Eine Woche vegan – Mein Experiment

von Portrait von Christina Schwärzler Christina Schwärzler
Veröffentlicht am 13. März 2014

Das ich ein großer Fleischesser bin, dass kann man wirklich nicht sagen. Ich würde behaupten, ich bin eher als Beilagen Mensch zu bezeichnen. Nach eine Reihe von viel Freizeit, fettigem Essen und so manch langer Nacht, bei der auch hier und da ein guter Tropfen Wein floss (gut, seien wir ehrlich, viel Bier),  fühlte man sich dann doch irgendwie nicht mehr so ganz toll. Dazu kein Sport sondern, "sitz so viel auf der Couch wie möglich, um sie deinem Gesäß perfekt anzupassen", kamen dann auch die Kilos.

Ich wollte etwas Neues ausprobieren und etwas für meinen Körper tun. Mal vom nötigen Sport angesehen. Man findet viel zu der Detox Diät, bei der der Körper entgiftet und entschlackt wird. Bis heute habe ich ehrlich gesagt nicht begriffen, was dieses entschlacken eigentlich sein soll. Nein danke, dachte ich mir, nachdem ich ein bisschen über diese Diät gelesen habe. Eine Diät, wollte ich in dem Sinne ja auch nicht machen.

Vegetarisch leben kam mir dann in den Sinn, aber auch Mumpitz, weil ich vielleicht 2-3 Mal die Woche etwas esse, das mit Fleisch zu tun hat. Da kam mir die vegane Idee, eine ehemalige Arbeitskollegin lebt vegan und es geht ihr nach wie vor, richtig gut damit. Es war also beschlossen, ich versuche die vegane Variante. Die erste Frage lautete, für wie lange? Für immer, einen Monat oder was? Nun, ganz pimpfig eine Woche, entschied ich. Reaktionen in meinem Freundeskreis:

Das schaffst du nicht

Danke, dachte ich mir. Aber ich weiß natürlich auch woher diese Behauptung rührt. Käse. Ich liebe Käse, vor allem Ofenkäse. Ich besitze sogar zwei T-Shirts mit dem Aufdruck „I Love Ofenkäse“, die ich zum Geburtstag bekommen habe. Ja, es ist so schlimm mit mir und dem Käse. Es würde schwer werden, dachte ich.

Ich begann an einem Montag in einem Supermarkt mit meinem Wocheneinkauf. Tag eins bis drei sahen eigentlich gleich aus. Zum Frühstück ein Brot (selbstgebacken) mit Senf, zwischendurch einen Apfel, zum Mittag, dann selbstgemachte Suppe (Brokkoli, rote Beete und Nudelsuppe, natürlich ohne Ei). Das Abendessen bestand dann wieder aus einem Brot mit Senf und Weintrauben, sowie Cocktailtomaten. Die ersten drei Tag waren wirklich einfach und ich fühlte mich hammermäßig konsequent. Dann kam Tag vier und der Freund aß einen Ofenkäse, ich war semibegeistert aber hielt durch. Ich kaufte Sojamilch, eine Sojamilch zu finden die ich trinken durfte stellte zunächst ein Problem dar. Diverse Lebensmittelallergien erschweren meinen Alltag ohnehin, aber das in Sojamilch Spuren von Mandel und hast du nicht gesehen enthalten sind, ist wirklich die Härte. Im dritten Supermarkt fand ich dann eine, für mich allergenfreie, Sojamilch, fuhr stolz und glücklich heim, goss mir ein Glas ein, probierte und schüttete sie weg. Fürs Protokoll, die Sojamilch und ich werden keine Freunde. Erinnerte mich irgendwie an einen Löffel voller Mehl den man in Wasser getunkt hatte.

Salate waren natürlich auch von der Partie, als Dressing Essig und Öl (ich vermisste meinen geliebten Joghurtdressing). Dann kam der Tag der Frikadelle, die ich nicht aß. Zu Spinat und Kartoffeln gibt es bei uns meist Frikadellen, das war der schwerste Tag der Woche. Wir befinden uns bei Tag fünf. Tag sechs begann meine Stimmung zu kippen, ich fühlte mich tatsächlich körperlich besser, wachte morgens munterer auf hatte auch nicht so viele Heißhungerattacken. Fakt ist leider, eine Bekannte sprach einmal die Wahrheit aus

Wenn ich nur gesund esse und nichts ungesundes, bekomme ich schlechte Laune

Dieser Satz hätte auch von mir stammen können. Doch ich hatte es fast geschafft und wollte nicht aufgeben. Also zusammen reißen und einen köstlichen Obsttag einlegen. Wenn ich so darüber nachdenke, habe ich auch echt viel Tomatensaft in der Woche getrunken und mindestens zwei Liter Wasser am Tag. Der letzte Tag, der Sonntag, war voller Fantasien, was ich am nächsten Tag alles essen will. Ganz oben auf der Liste, standen Käsebrote. Viele Käsebrote. Ein veganes Chili und viele Cocktailtomaten später, war der Tag auch schon fast vorbei.

Mein Resümee der Woche, es war jetzt nicht unglaublich schwer (war ja auch nur eine Woche), aber für immer vegan leben, möchte ich nicht. Zudem bin ich 100% davon überzeugt, das die vegane Lebensmittelindustrie nicht damit rechnet, das jemand der so viele Allergien hat wie ich, sich zusätzlich dazu entscheidet vegan zu leben. Vor allem meine allseits beliebten Nicht-Freunde Sellerie und die Mandel, grüße ich an dieser Stelle. Dennoch, es war eine Erfahrung und inzwischen gibt es mehrere Male die Woche vegane Gerichte. Ich ziehe den Hut vor allen Vegetariern und Veganern und verstehe die Gründe für diesen Lebensstil voll und ganz. Morgen gibt es auch wieder veganes Abendessen, aber heute lege ich den Ofenkäse mit einem Lächeln in meinen Einkaufswagen.