"Quit pro Quo" Herr Steinbrück. Wahlkampf mit Humor!

von Portrait von Lisa Siewert Lisa Siewert
Veröffentlicht am 12. September 2013

Der Wahlkampf. Eine ernstzunehmende, politische Angelegenheit. Finden die einen. Eine perfekte Gelegenheit für allerlei Schabernack meinen die anderen. Parallel zu investigativen Polit-Talks und Reportagen, Wahlkampf-Arenas und Meinungsumfragen hat sich ein Universum entwickelt, in dem mit Politik vor allem eines passiert: Jeder und alles wird gnadenlos auf die Schippe genommen. Die besten Beispiele und warum auch mal Schluss mit lustig sein sollte.

Da haben sich die PR-Strategen der CDU ja was eingebrockt: „Hängen wir in Berlin ein riesiges Wahlplakat auf. Zu sehen sollte unbedingt die berühmte Handhaltung der Kanzlerin, die ´Merkelraute´ sein“! Gesagt, getan. Jetzt müssen die Initiatoren der Kampagne verdauen, dass ihr so hübsches Plakat Star des Internets ist. Genauer gesagt der Seite Merkel-Raute. Da man nämlich nur den Rumpf der Kanzlerin samt Handhaltung sieht, macht sich nun die halbe Republik daran, dem Plakat ein Gesicht zu geben. Wahlweise von Mr.Bean, Mr. Burns, Bernd das Brot oder Hannibal Lecter („Quid pro Quo Herr Steinbrück“).

Auch die Sims-Macher haben es sich nicht nehmen lassen, für jede Partei einen Wahlwerbespot zu zimmern. Bei der „Bundes-Sims-Wahl“ sehen die Politiker aber logischerweise eher wie liebenswerte Trottel als seriös aus. Was Peer Steinbrück und Angela Merkel wohl zu ihren virtuellen Doppelgängern sagen?

Auch in vielen TV-Shows wird gelästert und gefeixt, was das Zeug hält. Stefan Raab, der auch Moderator des Kanzlerduells war, ist seit Jahren Meister darin, Politiker ordentlich durch den Kakao zu ziehen. Doch nicht nur in den Medien wird ordentlich gefeixt: Auch die Leute auf den Straßen lassen ihrer Fantasie und künstlerischer Begabung freien Lauf, wie Cicero in einer eindrucksvollen Galerie verschönerter Wahlkampfplakate zeigt.

Schön und gut, und wir sind die letzten, die darüber nicht lachen. Doch stellt sich so manch einer vielleicht die Frage: Ist das ganze Wahlkampfspektakel überhaupt noch ernst zu nehmen? Sich lustig machen tut gut. Denn ist die Alberei nicht auch ein Ventil um seinem Frust Luft zu machen? Mischt sich in manch einen Lacher nicht auch etwas Verzweiflung? Wenn wir schon keinen Einfluss auf die Politik haben können, dann hilft nur noch Humor. Bei einer repräsentativen Umfrage der Aktion „U-18-Wahl“ gaben 19 Prozent der Jungendlichen an, dass sie sich gar nicht für Politik interessieren. Ist denn jedes Interesse an Politik gut, auch wenn dies nur beinhaltet, dass man der #MerkelRaute folgt?

Es gibt ja auch durchaus sinnvolle Alternativen: Die von uns bereits vorgestellte Sendung „Tagesschaum“ im WDR. Hier darf man lachen UND aufmerksam zuhören, denn in dem intelligenten Humor versteckt sich die ein oder andere Aufforderung genauer hinzuhören, was uns die Politiker so erzählen.

Wahrscheinlich ist es auch wieder eine Frage des Gleichgewichts. Frei nach Roberto Blankos „Ein bisschen Spaß muss sein“. Aber dann auch bitte informieren und zur Wahl gehen. Sonst gibt es eines Tages nichts mehr zu Lachen.