Cascada gewinnt "Unser Song für Malmö". Kalkül für den ESC-Sieg?

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 15. Februar 2013

Gestern Abend suchte "Unser Song für Malmö" in der ARD das Lied für den Eurovision Song Contest 2013 in Schweden. Cascada siegte mit "Glorious" und 30 Punkten, welche die Moderatorin Anke Engelke staunend verlas. Wie ein Schweden-Krimi lief die Endabstimmung ab: Die Radiohörer voteten mit 12 maximalen Punkten für LaBrassBanda, die Jury vergab die Höchstzahl an Blitzkids mvt. und die Zuschauer stimmten mit 12 Punkten für die Endsiegerin Cascada ab. Die Stimmen verteilten sich jeweils zu einem Drittel auf Radiohörer, TV-Zuschauer und die Jury.

Die Abstimmungen der drei Stimmparteien waren so unterschiedlich, wie die Kandidaten. Die Jury aus Tim Bendzko, Roman Lob, Anna Loos, Peter Urban und Mary Roos vergab LaBrassBanda beispielsweise nur einen Punkt, während die Radio-Hörer voll auf die bayerische Band bauten. Cascada und die Söhne Mannheims waren die bekanntesten Kandididaten - und tatsächlich gewann die Dance-Pop Sängerin. War der Sieg tatsächlich hauptsächlich ihrem Bekanntheitsgrad geschuldet, oder gibt es noch andere Gründe?

Viele Cascada-Fans waren bei dieser Abstimmung dabei, die bestehende Fanbase war also sicherlich ein Kriterium. Da Xavier Naidoo bei dem Song von den Söhnen Mannheims nicht dabei war, sprang der Bonus-Funke hier nicht über. Cascada ist wie die Söhne Mannheims über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt, was ein Vorteil für die Abstimmung beim Eurovision Song Contest sein könnte. Ein wichtiger Faktor ist allerdings auch, dass der Zuschauer sich an Vorjahressiegerin Loreen zu orientieren versuchte. Die Schwedin erzielte 2012 schließlich das zweithöchste ESC Ergebnis der Geschichte der Sendung und Cascadas Track "Glorious" ähnelte von allen gestrigen Liedern ganz klar am meisten Loreens Dance Song "Euphoria". Wenn da mal nicht Kalkül für den ESC-Sieg und Fan-Stimmen gemeinsame Sache machten. Ob die Milchmädchenrechnung aufgeht, wird sich allerdings noch zeigen, denn in den vergangenen Jahren siegte auch nicht immer der gleiche Typ.

So stimmte die Jury auch folgerichtig für außergewöhnliche Bands und Musiker, für gute stimmliche Leistungen, eingängige Songs und ein gutes Gesamt-Show Bild. Das coole Musikvideo von BLITZKIDS mvt. zum Song "Heart on the line" hatte die Jury sicherlich gesehen. Die zweithöchste Punktzahl vergab die Jury an Saint Lu - eine gute Musikerin, die ohne großen Schnickschnack mit ihrer prägnanten und außergewöhnlichen Stimme punktete und mit guter Laune eine tolle Atmosphäre verbreitete. Aber diesmal gewann eben nicht der Underdog.

Es gab überraschend gute Kandidaten, wie Saint Lu, Blitzkids, Mia Diekow oder die Schwedin Betty Dittrich - es gab aber auch die typisch kuriosen Auftritte wie diesen der Priester zusammen mit Mojca Erdmann. Die obligatorische Schmalz-Ballade musste natürlich auch sein: Nica & Joe versuchten es wie die Sieger Ell & Nikki aus Aserbaidschan - merkwürdiger Weise teilten Nica & Joe sich am Ende sogar den vierten Platz mit Saint Lu. Über Geschmack lässt sich allerdings streiten.

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