Türkischer Starpianist Fazil Say wegen Blasphemie verurteilt

von Portrait von Michael Miskulin Michael Miskulin
Veröffentlicht am 15. April 2013

Ein Istanbuler Gericht hat den türkischen Pianisten und Komponisten Fazil Say wegen Herabwürdigung religiöser Werte und Störung des öffentlichen Friedens zu einer zehnmonatigen Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt. Say, der zurzeit durch Deutschland tourt, ist bekennender Atheist und Kritiker der religiös-konservativen Regierung von Ministerpräsident Erdogan. Im vergangenen April amüsierte sich Say via Twitter über Frömmler in seinem Heimatland.

"Du sagst, durch Deine Bäche wird Wein fließen, ist das Paradies denn eine Schänke? Du sagst, Du wirst jeden Gläubigen mit zwei Jungfrauen belohnen, ist das Paradies denn ein Bordell?" Diese zwei Zeilen eines Gedichtes, die dem persischen Dichter Omar Khayyam zugeschrieben werden, verbreitete Say auf dem Kurznachrichtendienst. Über einen Muezzin, der für den Ruf zum Abendgebet nur 22 Sekunden brauchte, schrieb der Starpianist: "Warum so eilig? Eine Geliebte? Der Raki-Tisch?"

Bei der Urteilsverkündung war der Künster Say laut Spiegel nicht anwesend und auch sein Anwalt wollte sich zur Verurteilung nicht äußern. Nun will Fazil Say sein Heimatland, sobald es ihm möglich ist, verlassen.