Senta Berger und Roger Willemsen präsentieren die Autorin Nina Berberova auf der lit.COLOGNE
Veröffentlicht am 20. März 2012
Bei der litCOLOGNE 2012 wurede u.a. eine Lesung mit Roger Willemsen und Senta Berger zu Nina Berberova veranstaltet. Die Autorin war eine russische Lyrikerin und Prosaikerin. Sie wurde 1901 in Sankt Petersburg geboren und starb 1993 in Philadelphia, USA. Lange blieb sie unentdeckt - zu ihren Lebzeiten wurden ihre Werke mit einer Auflage von durchschnittlich 800 - 1000 Stück verlegt. Jetzt grub Roger Willemsen ihre Werke aus und präsentierte sie zusammen mit Senta Berger auf der zwölften lit.COLOGNE, dem internationalen Literaturfest.
Am Anfang der Veranstaltung wurde den Anwesenden der Imhoff Familie gedankt, da ohne die Imhoff Stiftung die kid.COLOGNE nicht zu Stande kommen könnte. Dann kamen Senta Berger und Roger Willemsen herein - Roger Willemsen wollte den zu lesenden Text kürzen, aber Senta Berger war so beeindruckt von den Worten, dass sie sich dagegen versperrte. Den Kompromiss hat das Publikum wohlwollend aufgenommen. Willemsen sorgte dafür, dass die Einnahmen des Abends zu Gunsten eines afghanischen Frauenvereins gespendet wurden. Senta Berger verzauberte mit ihrer wunderbaren Lesestimme - das Publikum applaudierte nach fast jedem Leseabschnitt. Willemsen erzählte aus Berberovas Leben und brachte uns ihre Person, ihre Neigungen und Abneigungen näher:
Nina Berberova wurde in Russland geboren und fühlte sich dort der "Intelligenzija" zugehörig, sie stammte aus gut betuchtem Hause, mochte aber nicht zur vermögenden Klasse gezählt werden. Ihr Vater war hoher Beamter im Schatzministerium und ihre Mutter stammte von russischen Gutsbesitzern, deren Linie sich bis zu Katharina der Großen zurückverfolgen lässt. Berberova verließ mit ihrem ersten Mann Wladislaw Chodassewitsch die Sowjetunion und ließ sich mit ihm, nachdem sie bei Maxim Gorki in Berlin lebte, in Paris nieder. Später emigrierte sie in die USA und wurde dort nach Anlaufschwierigkeiten Lektorin und Professorin für russische Literatur. Am bekanntesten ist ihr Buch über Tschaikowski und ihre Autobiografie. Sie sei eine der ersten Autoren gewesen, die eine Biografie so lebendig, so detailliert und prosaisch geschrieben habe. Eindrucksvoll habe sie das Schicksal der emigrierenden Russen in einer schwierigen geschichtlichen Zeit beschrieben und für die Nachwelt eingefangen.
Wer war die Person Nina Berberova? Die Moderatoren ließen das Publikum wissen, Berberova hätte als Kind schon ihre Eltern tauschen wollen. Sie habe zu einer Freundin gesagt, dass man ja schließlich nichts davon habe, wenn man Jahr für Jahr bei denselben Eltern verbringen würde, da man dann nichts Neues lerne. Berberova liebte die Freiheit und das Leben. Roger Willemsen merkte an: "Sie beschreibt die Freiheit besser als Gauck, finde ich."
Jedes Vierteljahrhundert sei Nina Berberova in eine neue Haut geschlüpft. Umzüge und neue Personen, Ehemänner um sie herum, bewirkten diesen Wandel. Sie lebte auf einer Naht zwischen verschiedenen Zeiten und Personen. Ausschlagebend dafür sei ihr Hunger nach Leben. Bemerkenswert seien die Detailbetrachtungen der Autorin, wie ein senfverschmierter Teller, ein besonderer Mantelstoff oder Ähnliches.
An diesem Abend der lit.COLOGNE wurde angemerkt, das es zur Zeit keinen lieferbaren Titel von Nina Berberova gibt - aber das sich dies mit dem Abend ja vielleicht ändern würde.