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Die Geschichte des Kinos

von Portrait von Christine Pittermann Christine Pittermann
Veröffentlicht am 20. August 2021

Wenn Filme im Kino gezeigt werden, dann werden die Bilder beweglich. Aus diesem Grund war die Erfindung der Fotografie ein Vorläufer der Geschichte des Kinos. Das als eines der ersten Frühwerke entstandene Foto einer Pariser Großstadtszene mit eingefangenem Schuhputzer links im Bild von Louis-Jacques-Mandé Daguerre im Jahre 1839 war ein Meilenstein in der technischen Menschheitsgeschichte, der fortan die Verewigung von Menschen, Tieren und Abläufen zumindest als Bild erlaubte.

Es sollte nach diesem Volltreffer noch weitere 49 Jahre dauern, bis mit der Roundhay Garden Scene von Louis Le Prince im Jahre 1888 der erste Film gezeigt werden konnte. Mehr als eine Dauer von zwei Sekunden ließ die damalige Technik noch nicht zu. Doch die Zeit war reif für die ersten öffentlichen Filmvorführungen. 1895 wurden die ersten Filme in Varietés und auf Jahrmärkten gezeigt. In Frankreich präsentierten die Lumiers-Brüder ihre ersten Filme. Ein förmlich in den Vorführungssaal rasender Zug soll eine Massenpanik unter den noch unerfahrenen Besuchern ausgelöst haben. In Berlin öffnete das erste Kino am 1.11.1895 mit zehn Kurzfilmen der Brüder Skladanowsky, das unter anderem mit einem boxenden Känguru für Begeisterung sorgte.

Doch es war noch ein weiter Weg bis zum heutigen Kinoprogramm:  https://www.kinofans.com/kinoprogramm/uebersicht-spielorte-und-kinos.htm

Zeit der Filmpaläste

In den folgenden Jahrzehnten nahmen die Filme an Länge und Handlung deutlich zu, auch wenn der fehlende Ton komplexere Plots nicht zuließ. Die Veranstalter wussten sich aber zu helfen und engagierten Orchester, die für die musikalische Untermalung sorgten. Die Kinoorgel erzeugte Geräusche, die unmittelbar mit der Handlung im Film zu tun hatten, indem sie beispielsweise das Pfeifen der Dampflok und Kirchengeläut imitierte.

Die in den Städten entstandenen Kinos waren etwas Neues, Aufregendes und Spektakuläres. Auf Anhieb begeisterte das Kino die Menschen. Die Kinos, die errichtet wurden, wurden Filmpaläste genannt. Sie wurden zu Kathedralen der Massenunterhaltung mit Samtvorhängen, Orchestergraben und Kronleuchtern. In der Anfangszeit zogen sich die Leute fein an, als gingen sie ins Theater.

Eine neue Massenkultur entstand

Die Erfindung der Tonspur verlieh dem Kino einen neuen Schub. 1927 entstand in den USA mit Der Jazzsänger einer der ersten Stummfilme. Das Drama rührte das Publikum zu Tränen. In Deutschland wurde Der blaue Engel, eine Verfilmung von Heinrich Manns Bestseller Professor Unrat, im Jahre 1930 ein Welterfolg. Unvergessen sind die Gesangskünste von Marlene Dietrich. Überhaupt wurden damals für neue Filme noch eigene Lieder komponiert. Auf diese Weise entstand der bekannte Schlager: „Ein Freund, ein guter Freund“ aus der Komödie Die drei von der Tankstelle.

In dieser Zeit wurden die Massen durch das Kino mit Nachrichten vertraut. In jedem entwickelten Land gab es eine Wochenschau mit den wichtigsten Nachrichten aus dem Land und von der Welt, die immer vor dem Film gezeigt wurde. Um die Verbreitung des Kinos in der Gesellschaft zu fördern, wurden Kinos vorzugsweise dort aufgebaut, wo sich viele Menschen aufhielten. Dies konnten dicht besiedelte Innenstädte sein, aber auch Gegenden wie Bahnhöfe, die von vielen Menschen aufgesucht wurden.

Im Zuge dessen veränderte sich das Publikum und es kam zu Klagen über jugendliche Rowdys. Das Bildungsbürgertum rümpfte die Nase über die Trivialisierung der Vorführungen und hielt den Schätzen der Weltliteratur die Treue. Dennoch sind sich Experten heute einig, dass gerade in dieser Phase des Kinos einzigartige Perlen der Lichtspielkunst kreiert wurden wie der expressionistische, dystopische Film Metropolis (1927), Chaplins Warnung vor Hitler in Der große Diktator (1940) und der avantgardistische Revolutionsklassiker Panzerkreuzer Potemkin aus der Sowjetunion 1926. Ab 1939 konnten im Kino die ersten Farbfilme gezeigt werden, was für die Zukunft glänzende Perspektiven eröffnete.

Von der Blütezeit des Kinos bis heute

Der Zweite Weltkrieg sorgte dafür, dass Europa darnieder lag. Es dominierte in den 1950er-Jahren der Heimatfilm, der im eskapistischen Sinne den verzweifelten Menschen in einer kaputten Welt eine heile Welt vorspielen konnte. Die Verbreitung des Massenfernsehens in den 1950er-Jahren in den USA und rund zehn Jahre später in Europa sorgte für eine ernste Konkurrenz zum Kino und kostete dem Kino viele Gäste. Im Laufe der Zeit erhielt das Kino neue Konkurrenz in Form von Kabelfernsehen, Computer, Internet und Streaming-Diensten. Dennoch verbreitet das Kino nach wie vor seinen Zauber, weil kein noch so gutes häusliche Gerät in puncto Atmosphäre und Immersion mit dem Kino mithalten kann.

Was die Zukunft des Kinos betrifft, so ist die Fähigkeit des Kinos, auf die Entwicklungen der Konkurrenz zu reagieren und neue Innovationen für ein einzigartiges Spektakel herbeizuführen, zu betonen. Entwicklungen wie 3D-Filme und das Autokino gab es schon vor Jahrzehnten. Heute sind es die Errungenschaften namens Augmented Reality und Virtual Reality, die für einen neuen Aufschwung der Kinos sorgen können. Neue Unterhaltung verspricht zudem das 4D-Kino und damit die Verheißung, das Kino mit allen Sinnen zu erleben.