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Mein ziemlich kleiner Freund - eine charmante Komödie

von Portrait von Deborah Helfrich Deborah Helfrich
Veröffentlicht am 1. August 2016

Am 1. September kommt mit »Mein ziemlich kleiner Freund« eine französische Komödie in die deutschen Kinos, welche eine wundervolle Alternative zum übermächtigen KA-BOOM Popcorn-Kino darstellt. In der Liebeskomödie von Regisseur Laurent Tirard, erhält die erfolgreiche Anwältin Diane (Virginie Efira) einen Anruf von einem Unbekannten. Alexandre (Jean Dujardin) schafft es mit Witz und Charme die hübsche Blondine zu einem Blind-Date zu überreden. Das Zusammentreffen der beiden Singles ist der Startschuss für lustige Ereignisse und die Besinnung darauf, dass wahre Liebe nichts für die geistig Kleinen ist.

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Kleiner Mann mit großer Wirkung
 

Die Anwältin Diane vergisst in einem Restaurant nach einem hitzigen Telefonat mit ihrem Ex-Mann Bruno ihr Smartphone. Der Architekt Alexandre nimmt es dort an sich und ruft die Besitzerin über das Smartphone an. Die Rückgabe des Handys nutzt er gewitzt für sich aus, indem er die Frau dazu überredet sich mit ihm auf einen Kaffee zu treffen. Bei diesem Date bemerkt Diane natürlich sofort, dass Alexandre nicht das durchschnittliche Körpermaß eines erwachsenen Mannes hat. Mit seinen 1,36 m hat er die Größe eines 10-jährigen Jungen.

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Die Lacher hat Alexandre aber von Anfang an auf seiner Seite. Mit Humor und Lebenslust weiß er nicht nur Diane davon zu überzeugen, dass seine Größe nicht wirklich ein Grund dafür ist, sich nicht in ihn zu verlieben. Hervorragend gespielt von Virginie Efira, fühlt man sich als Frau bei seinen eigenen Vorurteilen ertappt. Auch die Zweifel Dianes an dieser ungewöhnlichen Beziehung, die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Normen und anerzogenen Wunschvorstellungen vom perfekten Partner, sind einem nicht unbekannt. Oscar-Preisträger Jean Dujardin (»The Artist«) spielt großartig den Architekt Alexandre der sich durch seine Größe nicht davon beirren lässt, seine Träume zu verfolgen. Mit Schlagfertigkeit und Würde beeindruckt er sowohl Diane, als auch Personen, die in ihren Reaktionen gegenüber eines Kleinwüchsigen weniger feinfühlig sind. Selbstmitleid oder auch das Verlangen von übermäßiger Rücksichtnahme sind für Alexandre tabu.

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Keine moralinsaure Kino-Kirsche
 

Bei Komödien, in denen es um menschliche Gebrechen oder Unzulänglichkeiten geht, stellt sich automatisch die Frage, wie weit man gehen darf. Es soll humorvoll über Personen mit Behinderungen oder Einschränkungen jeglicher Art erzählt, aber diese nicht der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Dass man mit den Menschen lacht, aber nicht über sie. Dazu möchte man als Zuschauer nicht vor Peinlichkeit vergehen oder sich beim Fremdschämen unterm Kinosessel verstecken müssen, wenn die Stimmung plötzlich umschlägt und aus der Komödie eine ernste Sozialstudie mit erhobenen Zeigefinger wird. Regisseur Laurent Tirard versteht es seinen Protagonisten nicht der Häme auszusetzen, sondern auf lustige Weise das Verlangen von Perfektion bei der Partnersuche in Frage zu stellen.


Natürlich kann man hier wiederum anprangern, dass der kleingewachsene Alexandre sich als Objekt der Begierde eine Frau mit - nach gesellschaftlichen Standards gemessen - perfektem Aussehen ausgesucht hat. Im Gegensatz zu Diane ist für ihn das erste Treffen schließlich auch kein Blind-Date. Wie so oft, ist es auch hier wieder einmal die Frau, die bei ihrer Suche nach einem geeigneten Lebenspartner Abstriche macht. Weiterhin kommt die Frage auf, ob im Zeichen der heutigen politischen Korrektheit nicht ein kleinwüchsiger Schauspieler für die Rolle des Alexandre zur Verfügung gestanden hätte? Mit seiner realen Größe von 1,82 m ist Jean Dujardin für die Rolle visuell verkleinert worden.
 

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Zu meckern gibt es letztendlich immer etwas. Wer ein Haar in der Suppe sucht, wird es irgendwie finden und wenn er es sich selbst rausrupft. Es gilt festzustellen, dass »Mein ziemlich kleiner Freund« ein witzige, charmante und kurzweilige Komödie ist, die hoffentlich nicht zwischen all den Blockbustern untergeht, sondern den Weg für weitere intelligente Filme jenseits amerikanischer Remake-Orgien und peinlicher »Coming-Of-Age«-Softporno/Road-Trip-Komödien ebnet.