Red Rising - (c) Stadtmagazin.com/Freya Wolff © Stadtmagazin.com/Freya Wolff

Buchrezension zu "Red Rising" von Pierce Brown

von Portrait von Freya Wolff Freya Wolff
Veröffentlicht am 10. März 2016

Inhalt:

Wenn du Gerechtigkeit willst, musst du dafür kämpfen!

Der junge Darrow lebt in einer Welt, in der die Menschheit die Erde verlassen und die Planeten erobert hat. Bei der Besiedlung des Mars kommt ihm eine wichtige Aufgabe zu, das jedenfalls glaubt Darrow, der in den Minen im Untergrund schuftet, um eines Tages die Oberfläche des Mars bewohnbar zu machen. Doch dann erkennt er, dass er und seine Leidensgenossen von einer herrschenden Klasse ausgebeutet werden. Denn der Mars ist längst erschlossen, und die Oberschicht lebt in luxuriösen Städten inmitten üppiger Parklandschaften. Sein tief verwurzelter Gerechtigkeitssinn lässt Darrow nur eine Wahl: sich gegen die Unterdrücker aufzulehnen. Dabei führt ihn sein Weg zunächst ins Zentrum der Macht. Der unerschrockene Darrow schleust sich in ihr sagenumwobenes Institut ein, in dem die Elite herangezogen wird. Denn um sie vernichtend schlagen zu können, muss er einer von ihnen werden …

Meine Meinung:

Red Rising macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Das Cover ist schlicht, aber dennoch sehr aussagekräftig, es wirkt düster und verheißungsvoll. Wenn man das Buch aufschlägt, fällt einem zunächst die Skizze einer Karte ins Auge, die man erst im späteren Verlauf des Buches versteht. Mein Interesse hat sie jedoch von Anfang an geweckt. Außerdem ist das Buch in drei Hauptabschnitte unterteilt, die das Geschehen um den Protagonisten Darrow sehr sinnvoll gliedern.

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Der Leser wird schnell in das Geschehen hineingeworfen und verfolgt Darrows Alltag, ohne groß in die Welt eingeführt zu werden. So war der Einstieg in die Geschichte für mich etwas schwierig, da man in sehr kurzer Zeit mit sehr vielen Informationen konfrontiert wird. Es geht um eine völlig neue Welt auf einem anderen Planeten, die unserer so gar nicht ähnelt. Es werden viele fremdartige Begriffe verwendet, die nur sehr beiläufig oder gar nicht erklärt werden, was den Lesefluss am Anfang etwas ins Stocken bringt. Auch wenn der Einstieg etwas überfordernd ist, ist man spätestens nach dem ersten der drei Teile in der Geschichte angekommen. Die meisten Begriffe erklären sich im Laufe des Buches von selbst.

Der Schreibstil wird für einige wahrscheinlich sehr gewöhnungsbedürftig sein. Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Darrow und in der Gegenwart erzählt. Im Gegensatz zu vielen anderen Romanen ist hier der Protagonist also männlich und das hört man auch deutlich heraus. Der Schreibstil ist kühl und prägnant, die kurzen Sätze machen das Ganze dramatisch und erlauben dem Leser keine Pause. Aber die braucht man auch nicht, denn wenn man einmal angefangen hat, kann man das Buch auch kaum noch aus der Hand legen. Dieser Stil verleiht dem Buch eine düstere und spannende Atmosphäre, die sich durch das ganze Buch zieht und an der einen oder anderen Stelle zum Nachdenken anregt.

Darrow ist ein starker und ehrgeiziger Hauptcharakter, der vor allem von seiner Liebe zu Eo angetrieben wird. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, flucht gerne, oft und sagt auch ungefiltert, was er denkt. Obwohl er sehr impulsiv und vorschnell ist und auch viele Fehler macht, ist er sehr intelligent und geschickt. Denn er sieht seine Fehler ein und macht das Beste daraus. Er lernt schnell und ist außerdem sehr anpassungsfähig, was ihn als Protagonist der düsteren Geschichte auszeichnet. Der Darrow, den der Leser am Anfang kennenlernt, und der, den man am Ende des Buches sieht, sind vollkommen unterschiedlich, weil er sich ständig weiterentwickelt. Auch wenn es durch seine sture und rebellische Art gerade als Frau nicht leicht ist, sich in ihn hineinzuversetzen, macht es Spaß, die Geschichte aus seiner Sicht zu verfolgen. Abgesehen von Darrow hat Pierce Brown auch zahlreiche authentische Nebencharaktere mit Wiedererkennungswert geschaffen.

In Red Rising wird eine spannende Geschichte erzählt, die sich nach dem ersten Abschnitt völlig anders entwickelt als man zu Beginn erwartet. Darrow schafft es, sich in die Welt der Goldenen einzuschleusen und wird nach einigen Prüfungen in das Institut aufgenommen. Doch wer im Institut der Goldenen mit theoretischen Lehren rechnet, hat sich geirrt. Denn im Institut müssen die Charaktere gegen ihresgleichen antreten und werden auf einmal zu Figuren in einem lebensechten Survival Game, das an Capture the Flag erinnert und in Sachen Gewalt keine Grenzen kennt. Dabei geht es aber auch um Stärke, Taktik und Strategie und am Ende wird sich zeigen, wer es wirklich wert ist, ein Goldener der höchsten Gesellschaftsschicht zu sein. Eine Achterbahnfahrt der Emotionen ist in diesem Abschnitt des Buches vorprogrammiert und man ist sich nie ganz sicher, wem man überhaupt noch vertrauen kann.

Besonders interessant sind auch die regelmäßigen Bezüge zum alten Rom und der römischen Mythologie. Die Schüler des Instituts gehören bestimmten Häusern an, die nach römischen Göttern benannt sind und so die jeweiligen Stärken der Schüler präsentieren. Auch spielt das alte Rom für den Aufbau der Welt, in der die Figuren leben, eine wesentliche Rolle. Diese Zusammenhänge sind in einem Science Fiction Roman zwar eher überraschend, machen das Ganze aber umso spannender und einzigartiger. Es zeigt außerdem, dass Pierce Brown sich beim Erschaffen einer völlig neuen Welt ausgiebig mit deren Ursprung befasst hat. In Red Rising werden nämlich noch längst nicht alle Einzelheiten der zwielichtigen Gesellschaft geklärt und gerade deshalb ist die Andeutung dieses großen Potenzials so vielversprechend.

Das Ende macht definitiv Lust auf mehr und wer neugierig geworden ist, darf sich im Sommer über die Veröffentlichung des zweiten Teils "Red Rising - Im Haus der Feinde" freuen. Insgesamt ist Red Rising ein spannender und gelungener Trilogieauftakt, der vor allem für Fans von "Die Tribute von Panem", "Der Marsianer" und fesselnden Dystopien absolut empfehlenswert ist.