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Finanzwissen bei Jugendlichen in Deutschland

von Portrait von Christine Pittermann Christine Pittermann
Veröffentlicht am 28. September 2022

In der Schule lernt man die Rechtschreibung, Rechnen und erfährt, wie die Flüsse in den verschiedenen Ländern heißen. Geht es um die Themen Wirtschaft und Finanzen, so bleibt man aber unterversorgt. Das ist auch der Grund, wieso das Finanzwissen der deutschen Jugendlichen nicht ausgeprägt ist, sondern ausgebaut werden muss. Eine Umfrage von Union Investment hat gezeigt, dass der deutsche Jugendliche durchaus zu wenig weiß, wenn es um Finanzen und Investments geht.

Inflation? EZB? Zinsen?

Man muss nicht unbedingt auf der Stelle wissen, was Daytrading Broker bedeutet, aber sollte zumindest eine Ahnung haben, wenn es um die Veranlagung in Kapitalmärkte geht. Durch die Null- bzw. Niedrigzinspolitik der EZB, der Europäischen Zentralbank, sind Aktien heute so wichtig wie noch nie, da ohne Aktien keine Gewinne mehr erzielt werden können. Legt man sein Geld am Sparbuch oder Tagesgeldkonto an, so verbrennt man sein Erspartes. Ein Zinssatz im Bereich der 0,125 Prozent und eine Inflation zwischen 6 Prozent und 9 Prozent ergibt einen realen Geldwertverlust.

Apropos Inflation: Eine Studie des Bankenverbandes hat ergeben, dass gerade einmal 4 von 10 Jugendliche, die zwischen 14 und 24 Jahre alt waren, gewusst haben, was eine Inflationsrate ist. 9 von 10 haben nicht gewusst, wie es um die aktuelle Inflation bestellt ist. Das heißt, die Defizite der jungen Deutschen, wenn es um die Finanzen geht, sind enorm.

Könnte der Finanzführerschein für Abhilfe sorgen?

Um hier entgegenzuhalten und das Interesse an Finanzen zu stärken, empfehlen immer mehr Experten die Einführung eines Finanzführerscheins. Mit der verständlichen Aufarbeitung des Kapitalsystems könnte man die Jugendlichen so in neue Gewässer führen, damit sie wissen, Geld verdient man nicht nur während man einem Job nachgeht, sondern Geld kann man auch anlegen.

Doch es mag schwierig sein, bestimmte Wirtschaftsthemen in der Schule zu lehren, weil es eben kaum ausgebildete Fachkräfte gibt, die das können. Dass die Vermittlung wirtschaftlicher Inhalte natürlich ein sensibles Thema ist, ist nicht neu - aber das heißt nicht, dass man sich zur Gänze davor verschließen sollte.

Politische Bildung gibt es, Wirtschafts- und Finanzbildung aber nicht

Politische Bildung ist wichtig - hier ist man sich einig. Aber auch das Thema Finanzen darf nicht vernachlässigt werden. Letztlich geht es hier um die Zukunft der deutschen Jugend. Wer sich nicht mit den Finanzen befasst, kann nie ein Vermögen mit seinem Ersparten aufbauen oder lässt sich von Betrügern über den Tisch ziehen und muss zusehen, wie sein Geld immer weniger wird. Aber auch dann, wenn man das Geld am Sparbuch liegen hat, verliert es an Wert - auch wenn sich der Betrag nicht verändert.

Dass natürlich das Interesse vom Sparbuch in Richtung Aktienmarkt geht, ist nicht überraschend. Aber wenn man bedenkt, wie lange schon die Null- bzw. Niedrigzinspolitik verfolgt wird und wie viele Sparbücher es noch gibt, so mag es doch überraschend sein, dass der Deutsche dem altbekannten Produkt dermaßen die Treue schwört und sich gegen Aktien entscheidet.

Wohl auch deshalb, weil vielen Erwachsenen das Verständnis für Kapitalmärkte und Investitionen fehlt. Das aus dem Grund, weil auch sie es in der Schule nicht erklärt bekommen haben.

Tipp für deutsche Jugendliche, die investieren wollen

Wie soll der deutsche Jugendliche heute vorgehen? Fakt ist: So früh als nur möglich Geld investieren - ganz egal, ob für die erste Wohnung, den Kredit für das Haus oder für die Altersvorsorge. Je früher mit dem Investieren begonnen wird, umso höher fallen am Ende die Gewinne aus. Man muss auch nicht tief in die Tasche greifen, sondern kann mit einem ETF Sparplan schon damit beginnen, 20 Euro zu bestimmten Zeiten zu investieren.

Der große Vorteil eines ETF Sparplans? Man investiert in regelmäßigen Zeiten in einen ETF - das ist ein börsengehandelter Indexfonds, der einen bestimmten Markt nachbildet. Da die Preise schwanken, bekommt man für den zu investierenden Betrag mehr Anteile, wenn der Preis niedrig ist, aber dann wieder weniger Anteile, wenn der Preis hoch ist. Am Ende ergibt sich so eine Durchschnittsrendite, die, je länger investiert wird, umso höher ausfallen kann.