Aus dem Knast geschmuggelt: Geheimes „Pussy Riot“-Interview

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 11. Oktober 2012

Nadeschda Tolokonnikowa (22) und ihre Band-Kollegin Maria Alechina (24) müssen für zwei Jahre ins Straflager. Das Urteil wurde gestern von einem Moskauer Gericht verhängt. Die dritte Angeklagte erhält eine Bewährungsstrafe. Bevor Nadescha und Maria in eines der gefürchteten russischen Straflager geschickt werden, hat der „Musikexpress“ ein geheimes Interview führen können. Die Fragen wurden von den Anwälten in die Zelle von Nadescha geschmuggelt:

Für die November-Ausgabe des Musikexpress [...] hatten wir ein Interview mit Nadeschda Tolokonnikowa geführt. Über ihre Anwälte gelang es dem Musikexpress, Tolokonnikowa, dem politischen Kopf der Truppe, Fragen zukommen zu lassen. Am 14. September konnten die mit Kugelschreiber auf Karopapier geschriebenen Antworten aus dem Knast geschmuggelt und uns übersendet werden. mehr...

Die November-Ausgabe des „Musikexpress“, in dem das Interview abgedruckt wird, ist ab heute im Handel erhältlich.

Mehrere Mitglieder der russischen Band „Pussy Riot“ wurden nach einem „Auftritt“ in einer Moskauer Kirche im Februar diesen Jahres festgenommen und am 17. August wegen „Rowdytums aus religiösem Hass“ schuldig gesprochen. Die Berufung wandelte das Urteil für eine der Angeklagten in eine Bewährungsstrafe. Der Prozess erregte international großes Aufsehen und schadete dem internationalen Ruf Russlands erheblich.