Urteilsverkündung in Südafrika - Fünf Jahre Haft für den 'Blade Runner'

von Portrait von Götz H. Henke Götz H. Henke
Veröffentlicht am 21. Oktober 2014

Wegen der fahrlässigen Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp ist Oscar Pistorius, der wohl berühmteste Behindertensportler der Welt, heute in Pretoria zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Desweiteren verkündete Richterin Thokozile Masipa, dass er zu drei Jahren Haft wegen rücksichtsloser Benutzung einer Waffe verurteilt sei. Dieser Teil der Strafe wurde jedoch lediglich zur Bewährung ausgesetzt.

Es wäre keine einfache Entscheidung gewesen, bei der viele verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle gespielt hätten, erklärte die Richterin in einer rund einstündigen Erläuterung. Nicht nur das Handeln von Pistorius an jenem Tag vor rund zwanzig Monaten, an dem es zu den tödlichen Schüssen in seinem Anwesen in Silver Lakes, in der Nähe von Pretoria, kam, sei zu beurteilen gewesen. Die vier abgegeben Schüsse auf die Toilettentür, bei der er hätte wissen müssen, dass sich dahinter eine Person befand, für die dies eine auswegslose Situation darstelle, seien grob fahrlässig gewesen. In diesem Punkt schloss sich die Richterin also der Meinung der Staatsanwalschaft an, welche allerdings ein Mindeststrafmaß von zehn Jahren Haft forderte. Das Interesse der Öffentlichkeit an einer angemessenen Strafe sei zudem zu berücksichtigen gewesen. In ihrer Erläuterung führte sie verschiedene frühere Gerichtsverfahren und Urteile an, die von ihr zum Vergleich herangezogen wurden.

Eine Sonderbehandlung während der Haft wird Pistorius allerdings nicht zuteil. Die Ansicht der Verteidigung, dass ihr Mandant im Hausarrest besser aufgehoben wäre, da er aufgrund seiner Behinderung leichte Beute für Vergewaltigungen und andere Gewalttaten von Mithäftlingsseiten sei, teilte die Richterin nicht. Sie schenkte hingegen einem Gutachter Glauben, der sagte, dass Südafrikas Gefängnisse zwar nicht perfekt seien, aber dies nicht das erste Mal wäre, dass ein Mesnsch mit Behinderung in Haft käme. Des Weiteren fügte Sie hinzu, dass es schlecht für die Gerechtigkeit in Südafrika wäre, wenn der Eindruck entstünde, dass Reiche und Berühmte vor Gericht besser behandelt werden als Arme.

Anklage und Verteidigung haben nun bis zu zwei Wochen Zeit, Berufung gegen das Urteil einzulegen. Dann würde dies die Vollstreckung aussetzen. Bis zur Verhandlung vor dem Obersten Gericht könnten zwei Jahre vergehen, schätzen Experten. In dieser Zeit würde Pistorius weiter auf Kaution in Freiheit bleiben können.