Tiefsinnig und gefühlvoll, sympathisch und witzig - Marcel Brell im Interview
Veröffentlicht am 29. Oktober 2015
Möbel krachen ein, Beziehungen gehen zu Bruch, alles Mögliche kann kaputt gehen. Aber nur, da es kaputt ist, heißt es nicht, dass man es auch nicht wieder reparieren kann. Gut, manche Dinge sind nicht reparabel, aber so ist das im Leben. Dinge, die einem so gar nicht in den Kram passen, passieren. Aber damit muss man leben können und weitergehen - sich davon nicht aufhalten lassen seinen Weg zu gehen. Mit seinen Texten regt Marcel Brell zum Nachdenken an, man fühlt sich angesprochen. Es werden Geschichten erzählt, ganz simple Wahrheiten, mit denen sich jeder identifizieren kann. Wenn nicht in dem einen Song, dann aber in dem Anderen. Marcel Brell kleidet seine Gefühle in Worten, da ist es nicht verwunderlich, wenn zu seinen Vorbildern Rilke, Schiller und Erich Fromm zählen, denn diese Menschen haben sich für Inhalte stark gemacht.
Erst vor zwei Jahren begann der junge Mann eigene Songs zu schreiben, davor war er aber bereits erfolgreicher Songschreiber und Produzent. Letztes Jahr erschien sein Debüt-Album "Alles gut, solang man tut" mit dem er schon ganze sieben Mal auf Tour war - sowohl solo, als auch mit Band.
Ich habe Marcel einige Fragen gestellt, um ein wenig mehr über ihn zu erfahren.
Hallo Marcel, ich habe gelesen, dass du bereits früh Musik gemacht hast. Hatte Musik einen großen Stellenwert in deiner Familie? Wie war das für dich und bist du froh darüber?
Mein Vater ist Opernsänger und meine Mutter hat früher Balett getanzt. Als ich 6 war, hab ich mit dem Klavierspielen angefangen und seitdem nicht mehr aufgehört. Mein Vater hat seine Familie immer mit seinem Gesang ernährt, insofern war Musik natürlich ein bestimmendes Thema in unser aller Leben.
Abgesehen von der Musik: Was machst du in deiner Freizeit noch gerne? Was spielt in deinem Leben auch eine wichtige Rolle und warum?
Ich fotografiere. Befreundete Musiker, Freunde, Familie und Dinge, die ich auf der Straße sehe. Ich habe immer einen Fotoapparat dabei. Außerdem geh ich 2-3x pro Woche zum Sport, um mich fit zu halten. Auf Tour schlepp ich 'ne Menge Instrumente von A nach B, mein Rücken freut sich, wenn ich mich sportlich betätige. Außerdem liebe ich das Stumpfe daran. Im Fitnesstudio ist alles egal. Das Einzige was zählt, ist: Mann gegen Maschine. Haha.
Welchen Beruf kannst du dir vorstellen auszuüben, der nichts mit Musik zu tun hat? Warum?
Viel zu viele, leider. Ich hätte gerne mehrere Leben. Ich wäre gerne Fotograf, Filmemacher und Architekt. Als Kind wollte ich immer gerne Handwerker werden, weil ich Hammer toll fand. Meine Eltern haben mir deshalb einen Schaumstoff-Hammer geschenkt. Das Schöne am Handwerkersein ist, dass man Dinge erledigt. Erst kaputt, dann heile. Erst muffiger Teppich, dann Parkett. Erst Durchzug, dann dicht.
Du bist viel auf Tour in ganz Deutschland - was gefällt dir besonders daran? Ist dir etwas besonders im Gedächtnis hängen geblieben?
Am Besten gefallen mir die 80 Minuten während derer ich auf der Bühne stehe und ein Konzert spiele. Der ganze Rest - fahren, schleppen, aufbauen, abbauen, schleppen, fahren - gefällt mir nicht so. Gehört aber dazu. Es sind schon ein paar hundert Konzerte zusammen gekommen in den letzten drei Jahren. Hängen geblieben ist zum Beispiel mein erstes Konzert vor ein paar Jahren in Frankfurt - vor sechs Leuten. Aber Spaß beiseite: Ich liebe es einfach, wenn ich merke, dass ich die Leute persönlich erreiche. Neulich hat mir eine Frau geschrieben, dass sie sich nach 20 Jahren Ehe von ihrem Mann getrennt hat. Nachdem sie "Nur den Augenblick" gehört hat. Auch schön.
Worauf darf man sich bei deinem neuen Album im nächsten Jahr freuen?
Das wird ein ziemlich gutes Album! Ich bin schon mitten in der Produktion und trau mir, anders als beim ersten Album, auch einfach wieder mehr Wums zu zulassen. Ich beschäftige mich mehr mit dem Sound und entdecke für meine eigenen Songs eine neue Produktionsästhetik. Das erste Album hab' ich eher trocken und sachlich produziert, um 100% Fokus auf den Songs und den Texten zu haben. Beim neuen Album lasse ich mehr musikalische Farben zu, was irre Spaß macht. Auch textlich freu ich mich sehr auf's zweite Album. Es wird viel um Sprache gehen und darum, dass man zwar oft viel redet, aber wenig sagt.
Was möchtest du unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Ein Smartphone mit Google Maps. Und: Mein Bruder Aljoscha hat einen Roman veröffentlicht. Der heißt "Kress" und ist voll gut.
Das neue Album erscheint voraussichtlich im Herbst 2016. Morgen erscheint Marcels neue Single "Kaputt", die ihr euch bereits HIER auf Youtube ansehen könnt. Ab heute beginnt Marcels Tour, die letzten Tickets können sich noch gesichert werden für folgende Daten:
29.10. Dortmund, Subrosa
30.10. Koblenz, Mephisto
01.11. Siebenborn, Wanderschutzhütte
03.11. Berlin, Privatclub
04.11. Erfurt, Museumskeller
05.11. München, Pasinger Fabrik
06.11. Karlsruhe, Kellerhalle
08.11. Köln, Wohngemeinschaft / Zusatzkonzert um 16 Uhr
09.11. Frankfurt, Nachtleben
10.11. Münster, Hot Jazz Club
11.11. Hamburg, Nochtspeicher
13.11. Cottbus, Café Grenzenlos
14.11. Magdeburg, Turmpark Alt-Salbke
21.11. Gau-Algesheim, Schloss Ardeck