"Undressed - aus einem Leben mit mir": Was Wolfgang Joop bei der lit.cologne verriet
Veröffentlicht am 11. Oktober 2013
Gestern Abend stellte Wolfgang Joop seine Biografie „Undressed“ in Köln im Rahmen der lit.cologne vor. Jedenfalls war das geplant. Im Gespräch zwischen Journalistin Antje Wewer und dem Modeschöpfer erfuhren wir zwar einiges über seine Vergangenheit und Pläne für die Zukunft, jedoch war nicht wirklich klar, was genau uns davon in seinem aktuellen Buch erwartet.
Antje Wewer war gut vorbereitet, auf ihrem Schoß ruhte ein Exemplar von „Undressed“, versehen mit vielen, bunten Notizzetteln. Doch (der für seine 68 Jahre wirklich grandios aussehende) Joop wollte irgendwie nicht so wirklich auf ihre Fragen antworten, sondern lieber über das reden, wozu er gerade Lust hatte. Das war durchaus unterhaltsam für die zahlreichen Anhänger unter den Besuchern der Lesung. Für alle anderen war es zwischenzeitlich etwas anstrengend.
Was wir über Wolfgang Joops neue Biografie erfuhren, war dass der Titel „Undressed – Aus einem Leben mit mir“ daher stammt, dass Joop lediglich bestimmte Stationen und Ereignisse aus seinem Leben erzählt, also nur einen Handlungsstrang erzählt. Joop sagt selbst, dass Buch hätte auch ganz anders aussehen können, hätte er sich für andere Momente aus seinem Leben entschieden. In vielen nächtlichen Gesprächen sei ein Buch entstanden, von dem er zunächst nicht gewusst hätte, ob es überhaupt veröffentlicht werden würde. Angeblich teilt Joop in seinem Werk nämlich ganz schön aus.
„Ich habe mir Gedanken gemacht über die ganzen einstweiligen Verfügungen mit denen wir als Verlag zu kämpfen haben werden.“
Inhaltlich erfahren wir ansonsten wenig brisante Details, es wird keine Passage aus dem Buch vorgelesen, was zumindest für Besucher schade war, die kein Exemplar in ihrem Besitz hatten. Joop plapperte 90 Minuten über alles was ihm gerade in den Sinn kam, seine Kindheit auf einem Bauernhof, umgeben von Frauen, seine Jahre auf dem Weg zum Modeschöpfer, seine Ehe, seine Elternschaft, sein Coming-Out und Diverses mehr.
„Ich war so lange mit der Frau zusammen, wie ich es sein wollte aber auch so lange wie sie es wollte.“
Auch die Höhen und Tiefen seiner Karriere kamen zur Sprache, nur das Joop nicht so gerne über die Tiefen sprach. Stellenweise merkte man ihm an, wie nah ihm dieses Thema immer noch geht. Über seine Marke „Wunderkind“ sagt Joop, dass er sie nie wieder hergeben wird und nach wie vor fest an sie glaubt. Von Investoren hält der Designer inzwischen wenig. Dass er immer noch in Verbindung mit der Marke „Joop“ gebracht würde, belustigt ihn anscheinend eher.
"Wenn mir dann jemand stolz seine Joop-Unterhose zeigt.“
Auch große Modeketten wie H&M und Zara kommen bei ihm nicht gut weg. Die Modewelt von heute sei übersättigt, überall werden den Menschen Trends hinterhergeworfen. Joop ist der Überzeugung früher war alles besser:
„Platz. Es gab ja nichts. Das war damals das Beste.“
Trotzdem verurteilt Wolfgang Joop Konsum nicht. Schließlich würde er auch nur Sachen kaufen, die ihm gefallen aber auch bezahlen kann. Darauf ist auch er bei seinen Kunden angewiesen.
„Ein Bäcker kann ja auch nicht nur seine eigenen Brötchen fressen.“
So konfus das Gespräch auch ist: Joop sorgt immer wieder für Lacher im Publikum. Zum Beispiel als er seine Abneigung gegenüber Victoria Beckham zelebriert oder Boris Becker als Macho deklariert. Auch über seine Designer-Kollegen spricht Joop. Die Freundschaft mit Jil Sander, die irgendwann nicht mehr funktioniert habe. Doch dafür sei er selbst nicht verantwortlich, meint Joop.
"Undressed - aus einem Leben mit mir": Was Wolfgang Joop bei der lit.cologne verriet
Neben den direkten Sprüchen, die für Lacher im Publikum sorgen, stimmt Wolfgang Joop auch die leisen Töne an. Angesprochen auf das zum Teil komplizierte Verhältnis zu seinen Töchtern gibt er Fehler zu:
„Wir wollten immer Freunde der Kinder sein, keine Eltern. Florentine hat das besser verkraftet als Jette (…)."
Am Ende der Veranstaltung signiert Joop dann noch die Exemplare seiner Fans von „Undressed“. Wer sich es bis jetzt noch nicht zugelegt hat, bleibt weiter unschlüssig. Irgendwie ist keiner schlauer, was nun in dem Buch steht. Wahrscheinlich ist es genau wie das Gespräch, eine Sammlung von Erinnerungen, witzigen Anekdoten und nachdenklichen Überlegungen von Wolfgang Joop. Und dafür können sich wohl nur wahre Joop-Fans begeistern.