonitor_2021/Bildungsmonitor_2021_Datenband.pdf
  • European Innovation Scoreboard 2021: https://ec.europa.eu/growth/industry/innovation/facts-figures/scoreboards_en
  • Haushalt des Bundes 2022: https://www.bundeshaushalt.de/#/2022/soll/ausgaben/einzelplan/30.html
  • Statista: Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Europa im Jahr 2020: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/35455/umfrage/bildungsausgaben-in-europa-nach-laendern/
  • zeit.de; https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2022-10/oecd-studie-bildung-schule-universitaet-abschluss?utm_referrer=https://www.google.com/