Helmut Schmidt: Das rauchende Urgestein verabschiedet sich aus Politik

von Portrait von Lisa Siewert Lisa Siewert
Veröffentlicht am 18. September 2013

Wenn sich Helmut Schmidt, Peer Steinbrück und Gerhard Schröder auf ein Wort mit der Bild treffen, dann erwartet man einiges, nur nicht das Altkanzler Schmidt verkündet, mit 95 Jahren nun endgültig in Rente zu gehen. Keine Wahlkampfauftritte mehr vom rauchenden Polit-Dino. Mit dieser Entscheidung und einem letzten Seitenhieb auf Angela Merkel verabschiedet sich Helmut Schmidt in den wohlverdienten Ruhestand.

„Das war heute die letzte Wahlkampfveranstaltung meines Lebens“

Eigentlich ging es in dem flotten Dreier-Interview mit der Bild hauptsächlich darum, wie die beiden Altkanzler Schmidt und Schröder den Kandidaten Steinbrück einschätzen und die Ereignisse der letzten Wochen. Wahlmüdigkeit, Fehler der Regierung, Koalitionsunwille, Stinkefinger: All das waren mehr oder weniger wichtige Themen der Runde. Helmut Schmidt bescheinigte Steinbrück ökonomische Urteilskraft die Frau Merkel fehle. Und noch einen weiteren Angriff gab es vom SPD-Urgestein auf die Kanzlerin:

„Im Vergleich zu anderen Ländern stehen wir gar nicht so schlecht da, was die Wahlbeteiligung angeht. Aber wenn sie diesmal tatsächlich unter 70 Prozent sinken sollte, dann gewiss auch, weil Frau Merkel den Menschen erzählt, sie müssten sich keine Sorgen machen. Dieser Wahlkampf fände sicher größeres Interesse, wenn dem Wähler endlich die Illusion genommen würde, dass Deutschland nichts weiter für die Krisenstaaten in Europa zahlen wird.“

Helmut Schmidt war von 1974 bis 1982 Bundeskanzler. In seine Regierungszeit fallen unter anderem die Ölkrise und Wirtschaftskrises der 1970er Jahre, die Deutschland unter ihm relativ gut überstand. Auch den linken Terror der Roten Armee musste Schmidt in seiner Ära bewältigen. Schmidt war seit jeher eine polarisierende Persönlichkeit. Für seinen enormen Einsatz während der Flutkatastrophe in Deutschland 1962 gefeiert, wurde er zwanzig Jahre später durch ein Misstrauensvotum von seinem Kanzleramt entbunden.

Helmut Schmidt: Das rauchende Urgestein verabschiedet sich aus Politik

Die Ankündigung von Helmut Schmidt, sich nach Jahrzenten aus der Politik zurück zu ziehen ist verständlich. So kontrovers viele seiner Entscheidungen sind, Schmidt ist trotzdem eine der wichtigsten, deutschen Politiker-Persönlichkeiten. Seinen Abschied begründet er mit ehrlichen Worten und einem Hinweis für die zukünftigen Bundeskanzler:

„…eines habe ich mir im Amt stets bewahrt: das Misstrauen gegenüber Geheimdiensten! Im Übrigen: Ich werde nun bald 95 Jahre und hätte eigentlich längst meinen Schnabel halten sollen.“