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Was sind Kryptowährungen?

von Portrait von Christine Pittermann Christine Pittermann
Veröffentlicht am 15. August 2022

Seit Jahren sind Kryptowährungen in aller Munde. Mit dem Aufstieg des Bitcoins begann in 2017 ein Trend, der bis heute anhält und die Finanzwelt auf den Kopf stellt. Im Prinzip ermöglichen Kryptowährungen den direkten Zahlungsverkehr zwischen zwei Parteien ohne die Zwischenschaltung von Intermediären (z.B. einer Bank). Aufgrund ihrer dezentralen Organisation über die Blockchain, sind die meisten Krypto-Projekte unabhängig von Zentralbanken und Regierungen, was sie gerade in Zeiten politischer Krisen interessant macht. Der Kauf von Kryptowährungen ist heutzutage für jeden möglich. Bitcoin mit PayPal zu kaufen ist beispielweise eine gern genutzte Option.

Im Vergleich zu Kryptowährungen unterliegen FIAT-Währungen der Inflation, die von den Zentralbanken gesteuert wird. Sie können jederzeit mehr Papiergeld drucken. Im Vergleich dazu, ist die Anzahl an der führenden Kryptowährung, dem Bitcoin, auf maximal 21 Millionen Einheiten begrenzt – das macht sie knapper als Gold. Anstelle von Banken tritt ein dezentrales Netzwerk. Die Teilnehmer des Netzwerkes verwalten sämtliche Transaktionen und generieren (sog. „Mining“) neue Einheiten. Möglich macht das die Blockchain-Technologie, von der du sicherlich schon gehört hast. Sie ist das technologische Fundament aller Kryptowährungen.

Warum gibt es sie?

Die erste und heute bekannteste Kryptowährung – der Bitcoin – ist 2009 entstanden. Zu einer Zeit, in der das Vertrauen in das Finanzsystem gebrochen war. Die globale Bankenkrise hat die Skepsis gegenüber der Finanzbranche in der Psyche der Menschen gefestigt. Das Ziel des Bitcoins war schlicht ein System zur Zahlungsabwicklung zu schaffen, dass ohne Banken funktioniert. Konsumenten sollen ein gewisses Maß an informationeller Selbstbestimmung und Anonymität erhalten.

Was hat das noch für Vorteile? Denk einmal an die Millionen von Menschen in armen Ländern, die bislang keinen Zugang zum klassischen Finanzsystem hatten. Kein Bankkonto, keine Kredite – keine Möglichkeit, den eigenen Lebensstandard zu verbessern. In Kryptwährungen steckt das Potenzial, diesen Menschen endlich Zugang zu Finanzdienstleistungen zu bieten – alles, was sie dafür brauchen, ist ein internetfähiges Smartphone. Stell dir Landwirte in Afrika vor, die plötzlich Kredite aufnehmen können, um Ressourcen und neue Maschinen zu finanzieren. Damit würde die Produktivität ihrer Arbeit und gleichzeitig ihr Wohlstand wachsen. Das ist nur eines von vielen Anwendungsfällen von Kryptowährungen bzw. der Blockchain-Technologie.

Mit dem Bitcoin fing alles an

Bitcoin war die weltweit erste Kryptowährung, die den Weg für alle weiteren Kryptowährungen ebnete. Erfunden wurde der Bitcoin in 2008 von Satoshi Nakamoto, dessen wahre Identität bis heute nicht bekannt ist. Stand heute ist Bitcoin die weltweit größte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung. Bitcoin ist eine digitale Währung, die auf der Blockchain-Technologie basiert. Wie oben bereits erläutert, versteht man unter einer Blockchain eine nicht veränderbare und dezentral organisierte Transaktionsdatenbank.

Im Bitcoin-Whitepaper kannst du nachlesen, dass Bitcoin das erste globale „Peer-to-Peer-System für elektronisches Bargeld“ ist, mit dem Online-Zahlungen von einer Partei an die andere gesendet werden kann – ohne eine Bank zu durchlaufen. Damit kannst du auch grenzüberschreitende Zahlungen zu einem Bruchteil der Zeit und Kosten einer traditionellen Überweisung vornehmen. Unabhängig von Zeit und Ort. Was du dafür brauchst, ist lediglich eine Krypto-Wallet.

Wie kauft man Kryptowährungen?

Um beispielsweise Bitcoin kaufen zu können, benötigst du eine sogenannte Wallet. Sie enthält deine Privat Keys und deine Public Keys. Deine Private Keys sind quasi dein Zugang zu Wallet. Vergleich sie mit der PIN beim Online-Banking, ohne welche du keinen Zugang zu deinem Guthaben hättest. Deine Public Keys wiederum sind vergleichbar mit einer IBAN. Um Bitcoin zu versenden, benötigst du deinen Private Key und den Public Key des Empfängers.

Wallets gibt es viele. Nachfolgend haben wir die wichtigsten Wallet-Typen mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen zusammengefasst.

Wallet-Typen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, deine Kryptowährungen aufzubewahren. Du kannst zwischen verschiedenen Wallet-Arten wählen, die jeweils Vor- und Nachteile haben.

Hier findest du eine Auflistung der unterschiedlichen Wallet-Arten:

Hot Wallet (Exchange/Handelsplattform)

Eine Hot-Wallet wird grundsätzlich von allen Krypto-Börsen zur Verwahrung deiner Kryptowährungen bzw. Private Keys angeboten. Sie stellt die einfachste und bequemste Wallet-Lösung dar. Grundsätzlich gilt dieser Wallet-Typ als sicher, besonders dann, wenn die Anbieter sämtliche Bestände in sicheren Offline-Wallets speichern. Das ist jedoch nicht immer der Fall.

Vorteile:

- Einfach und bequem

- Schnell und kostengünstig

- Hohe Sicherheitsstandards auf vertrauenswürdigen Plattformen wie Coinbase, Binance oder auch Bitpanda

Nachteile:

- Hohes Klumpenrisiko – fällt das System aus, sind deine Bestände im Zweifel verloren

- Viele Hot-Wallets weisen Sicherheitsrisiken auf, da mit dem Internet verbunden

- Software Wallet (Mobile/Desktop)

Auch Software Wallets gehören grundsätzlich zu den Hot Wallets, da sie auf einem internetfähigen Computer laufen, der „theoretisch“ Ziel eines Hackerangriffs werden kann. Der Vorteil von Software-Wallets liegt in der hohen Benutzerfreundlichkeit. Du greifst entweder über deinen Browser (Desktop-Wallet) oder eine App (Mobile-Wallet) auf deine Bestände zu.

Vorteile:

- Kostengünstige Alternative

- einfache Verwaltung von Krypto-Beständen

- einfacher Versand und Empfang von Kryptowährungen

- direkter Kauf innerhalb der Wallet

Nachteile:

- möglicherweise unzureichende Sicherheit

- Internetverbindung notwendig

- Verwendung öffentlicher WLAN-Hotspots nicht geeignet

- Hardware Wallet

Wer eine besonders sichere Wallet sucht, ist mit Hardware-Wallets am besten bedient. Diese Wallets werden auf einem physischen Speichermedium (auf dem sich deine Private Keys befinden) abgelegt und kryptografisch verschlüsselt.

Die Offline-Speicherung ist dabei der größte Vorteil. Solange dein USB-Stick nicht mit einem internetfähigen Computer verbunden ist, hat niemand Zugriff darauf. Wichtiger Hinweis: Kaufe keine gebrauchten Hardware-Wallets. Damit stellst du sicher, dass sie nicht in irgendeiner Weise kompromittiert wurden. Beziehe deine Wallets immer von vertrauenswürdigen Herstellern.

Außerdem solltest du immer ein Backup durchführen, um z.B. beim Verlust deiner Wallet weiterhin auf deine Kryptowährungen zugreifen zu können. Ohne Backup ist dies nicht möglich.

Vorteile:

- Höchste Sicherheitsstandards

- Einfache Backups und Sicherheitsmechanismen

- Keine Verbindung zum Internet notwendig (nur beim Durchführen von Transaktionen)

Nachteile:

- teurer als Software-Wallets

- aufwendiger in der Bedienung

Unsere Empfehlung: Deine Sicherheit liegt uns am Herzen. Aus dem Grund empfehlen wir unseren Lesern die Verwendung einer Hardware-Wallet, da nur sie ein Höchstmaß an Sicherheit verspricht. Ihre Private Keys liegen in deiner Kontrollumgebung und nicht in der eines Drittanbieters (z.B. Handelsplattform – Hot Wallet).

Falls du dich dennoch für eine Software-Wallet entscheidest, solltest du deinen Virusschutz inkl. Firewall upgraden und dafür sorgen, dass du ein kompliziertes Passwort für deine Wallet wählst.

Vorteile von Kryptos

Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen in Kryptowährungen zu investieren. Nachfolgend habe ich die zwei aus meiner Sicht wichtigsten Argumente zusammengefasst.

Geringe Korrelation mit Aktienmärkten

Bitcoin, Ethereum, Ripple & Co. haben eine vergleichsweise geringe Korrelation mit traditionellen Anlageklassen. Das bedeutet, dass deren Kursentwicklung im Durchschnitt von anderen Faktoren beeinflusst wird. Ein Zinsentscheid der Zentralbanken wirkt sich auf Aktien oder Immobilien anders auf als auf den Bitcoin-Kurs.

Aus finanzwissenschaftlicher Perspektive ist das eine ideale Voraussetzung. Solche Assets sorgen im Portfolio für eine bessere Diversifikation und Ausgleich von Risiken. Keine andere Anlageklasse bietet ähnliche Charakteristika. Ein kleiner Anteil an Kryptowährungen in deinem Portfolio kann dein Rendite-Risiko-Profil demnach erheblich verbessern.

Spannende Wachstumschancen

Kryptowährungen sind volatiler als ein MSCI-World-ETF, so viel steht fest. Aus dem Grund würden wir dir niemals empfehlen, einen großen Anteil an dieser neuen Assetklasse in dein Portfolio aufzunehmen. Der Markt ist sehr jung und befindet sich noch in einem Reifeprozess. Besonders die regulatorischen Unsicherheiten sollten nicht unterschätzt werden. Beispielsweise möchte China den Bitcoin-Handel aufgrund des negativen Umwelteinflusses stärker beobachten. Auch andere Regierungen sind noch skeptisch.

Allerdings lässt sich kaum leugnen, dass Kryptowährungen über massives Wachstumspotenzial verfügen. Die Wahrscheinlichkeit, die Inflation zu schlagen, steigt mit Kryptowerten im Portfolio. Den Kapitaleinsatz innerhalb kürzester Zeit zu verdoppeln, ist keine Seltenheit mehr auf dem Krypto-Markt. Aufgrund der oben genannten Gründe würden wir – gerade Einsteigern – empfehlen mit geringem Kapitaleinsatz sukzessive einzusteigen. Bitpanda bietet beispielsweise standardisierte Krypto-Portfolios an, die bereits über einen hohen Grad an Diversifikation verfügen. Dadurch investierst du wie bei ETFs in einen breiten Kryptoindex – ohne Klumpenrisiko.

Wir haben uns zudem angeschaut, was passieren würde, wenn du 2% deines MSCI-World-ETFs in 2020 auf Bitcoin umgeschichtet hättest. Anstatt 15%, hättest du in 2020 eine Gesamtperformance von 22% erzielt. Was zeigt uns das? Selbst mit einer kleinen Gewichtung, bieten Kryptowährungen einen attraktiven Rendite-Boost. Mehr als 5% deines Depotwertes sollten Kryptowährungen jedoch nicht einnahmen.

Achte auf diese Risiken

Die Volatilität ist bei Kryptowährungen wesentlich höher als bei anderen Anlageklassen. Der Markt reagiert äußerst sensibel auf Nachrichten – ob positiv oder negativ. Das macht die Prognose von Kursen schwierig. Außerdem kann das Halten großer Positionen psychologisch herausfordernd sein. Der Bitcoin kann von heute auf morgen 50% an Wert verlieren – das ist nichts für schwache Nerven.

Der Krypto-Markt befindet sich zudem noch in einem Reifungsprozess. Einige Projekte werden sich durchsetzen, andere wiederum nicht. Die Adaption ist gerade bei den großen Währungen (Bitcoin, Ethereum etc.) höher. Auch die Regulatorik weist großes Aufholpotenzial auf. Noch existieren keine globalen Standards, auch wenn die EU fleißig daran arbeitet. Ob und wie sich diese auf den Krypto-Handel und auf die Kursentwicklung auswirken, ist unklar.

Je weniger gut du mit Schwankungen umgehen kannst, desto niedriger solltest du Kryptowährungen in deinem Portfolio gewichten.

Kryptowährungen und Steuern

Sind Bitcoin steuerfrei? Es kommt darauf an. Hältst du deine Kryptowährung seit über einem Jahr, ist der Verkauf steuerfrei. Die Höhe des Gewinns ist irrelevant. Du musst ihn auch nicht in deiner Steuererklärung angeben. Verkaufst du deine Bitcoin jedoch innerhalb von 12 Monaten nach dem Kauf, dann sind deine Gewinne nur bis zu einer Freigrenze von 600 Euro steuerfrei. Liegst du über den 600 Euro, muss der Gewinn in voller Höhe versteuert werden – auch wenn du nur mit einem Euro über der Freigrenze liegst.

Die 600-Euro-Grenze gilt für sämtliche Kryptowährungen. Deine Gewinne werden mit deinem persönlichen Einkommensteuersatz (plus ggf. Kirchensteuer) versteuert, da es sich hierbei um ein privates Veräußerungsgeschäft handelt. Angaben zu privaten Veräußerungsgeschäften machst du mit der Anlage SO („Sonstige Einkünfte“).