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"In einer perfekten Welt" - die Gründer von mealmates machen alles richtig

von Portrait von Carina Kaiser Carina Kaiser
Veröffentlicht am 30. September 2016

Jeder weiß um den hart umkämpften Markt von Lieferdiensten. Aber aus einer guten Idee kann weitaus Größeres werden, als ein niedergeschriebenes Konzept. Die drei Gründer um mealmates haben sich getraut, ins kalte Wasser zu springen - mit Erfolg. 

Schöpfer, die die Wirtschaft verändern wollen

Um kurz vor acht liegt das Gewerbegebiet am Kölner Mediapark noch friedlich da. Im Kölnturm spiegeln sich die Morgenwolken, während aus einigen Fenstern der umliegenden Gebäude - noch oder wieder-  Licht auf die unaufgeräumten Schreibtische scheint. Es riecht nach starkem Kaffee und verflogenem Eau de Toilette. Hinter menschengroßen Zahlen  von 1 – 9 ragen weitere Bauten in den Himmel, hinter denen sich namhafte Unternehmen verstecken. Die frühe Sonne bestrahlt die obersten Etagen und hinterlässt eine unglaublich harmonische Atmosphäre. 

Carina KaiserCarina KaiserKölner Mediapark

Hinter der großen, silbernen Fünf belebten einst Radioriesen wie »Radio Köln« oder »1Live« die Räume. Heute sitzt in der 3. und 4. Etage der Startplatz, der sich selber als Inkubator und Treffpunkt für die rheinische Gründerszene beschreibt. Noch ist hier nicht viel los, was die nicht vorhandene Schlange vor dem guten Kaffeeautomaten beweist. Voreingenommen laufe ich durch die Flure. Schnell fällt auf: hier herrscht kein erwartetes Beginner-Klima. Die grüne Startplatz-Farbe zieht sich durch alle Räume und an den Wänden entlang. An der Wand neben dem Empfang hängt eine unzählige Zusammenstellung von eingerahmten Startup-Namen. Gegenüber eine zeitliche Auflistung von  Angeboten für die kommende Woche: Seminare, Workshops, Meetups, Sprechstunden mit Experten. Die Tage sind voll. Der Dienstagabend lässt mich kurz laut auflachen. Von 20:00 bis 23:00 Uhr Public Viewing »Die Höhle der Löwen«. Da bekommt man glatt selber Lust, zu gründen. 

In Deutschland gibt es rund 6000 Gründer, die die Wirtschaft verändern wollen und können. Durchbruchsinnovationen können etablierte Marktstrukturen aufbrechen und Spielregeln ganzer Branchen verändern. Einige davon sitzen hier im Startplatz, wie das Food Startup mealmates. Auf einer der vielen Glastüren klebt ihr schwarz-weißes Logo. Dahinter geschieht die ganze Magie. 

mealmatesmealmatesmealmates Logo

Denkt man an Firmen, die sich in der ersten Phase ihres Lebenszyklus befinden, blättert das Gehirn oft ein klischeehaftes Bilderbuch im Kopf durch. Möchtegern-Gründer sitzen à la Facebook-Riese Mark Zuckerberg Nacht um Nacht in einer Garage und entwickeln, planen, (schmeißen Pläne wieder um) und konzipieren die kleine Frucht, die nach schweißtreibender Reifung zu einer attraktiven Ananas werden soll. Hoffentlich genau das, worauf die Konsumenten gewartet haben... Es ist der typische Struggle: junge, unerfahrene Teams bergen ein hohes Risiko. Auf dem umkämpften Markt als »Anfänger« Fuß zu fassen, eher schwierig. Wie es funktionieren kann, lässt sich bei einem Blick hinter die Starter-Kulissen von mealmates und seinen Gründern beantworten.

Weg vom Mainstream-Delivery Segment: Geliefertes Essen muss kein Fast Food sein 

Hinter mealmates stecken die jungen Gründer Nils Kornder (26), Shahin Golabi (27) und Pascal Ecker (26). Die drei Kölner Vorläufer brachten  mit einer brillanten Geschäftsidee und eigenem Startkapital den deutschlandweit einzigen Full-Stack Service auf den Markt. Mit dem Ziel qualitativ hochwertiges Essen in Rekordzeit an den Konsumenten zu bringen, hebt sich das Trio von klassischen Bringdiensten ab und erfindet geliefertes Essen neu. 

Alessandro De MatteisAlessandro De MatteisDie drei Gründer lernten sich während ihres Studiums an der Universität von Maastricht kennen. Dort studierten sie International Management.

Schon lange bin ich die immer gleichen Lieferdienste, die ausschließlich in Verbindung mit ungesundem Fast Food Fraß oder überteuerten Gebühren zu finden sind, leid. Die Jungs haben hierfür die Lösung. Mit einem Team aus mittlerweile 15 Personen (darunter 3 Köche, sowie einer ganzen Menge fleißiger Lieferfahrer), schrauben die Jungs die Latte für einen "einfachen" Delivery-Service nach oben. Ihr frisches Menü erinnert an ein kreatives Feinschmecker-Restaurant und ist bei Preisen von 6-9 Euro mehr als fair. Auf Knopfdruck und ohne Mindestbestellwert werden pro Tag bis zu 400 Speisen in Kölns urbanen Regionen ausgeliefert – binnen maximal 20 Minuten. Der Clou hinter der schnellen Lieferzeit: Durch eine speziell entwickelte Logistik-Software können die Fahrer auf mobilen Tablets sehen, von wo die nächste Bestellung eingegangen ist und sich sofort auf den Weg machen. Auf einer  Map können die Fahrer sogar live verfolgt werden. Eine täglich wechselnde Menükarte, in der sich drei verlockende Gerichte, zwei Nachspeisen sowie Getränke ablösen, sorgt für frischen Wind – vor allem in der Branche.

mealmatesmealmatesFrisches Essen auf Knopfdruck - mealmates probieren immer neue und interessante Geschmäcker aus

»Erfinde dein Geschäft neu, oder andere werden das tun«

Mit ihrem Jungunternehmen haben die drei eine Markt-Nische gefunden und geschlossen. Schwierig in einer Zeit, in der es an gefühlt nichts zu fehlen scheint. Startups setzen auf Innovation, entwickeln eigene Märkte und schaffen neue Geschäftsmodelle für ihre Branche. »Erfinde dein Geschäft neu, oder andere werden das tun«, versichert Unternehmensberaterin und Gründungscoach Evelyn Brock. Auch mealmates arbeitet ständig an neuen Konzepten. Seit Monaten wachsen sie an eigenen Erfahrungen und haben mittlerweile mehrere Standbeine inne. Die ready-to-eat Gerichte richten sich jetzt neben dem On-Demand Geschäft zunehmend auch an größere Firmen mit Sitz im Kölner Großraum. Die »mobile Kantine« der mealmates erstreckt sich bereits bis nach Leverkuse, Köln-Wahn, Ridenkirchen und Frechen. Nie war es einfacher, ohne viel Organisation, tägliches und gutes Essen direkt in den Betrieb geliefert zu bekommen. Bonne idée.

»Welchen Markt wollen wir bedienen? Passt mein Angebot zu der Nachfrage und bietet es einen echten Mehrwert?«, solche Fragen gilt es zu klären, veranschaulicht mir der 26-Jährige Nils Kornder, der innerhalb des Gründerteams für den Marketing- und Vertriebsbereich verantwortlich ist. Sein Arbeitstag beginnt meistens um 6 Uhr und endet nicht vor 19 oder 20 Uhr. Jetzt ist es gerade Mittag und Nils trinkt seinen vierten Kaffee aus der "I am a digital Nomad Tasse". Bis jetzt hat er erst eine Hand voll der 35 heute anstehenden To Do's erledigt, an die ihn sein Computerprogramm erfreulicherweise erinnert. Der Dienstag ist oft der stressigste Tag der Woche. Da kommen die Bestellungen in großer Menge, ganz abgesehen von den Nebenbei-Tätigkeiten. Heute möchte ein für mealmates interessanter Großkunde – sagen wir ein "Big Fish“ die Gerichte bei einem Meeting ausprobieren. Nils telefoniert, plant um, ändert Routen, schreibt Entschuldigungen und verzichtet auf sein eigenes Essen, damit der Kunde noch in den Genuss von Beef Pastasotto mit Pilzen, Brokkoli und knackigen Wachtelbohnen kommen kann. Alle anderen Gerichte sind bereits ausverkauft. Eines seiner 35 To Do’s heute besteht daraus, sich um ein Ersatzauto zu kümmern. Vor einigen Tagen wurde ein Liefermobil beschädigt. Ich frage ihn, ob in einem Startup oft alles so verläuft wie geplant. „In einer perfekten Welt...“ antwortet er lachend.

Immer wieder neue und interessante Geschmäcker

Augenblicke später befinden wir uns im Keller von Gebäude Nr. 4. Er ist nicht besonders groß. Die Heizöfen auf der rechten Seite geben eine angenehme Wärme von sich. An der linken Wand stapeln sich biologisch abbaubare Verpackungen. Die bewusste Nachhaltigkeit findet sich überall wieder. Seit die Küche letzte Woche in eine Größere verlagert wurde, ist es hier unten sicherlich nicht mehr so hektisch. Denn die Zutaten werden jeden Tag frisch eingekauft und verarbeitet. Ein kulinarisches Entwicklungsteam setzt sich bei mealmates einmal die Woche zusammen um neue Raffinessen für die kommenden Tageskarten auszuarbeiten. Dabei dürfen sich Qualität und Schnelligkeit nicht im Weg stehen. 

mealmatesmealmates

Das Feedback der Kunden ist wesentlich um weiter zu bestehen

Wo die journalistische Devise »Bad news are good news« heißt, lautet der Leitspruch eines Food-Startups »No News are good news« – dann kann man davon ausgehen, dass der Abnehmer zufrieden ist. Trotzdem appelliert mealmates an seine Kunden: »Sogar wenn nur kleinere Kritikpunkte mit uns geteilt werden, haben wir die Gelegenheit, hier auszubessern. Unsere Nutzer wollen oftmals nicht als „Nörgler“ verstanden werden, dabei hilft uns Nörgelei sehr. Das kommunizieren wir immer wieder auf’s Neue.«

Die drei Rheinländer setzen vor allem auf eine Mischung von Qualität und Kundenzufriedenheit. »Wir sind sehr offen für Kritik. Wir bleiben mit den Kunden in Kontakt und wollen wissen, was sie von unserem Produkt halten. Nur so werden wir besser.«, bewahrheitet Nils Kornder. Das junge Unternehmen erhält viel positives Feedback. »Schließlich sorgen wir für das Wohl des Kunden, denn wir sind integraler Teil ihres Alltags, und den gilt es so gut wie möglich weiter auf zu werten.« Neue Gründer haben viel Energie, heißt es. Seit der Gründung im Februar 2015 verfolgen die Jungs ehrgeizige Ziele. Niemand hat gesagt, dass Gründen einfach ist. Auf einmal bist du Chef und das Baby will genährt werden um zu wachsen. Sein letzter Urlaub, erinnert sich Nils, liegt über zwei Jahre zurück. Der Nächste ist noch lange nicht in Sicht. Aber das macht nichts. Auch, wenn er nach Feierabend Zuhause seinen Laptop wieder aufklappen und weiter arbeiten wird - er macht es gerne. Erfolg definiert jeder anders. Als Resümee nach einem Tag in einem Startup, würde ich behaupten, dass der Erfolg der jungen Gründer realistisch ist. Auch in einer nicht ganz so perfekten Welt.

ÖFFNUNGSZEITEN

MO-FR VON   12:00 BIS 14:00 UHR

                         18:00 BIS 21:00 UHR

Die Kölner Bloggerin Lisa hat mealmates probiert und schreibt auf ihrem Fashion, Food und Lifestyle-Blog WhatWouldBlairWaldorfSay eine tolle Rezension. Lesenswert! 

Weitere Info's und leckere Gerichte der Woche findet ihr hier!