2 Jahre Straflager für Regierungskritikerinnen

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 17. August 2012

Knapp eine Minute dauerte die Punk-Gebetsaktion der drei jungen Frauen, 3000 Seiten Dokumente wurden für den Prozess zusammengetragen - zwei Jahre müssen Pussy Riot büßen, so der am Freitagmittag ergangene Urteilsspruch. Der Schuldspruch gegen die Kremlgegnerinnen löste international Entsetzen aus. Spiegel berichtet:

Die Polizei nahm Dutzende Menschen fest, darunter die Oppositionsführer Sergej Udalzow und Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow. Der Menschenrechtsbeauftragte des Kreml Michail Fedotow nannte das Urteil einen "gefährlichen Präzedenzfall", wie die Agentur Interfax meldete. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte den Schuldspruch. "Das Urteil ist nicht nur der Versuch, die drei jungen Frauen zum Schweigen zu bringen", sagte Amnesty-Expertin Friederike Behr in Berlin. "Es soll auch eine Warnung an alle anderen sein, die es wagen, Präsident Wladimir Putin und seine Regierung zu kritisieren." mehr...

Natürlich wird das Urteil angefochten werden; trotzdem ist es eine Ohrfeige für jene, die gedacht haben, dass sich in Russland seit der Zarenherrschaft etwas verändert hätte. Sollten die 22-, 24- und 30-jährige Musikerinnen in letzter Instanz tatsächlich zu Haftstrafen verurteilt werden, wäre das für das angebliche "neue" Russland eine furchtbare Demütigung und Wasser auf die Mühlen derer, die vermuten, die Demokratie unter Putin hätte ein bisschen Perestroika und Glasnost dringend nötig. Die drei Frauen hatten in einer Kirche einen geheiligten Bereich gestürmt und ein Punk-Gebet gegen Putin gepredigt, in dem sie ihn unter anderem als "die Scheiße Gottes" bezeichneten. Vorher war in der Kirche dazu aufgerufen worden, Putin zu wählen.