Die Insel der besonderen Kinder Plakat - (c) © 2016 Twentieth Century Fox © © 2016 Twentieth Century Fox

Filmkritik: Die Insel der besonderen Kinder

von Portrait von Carina Kaiser Carina Kaiser
Veröffentlicht am 26. September 2016

Lange hat es gedauert, bis Tim Burton sich wieder an einen klassischen „Horror-Fantasy-Film gewagt hat. In »Die Insel der besonderen Kinder« punktet er vor allem mit der starken Umsetzung der Charaktere sowie einer Moralvorstellung, die kritisch unsere heutige Gesellschaft rezensiert. 

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Würde man die Welt durch die Augen des jungen Außenseiters Jake (Asa Butterfield) sehen, wären da zunächst einige Fragezeichen. Nach dem Tod seines geliebten Großvaters Abe (Terence Stamp) möchte der Teenager den als erfunden geglaubten Erzählungen nachgehen. Mit seinem Vater macht er sich auf die Reise zu einer düsteren Insel, auf der nicht alles so scheint wie anfangs beobachtet. Schon bald entdeckt Jake das vom Krieg zerstörte Kinderheim. Doch durch eine Zeitschleife, die in der Vergangenheit liegt werden die Heimbesitzerin Miss Perigrine (Eva Green) und ihre besonderen Schützlinge vor Katastrophen geschützt. Aber Sicherheit ist eine Illusion und Gefahr, in Form von starken Feinden lässt nicht lange auf sich warten. Und wie kann Jake helfen?

Missverstandene Individualisten 

Durch die Augen eines Tim Burton zu sehen, stelle ich mir eher kompliziert vor. Meisterhaft erschafft er Welten, die so farbenfroh und saftig nie im eigenen Kopfkino gedeihen könnten. So schöpft er aus der Bestseller Buchvorlage »Die Insel der besonderen Kinder« von Ransom Riggs eine gleichnamige Fantasy Story, die er geschickt mit realem Horror verschmelzen und  seine Zuschauer mit einer kräftigen, moralischen Ohrfeige zurück lässt. Outch! Obwohl sich das Buch von dem Film unterscheidet, hat sich Riggs schnell mit Burton’s Interpretation angefreundet. »Als ich die Location besucht und Tim getroffen habe, sah ich das Set, welches er kreiert und die Leute, die er für die Figuren gecastet hat – da wurden die Szenen wirklich lebendig.«, erzählt Riggs. Die Frage ist, wie das den Anhängern der Buchreihe gefallen wird.

Seine typische Handschrift hinterlässt Burton (wie auch schon in Edward mit den Scherenhänden, Alice im Wunderland, Charlie und die Schokoladenfabrik oder Big Fish) durch die missverstandenen Individualisten, die in Form von andersartigen Kindern Platz in seinem Werk finden. Sei es der unsichtbare Junge, das kleine Mädchen, welches stärker als jeder Erwachsene ist, oder Emma, die hübsche Blonde, die nicht mehr als die Luft wiegt. Seinen ordinären Visionen haucht Burton Leben ein. So zeigt sich Eva Green in ihrer Rolle der Frau des Hauses „Miss Perigrine“ als sehr stark. Samuel L. Jackson erinnert an Halle Berry’s Figur aus X-Men aber beschert als unbeugsamer Bösewicht „Barron“ mit seinen scharfen Zähnen und milchigen Augen bestimmt einigen Kindern schlaflose Nächte. 

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Es gibt eine zentrale Szene im Film, die bei mir absolute Gänsehaut hervorgerufen hat. Ein SS-Flugzeug wirft eine Bombe über dem Kinderheim ab, kann aber in letzter Sekunde durch Miss Perigrine’s Fähigkeit die Zeit mit ihrer Taschenuhr zu beeinflussen, gestoppt werden. Die „Zwei-Welten-Mission“, die 2016 sowie durch die Zeitschleife im Jahr 1943 spielt, verleiht dem Fantasy-Film über Helden, außergewöhnlichen Fähigkeiten und verwandelten Schurken noch einmal einen anderen Dreher. Kurze historische Ereignisse holen den Zuschauer immer mal wieder zurück in die „reale Welt“. 

© 2016 Twentieth Century Fox© 2016 Twentieth Century FoxJake und Emma
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Im actionreichen Finale schaltet Burton für meinen Geschmack etwas zu sehr auf Turbo und verliert sich selber in dem viel zu langen Ende. Offene, unbeantwortete Lücken und ziemliche Zeitsprünge lassen den Zuschauer etwas durcheinander aus dem Kinosaal gehen. Dafür aber mit einem starken moralischen Push. Denn neben dem kalt-bunten „Zeitreisen-verlorene-Seelen-aber-schöne-Persönlichkeiten-Märchen“ nimmt man einen lehrbaren Gedanken mit nach Hause. Die Andersartigkeit als etwas Besonderes zu feiern. Ella Purnell (Emma) sagt dazu:

„In der heutigen Social-Media besessenen Welt ist das „besonders sein“ eine große Herausforderung. Wir sind umgeben von Twitter und Instagram, es ist so einfach sich mit anderen zu vergleichen - was es dem Gefühl nicht gut genug zu sein oder nicht dazu zu gehören einfach macht.“

Dabei ist das Besondere in jedem von uns maßgeblich: sei stolz darauf, wenn du anders bist, denn so bist du genau richtig. 

Video: Via YouTube