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Moyan Brenn
© Moyan Brenn "Travel"

Das Sabbatjahr- Der beste Weg, sich mal eine Auszeit zu nehmen

von Portrait von Julia Grimm Julia Grimm
Veröffentlicht am 8. Juni 2016

Es gibt da dieses Schaubild, das ein Dreieck zwischen Zeit, Geld und Energie zeigt und uns sagt, dass wir in unseren Lebensphasen immer nur zwei Dinge besitzen. Wo wir in unserer Jugend voller Energie strotzen und noch das ganze Leben vor uns haben, sind wir in der Adoleszenz, wo man dann über die nötigen finanziellen Mittel verfügt, meist mit unserem Job und Karriere beschäftigt. Und am Ende des Lebens im Ruhestand besitzt man die Zeit und vielleicht auch das Geld, jedoch nicht mehr die Energie, um große, neue Sachen anzugehen.

Über 50% der Deutschen würden sich gerne mal eine Auszeit nehmen

Dabei sehnen sich viele nach eine Auszeit, einer Weltreise. Nur mit sich selbst, verloren in der Welt und doch überall zuhause. Das ist die romantische Version eines Selbstfindungstrips, den viele auch innerhalb einer Midlife- Crisis erleben. Doch man muss nicht gleich Job und Karriere aufgeben, um seinen Wünschen nach Fernweh und Fremde nachgeben zu können. Denn da gibt es ein Modell, das jeder schon mal gehört hat, aber sich nie weiter darüber Gedanken gemacht hat: Das Sabbatjahr. „Das machen doch nur Beamte“, mag da manch einer denken, doch das Konzept kann auch in der freien Wirtschaft funktionieren.

 

Ein Sabbatcial machen heißt, die Sehnsucht stillen. In die Welt gehen, sie fühlen und genießen.

 

Das Sabbatjahr, oder neudeutsch Sabbatcial, bedeutet kurz erklärt, dass man sich eine berufliche Auszeit vom Job nimmt. Man verzichtet über einen bestimmten Zeitraum auf einen Teil seines Gehalts, um das dann später ausgezahlt zu bekommen. Beispielsweise arbeitet man 5 Jahre für 1/5 weniger Lohn und nimmt sich dann im 6. Jahr ein Jahr Auszeit, um die Welt zu bereisen, sich weiter zu bilden, oder sich um die Familie zu kümmern, der Lohn wird jedoch weiter ausgezahlt. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, unbezahlten Urlaub zu nehmen. Hier muss der Arbeitnehmer sich jedoch selbst um Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung sorgen.

Vorbereitung ist das A und O

„Das erlaubt mein Chef doch eh nicht“ – ist hier die weit verbreitete Meinung. Tatsächlich wird es den Beamten und Beamtinnen, wie Lehrpersonen, einfacher gemacht, ein Sabbatcial durchzuziehen. Und doch ist es in der freien Wirtschaft genauso möglich. Wichtig ist natürlich, dass man auch die nächsten fünf Jahre vorhat, in diesem Unternehmen zu arbeiten bzw. sich auch einen Berufswechsel vorstellen könnte. Ansonsten sollte man bei Zweifel dem Chef einen ausführlichen Plan vorlegen, denn das kann durchaus überzeugend wirken.

Was ist zu beachten?

Leider gibt es in Deutschland, im Gegensatz zu einigen anderen Ländern, keinen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatcial. Trotzdem kann man sich natürlich vertraglich absichern, dass die Eingliederung in den Job nach der Auszeit erfolgt und man wieder eingestellt wird. 

Zur Verhandlung eines Sabbatjahrs müssen jedoch folgende Punkte unbedingt geklärt werden:

  • Wie lange möchte ich mir eine Auszeit nehmen, wann möchte ich spätestens beginnen?
  • Soll es ein Zeitkonto geben und auf welche Weise soll es gefüllt werden?
  • Wie werden Krankheitstage innerhalb des Sabbatjahrs gerechnet? (Ausschließung oder Anrechnung?)
  • Wann möchte ich zurück zum Arbeitsplatz? Überhaupt?
  • Gilt der Kündigungsschutz während der Abwesenheit im Betrieb?
  • Existiert eine Insolvenzversicherung für das Zeitkonto für den Fall, dass das Unternehmen während der Arbeitspause insolvent geht?

Alternativen

Falls ein Sabbatcial betrieblich nicht möglich ist, kann man auch durch Teilzeitarbeit vielleicht viele Wünsche, Träume und Vorhaben verwirklichen. Dabei arbeitet man beispielsweise 2 Jahre Vollzeit für weniger Geld, um sich dann ein halbes Jahr bei vollem Gehalt sich ein wenig Ruhe zu gönnen. Ideen für ein Sabbacial, fernab der Weltreise, lassen sich auf der Info- Seite zum Sabbatjahr hier finden.

Auch Unternehmen können vom Sabbatjahr ihrer MitarbeiterInnen profitieren. Denn die Unternehmen erhalten gut erholte und erfahrungsreichere Menschen wieder, die vielleicht nun die Welt mit anderen Augen sehen. In Zeiten, in denen immer mehr Menschen an Depressionen oder Burn Out leiden, kann ein Sabbatcial durchaus förderlich für die psychologische Entwicklung der MitarbeiterInnen sein, denn beruflicher Stress ist einer der Krankmacher des 21. Jahrhunderts. Nicht nur psychische Erkrankungen können durch ihn  hervortreten- auch das Herz- Kreislaufsystem kann bei andauerndem Stress leiden. In immer schnelleren Zeiten sollten auch Unternehmen darüber nachdenken, dem Körper auch mal eine Auszeit zu gönnen. Für sich selbst und für das große Ganze. Den ersten Schritt zur Auszeit muss man jedoch selbst machen.

Weitreichende Informationen zum Sabbactial findest Du hier. Erfahrungsberichte zum Sabbatcial lassen sich hier, hier und hier finden.