Pakistan distanziert sich von Kopfgeld auf Macher des Mohammed-Films

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 24. September 2012

Ghulam Ahmad Bilour ist der Eisenbahnminister von Pakistan. Das ist grundsätzlich nichts Verwerfliches. Sehr verwerflich dagegen ist die Forderung, die er am Samstag aussprach: er zahle demjenigen, der den Produzenten des islamkritischen Films „Innocence Of Muslims“ umbringe, 100.000 Dollar.

Schon kurz nach der Äußerung Bilours hat sich die pakistanische Regierung von der Forderung des Eisenbahnministers distanziert. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schreibt:

Laut einem Bericht der britischen Rundfunkanstalt BBC hatte sich am Sonntag bereits Bilours Nationale Partei Awami (ANP) von den Äußerungen des Ministers distanziert. Ein Sprecher der gemäßigten Awami-National-Partei (ANP), der Bilour angehört, sagte: „Das ist eine persönliche Äußerung, die nicht der Parteilinie entspricht.“ Auch Ministerpräsident Raja Pervez Aschraf versicherte am Sonntag, seine Regierung habe mit dem Mordaufruf und dem Kopfgeld des Eisenbahnministers nichts zu tun. mehr...

Sehr staatsmännisch von Pakistan, sich dieser fragwürdigen Forderung nicht anzuschließen. Der Witz dabei ist ja schließlich unter anderem: die USA pumpen seit Jahren finanzielle Hilfen in die pakistanische Hauptstadt Islamabad; die Bestrafung des amerikanischen „Gotteslästerers [...], der Unsinn über den heiligen Propheten erzählt hat“ würde als von den Amerikanern selbst bezahlt werden. Da Pakistan die Unterstützung natürlich nicht riskieren will, war eine Distanzierung von der Forderung abzusehen. Wie stünde es wohl um den offiziellen Kurs Pakistans, wenn das Land nicht auf US-Unterstützung angewiesen wäre?