Frankfurts dunkle Seite – die etwas andere Stadtführung

von Portrait von Arzu A. Kayvani Arzu A. Kayvani
Veröffentlicht am 12. November 2014

Elisabeth Lücke kennt sich aus in Frankfurt. Nicht nur in der Stadt selbst, sondern auch in der Stadtgeschichte mit all ihren kuriosen, spannenden und spektakulären Geschichten. Elisabeth Lücke ist Stadtführerin in der Mainmetropole. Eine, die ihren Gästen nicht nur die Sehenswürdigkeiten zeigt, sondern auch jede Menge interessante Hintergrundinformationen hat.

Nach ihren ersten zwei Büchern "Frankfurt am Main. Rundgänge durch die Geschichte" und "Frankfurt am Main. Neue Rundgänge durch die Geschichte" hat sie nun die 21 spannendsten Kriminalfälle in ihrem dritten Buch „Frankfurts dunkle Seite“ beschrieben. In dieses haben neben zahlreichen, uns noch heute bekannten Fälle, wie etwa der Fall Jakob von Metzler, die Ermordung Rosemarie Nitribitts oder der RAF-Terror in Frankfurt auch historische Kriminalfälle Eingang gefunden. So etwa die Ermordung des Klavierhändlers Lichtenstein im Jahre 1904, der Fall des Giftmörders Karl Hopf oder der von Rosa Luxemburg. Packend berichtet sie über die Hintergründe der Jürgen Schneider Affäre oder führt den Leser in ein Edelbordell im Kettenhofweg, in dem sechs Menschen brutal getötet wurden.

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Die Autorin hat die Kriminalfälle in Deliktgruppen aufgeteilt: Raub, Diebstahl & Betrug, Entführung & Erpressung, Mord, politisch motivierte Straftaten und Vermischtes.

Besonders erwähnenswert ist in der Kategorie Vermögensdelikte (Raub, Diebstahl & Betrug) neben der bereits genannten Jürgen-Schneider-Affäre auch der Skandal um die Firma S&K der Gründer Stephan S. und Jonas K.

Im Kapitel Entführung & Erpressung fasst Elisabeth Lücke unter anderem die grausamen Ereignisse um die Entführung und Tötung des elfjährigen Jakob von Metzler im Jahr 2002 zusammen, der nicht nur in Frankfurt für Entsetzen gesorgt hat. 

Zu den wohl bekanntesten Mordfällen dürfte die Tötung der Edelprostituierten Rosemarie Nitribitt gehören, die bis heute nicht aufgeklärt wurde. Ebenso unklar sind die Hintergründe der Ermordung ihrer „Kollegin“ Helga Matura, deren Leiche etwa 9 Jahre später, ebenfalls in Frankfurt, aufgefunden wurde.

Im Rahmen der politisch motivierten Straftaten werden unter anderem über den Fall Rosa Luxemburg und den RAF-Terror in Frankfurt mit den Brandanschlägen auf die Kaufhäuser M. Schneider und Kaufhof im Jahr 1968 und den Bombenanschlag vor dem Casino des IG-Farben-Gebäudes, dem Hauptquartier des V. US-Corps, berichtet.

Auf  100 Seiten können die 21 Kriminalfälle natürlich nur beleuchtet werden, doch genau das wollte dieses Buch bieten: Einen kurzen, packenden Einblick in die spektakulärsten Kriminalfälle Frankfurts. Das ist Elisabeth Lücke mit ihrem Buch wunderbar gelungen. Es ist interessant und spannend, bietet jede Menge Hintergrundinformationen zu den einzelnen Fällen und stiftet bei dem einen oder anderen Fall zur weiteren Internetrecherche an. So war es jedenfalls bei mir.

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Ich hatte Gelegenheit, der Autorin ein paar Fragen zu stellen:

stadtmagazin.com: Liebe Frau Lücke, Sie haben in Ihrem Buch „Frankfurts dunkle Seite“ über die spektakulärsten Kriminalfälle der Mainmetropole geschrieben. Wie kam es zu dieser Idee?

Elisabeth Lücke: Seit Jahren schon biete ich Führungen zu dem Thema "Kriminalfälle" an, sodass ich - als der Sutton-Verlag mich ansprach - mir gut vorstellen konnte, dazu ein Buch zu schreiben. Es kam auch immer wieder bei meinen Führungen vor, dass Gäste mich fragten, wo man das eine oder andere nachlesen könne. Das ist nun möglich!

stadtmagazin.com: Sie arbeiten seit vielen Jahren als Gästeführerin in Frankfurt. Erzählen Sie bei diesen Gelegenheiten auch von den aufregenden Geschichten, um Ihre Führungen für die Gäste möglichst spannend zu gestalten? 

Elisabeth Lücke: Ich biete circa 20 verschiedene Führungen an, wenn es denn passt, füge ich auch schon mal einen Kriminalfall ein, aber es gibt ja eben die Führung, die sich ausschließlich damit beschäftigt. Im Moment überlege ich eine zweite Tour mit Kriminalfällen anzubieten, denn bei meiner Recherche für das Buch bin ich auf interessante Fälle gestoßen, die noch nicht Bestandteil meiner ersten Tour sind.

stadtmagazin.com: Als Stadtführerin kennen Sie sicherlich alle Geschichten, Begebenheiten und Besonderheiten Ihrer Stadt. Und es gibt ja auch zwei Bücher von Ihnen über Frankfurt. Haben Sie bereits Ideen für ein neues?

Elisabeth Lücke: Zur Zeit habe ich noch keinen Plan für ein weiteres Buch, bin aber  sicher, dass es noch eins geben wird, wenn mir ein interessantes Thema einfällt!

stadtmagazin.com: Was finden Sie selbst an Frankfurt besonders spannend? Was beeindruckt Sie noch immer an Ihrer Stadt?

Elisabeth Lücke: Seit über 25 Jahren lebe ich nun im Frankfurter Raum und fühle mich hier sehr wohl, wenngleich ich manchmal den hohen Norden vermisse. (Bevor ich hierher kam, habe ich in Kiel gelebt und in Hamburg gearbeitet.) Frankfurt ist eine überschaubare moderne Metropole, die auf eine über 1200jährige Geschichte zurückblicken kann. Diesen Kontrast, der sich auch optisch zeigt, finde ich immer noch faszinierend (schmucke Gründerzeithäuser neben modernen Bürogebäuden). Ferner gefällt mir die multi-kulturelle Situation hier; meine Familie und ich haben Freunde und Bekannte aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen, das wäre in einem 

kleinen Ort in Schlewig-Holstein sicher nicht der Fall. Das großartige Kulturangebot und schöne Umland vom Taunus bis zum Rheingau sind auch nicht zu unterschätzen.

 

"FRANKFURTS DUNKE SEITE - Späktakuläre Kriminalfälle" von Elisabeth Lücke ist erschienen im Sutton Verlag, ISBN 978-3-95400-470-6; 19,99 EUR

 

 

Frankfurts dunkle Seite – die etwas andere Stadtführung