Ehemaliger Mitarbeiter spricht von gefälschten Dokumenten
Veröffentlicht am 13. August 2012
Günter Wallraff wurde bekannt als "der Mann, der bei BILD Hans Esser war". Investigativen Journalismus betreibt er noch heute. Und wie so oft, macht man sich damit nicht grade Freunde und bewegt sich am Rand der Legalität. Kein Opfer ist zu groß für die Wahrheit. Trotzdem überrascht ein ehemaliger Mitarbeiter Wallraffs, der ihm bei einer Recherche half, jetzt mit der Äußerung, er hätte in Wallraffs Auftrag eine Unterschrift gefälscht. Der Spiegel berichtet, dass bei den Recherchen über eine Großbäckerei einiges nicht ganz koscher zu sein scheint. 2008 hatte Wallraff die desaströsen Arbeitsbedingungen in der Großbäckerei aufgedeckt; der Bäcker musste daraufhin seinen Betrieb schließen.
Zu den wichtigsten Indizien im noch laufenden Prozess sowie einem weiteren Verfahren in Köln gehören Aussagen von Mitarbeitern des Betriebs, rund ein Dutzend davon liegen als eidesstattliche Versicherungen vor. Wallraffs ehemaliger Mitarbeiter André Fahnemann behauptet nach Informationen des SPIEGEL nun, er und Wallraff hätten für die eidesstattlichen Versicherungen Aussagen bearbeitet und über die Blanko-Unterschriften von Mitarbeitern montiert. In einem Fall will Fahnemann sogar im Auftrag von Wallraff die Unterschrift eines Bäckereimitarbeiters gefälscht haben. mehr...
Dass im investigativen Journalismus oft mit Blanko-Unterschriften gearbeitet wird, mag denstets korrekten und bürokratisch affinen Durchschnittsbürger überraschen, aber so lange der Text der AUssage mit den Zeugen, in diesem Falle also den Mitarbeitern der Bäckerei, abgestimmt wird, kommt niemand zu schaden. Die Sache mit der gefälschten Unterschrift dagegen klingt schon merkwürdig. Bei allem Schutz für Investigativ-Journalisten - mit Manipulationen zu seinem "Recht" auf Wahrheit zu kommen, führt eben jene Wahrheit ad absurdum. Dass das Dokument mit der gefälschten Unterschrift nicht bei Gericht als Zeugenaussage eingereicht wurde, hilft da kaum. Und der Anwalt des Bäckers meckert natürlich glücklich über die schockierenden Abreitsweisen von Herrn Wallraff. Ob Wallraff tatsächlich Unterschriften hat fälschen lassen, oder ob sein finanziell angeschlagener Ex-Mitarbeiter sich nur wichtig machen will, klärt das Gericht.