Wahl-Analyse bei "Jauch": Wie urteilten Günthers Gäste über das Ergebnis?

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 23. September 2013

Der Wahlkrimi am Sonntag hörte mit der Berichterstattung zur Bundestagswahl in der ARD nicht auf: Unverblümt brachten Günther Jauchs Gäste im Berliner Gasometer ihren Eindruck zu Überraschungen des Wahlergebnisses zum Ausdruck. In der Runde saßen Wolfgang Schäuble (CDU, Bundesminister der Finanzen und Mitglied des Parteipräsidiums), Klaus Wowereit (SPD, Regierender Bürgermeister von Berlin und stellvertretender Parteivorsitzender), Gerhart Baum (FDP, Bundesminister des Inneren a.D.), Bettina Böttinger (Journalistin und Moderatorin) und Giovanni di Lorenzo (Chefredakteur Die Zeit). Das Thema der Sendung: "Nach der Bundestagswahl - Wie wird Deutschland jetzt regiert?"

Über den deutlichen Abstand der Union zu den anderen Parteien waren alle anwesenden Gäste überrascht; Giovanni di Lorenzo hätte zudem auf einen erneuten Einzug der FDP in den Bundestag gewettet. Er hätte gedacht, die FDP würde eine Woche vor der Wahl nochmal alle nur möglichen Kräfte mobiliseren, um nur ja über die fünf Prozent Hürde zu gelangen. Bettina Böttinger gab gleich zu Beginn ihren Eindruck wider, dass Frau Merkel einfach unschlagbar gewesen sei und mit ihrer 'Sie kennen mich' Strategie erheblich als Person zum Wahlausgang beigetragen habe. Zuvor ergab die Analyse innerhalb der dreistündigen Berichterstattung der ARD, das ca. 40 Prozent der Union-Wähler diese vor allem wegen Angela Merkel in der Position der Kanzlerkandidatin gewählt hätten. Sowohl Böttinger, als auch SPD-Mitglied Wowereit merkten an, Peer Steinbrück habe eben einen anderen Stil - dieser kam anscheinend nicht an. Wowereit meinte, Steinbrück sei eben anders "und das ist auch gut so", wobei Böttinger nochmal zu betonen ersuchte, dass nunmal nicht jeder die ironischen und schnellen Aussagen Steinbrücks verstehen würde: Letztendlich schien der versöhnliche und weniger kantige Stil der Kanzlerin die Gewinner-Strategie gewesen zu sein. Hier gratulierten alle Gäste zum Erfolg - durchaus unterschiedlicher und kritischer fielen die Äußerungen im Hinblick auf die FDP und AfD aus.

Die FDP müsse laut Wowereit eine andere Partei werden als in den letzten Jahren, wenn sie liberal sein wolle. Vor Jahrzehnten hätten einige FDPler den Spagat hinbekommen eine einerseits Wirtschafts-freundliche Partei zu sein und andererseits in gesellschaftlichen Fragen den Liberalismus zu leben. Jetzt habe die Partei mit großer Themen-Einseitigkeit ihre Ur-Werte und ihre Glaubwürdigkeit verloren, denn das Konzept der letzten Jahre sei nur kurzfristig gut gegangen, so Wowereit. Wahlversprechen wurden nicht gehalten, das merkte auch der Wähler. Gerhart Baum meinte, die Partei müsse sich umorientieren, andere Generationen, wie z.B. Herr Lindner, hätten Interesse an einer Erneuerung der Partei. Zudem werde dem Land eine liberale Partei fehlen, denn wer setze sich nun derart für Bürgerrechte - z. B. Punkt Überwachungsstaat - und dergleichen ein? Giovanni di Lorenzo konterte daraufhin, auch andere Parteien in Deutschland würden sich mit eben diesen Themen beschäftigen; die Lücke sähe er also nicht. Ob andere Gesichter automatisch die ursprünglich innerhalb der FDP geschätzten Werte mit sich bringen würden, sei ebenfalls fraglich, so Wowereit. Und die AfD?

Da Günther Jauch in einer Frage an Herrn Schäuble die AfD rechts der Union einschätze, entgegnete AfD-Chef Bernd Lucke, der in der Zuschauerreihe saß, dies sei unbegründet. Er meinte in der Sendung, die Euro-Kritik sei der zentrale Punkt - rechts der CDU seien sie mit dieser Programmatik nicht anzuordnen. Jauch fragte Lucke, ob er denke, den erstmaligen Zuspruch halten zu können oder ob ihm vielleicht ein ähnliches Schicksal wie den Piraten drohe, über die heutzutauge kaum einer mehr spreche. Lucke meinte dazu, er sei überzeugt, seiner Partei drohe kein "piratisches Schicksal", da er überzeugt sei, in Zukunft werde das Euro-Thema immer wichtiger. Quo vadis, Europa? Vorwärts oder rückwärts?

Während Schäuble meinte, solche Parteien müsse man natürlich ernst nehmen und sich stets mit deren Inhalten auseinandersetzen, so wie auch in der deutschen Vergangenheit, vertrat Gerhart Baum die Ansicht, es sei ein ernstes Phänomen, aber so ernst müsse man diese nun auch wieder nicht nehmen, denn die Halbwertszeit sei kurz bei "populistischen Parteien", die mit ihren Argumenten "Leute hoch bringen". Wowereit sagte, er setze sich immer mit neuen Parteien auseinander, so wie vor wenigen Jahren mit den Piraten, denn eine inhaltliche Auseinandersetzung mit neuen Parteien gehöre eben dazu. Zudem habe die AfD bislang keine anderen politischen Inhalte außer der Anti-Euro Haltung, so dass eine genaue politische Positionierung noch ausstehe. Bislang sei die AfD ein Zusammenschluss von erstmal nur interessierten Menschen - zu einer Partei müsse man sich, auch mit weiteren politischen Inhalten, erst überhaupt formen. Da gäbe es sicherlich inhaltlich viele Heterogenitäten, viele verschiedene Meinungen, die "erstmal ausgetragen werden" müssten, wenn man sich nicht nur auf das eine Thema konzentriere.

Die Talk-Gäste bei Jauch waren sich einig, man heiße eine Euro-kritische Gangart nicht gut, denn man baue auf ein geeintes und starkes Europa; alles andere sei unverantwortlich, das Auseinanderbrechen Europas komme nicht in Frage.

Wahl-Analyse bei "Jauch": Wie urteilten Günthers Gäste über das Ergebnis?

"Nach der Bundestagswahl - Wie wird Deutschland jetzt regiert?"

Zu einer möglichen Koalition sagte Schäuble in der Jauch Sendung "Nach der Bundestagswahl - Wie wird Deutschland jetzt regiert?", er könne sich nicht vorstellen, das weder die SPD, noch Die Grünen, dabei bleiben, nicht mit der Union zu koalieren. Deswegen glaube er, eine der beiden werde "sich schon erbarmen".

Zur Zeit laufen die Koalitionsverhandlungen noch.