Australischer Rache-Thriller überrascht kaum
Veröffentlicht am 14. Februar 2012
Australien ist in keinster Weise für seine florierende Filmindustrie bekannt. Abgesehen von Baz Luhrmann, „Crocodile Dundee“ und den Mad Max-Filmen ist nichts von dort gekommen, was dem durchschnittlichen Kinogänger bekannt sein müsste. Mit „Wasted On The Young“ ändert sich daran auch nicht viel - leider.
Darren ist ein Außenseiter. Sein Stiefbruder Jack ist der Star der Schule. Und dann ist da noch Xandrie, die mit Darren liebäugelt. Aber Zack hat andere Pläne mit ihr, als sie seinem Versager-Bruder zu überlassen. Auf einer Party wird Xandrie von Zack und ein paar seiner Kumpels in einem abgelegenen Raum betäubt, vergewaltigt und danach irgendwo auf die Straße geworfen. Sie bleibt ein paar Tage verschwunden und Gerüchte kursieren, dass sie die Schule gewechselt haben könnte. Darren findet inzwischen ein Beweisvideo der Vergewaltigung. Als Xandrie wieder auftaucht, beschließen die beiden, nicht länger zu akzeptieren, dass Zack mit allem durchkommt – und planen einen Rachefeldzug. Als Xandrie dem Druck der tuschelnden Mitschüler nicht mehr gewachsen ist, eskaliert die Situation.
Es ist ohne Frage ein ambitionierter Film, den der Spielfilmdebütant Ben C. Lucas vorlegt. Der Soundtrack ist eindringlich, der Look durchdacht und der Plot dicht erzählt. Woran es dagegen mangelt, ist die schauspielerische Leistung. Oliver Ackland (Darren) und Adelaide Clemens (Xandrie) sind die einzigen, die eine überzeugende Darstellung ihrer vielseitigen Figuren abliefern. Der Rest des Casts bleibt konturlos und austauschbar. Zwar soll genau so auch die Welt sein, in der sich das Drama abspielt, doch die Elite-Schule und die wohlhabende Gesellschaft, in der „Wasted On The Young“ spielt, ist zu plump in Szene gesetzt, als dass man die „Dort-sind-alle-Menschen-so“-These vorbehaltlos übersehen könnte. Auch unauffällige Menschen können in einem Film so dargestellt werden, dass sie nicht nur billige Hüllen sind.
Besonderen Wert legte Ben C. Lucas auf das Einbringen des Facebook-Faktors. Schnell hingetippte SMS-Nachrichten, Tweets und andere Nachrichten in Chatsprache werden immer wieder eingeblendet und zeichnen so ein subtil bedrohliches Bild der totalen sozialen Vernetzung. Nachteil daran: selbst wer fließend englisch spricht, wird Probleme haben, die englischen Chat-Abkürzungen richtig zu interpretieren. Untertitel gibt es dafür leider nicht. Trotzdem verdichtet „Wasted On The Young“ Plot und Atmosphäre schnell zu einer ungemütlichen Illusion, was zum großen Teil am omnipräsenten Blaufilter liegt.
Ist „Wasted On The Young“ also sehenswert? Durchaus. Wird er Australien als aufstrebende Filmnation etablieren? Nein. Dafür reicht der im Ganzen dann doch zu unspektakulär und wenig innovativ geratene Film auch nicht aus. Stattdessen ist er eine Mischung aus Gus van Sants kaltblütigem Experiment „Elephant“ und „All The Boys Love Mandy Lane“.
„Wasted On The Young“ ist jetzt auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Wie schon mal gesehen - „Wasted On The Young“