The Divide ist nahezu unerträglich

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 11. Mai 2012

Es gibt so ein paar Filme, die man sich selten ansieht, weil sie so deprimierend sind. „Requiem For A Dream“ zum Beispiel. Oder „8 mm“. Und es gibt so ein paar Filme, die man sich selten ansieht, weil sie so, psychologisch betrachtet, so verdammt grausam sind. „Irreversible“ zum Beispiel. Oder „Der Pianist“. „The Divide“ fällt in beide Kategorien.

Evas letzter Blick auf die Welt ist nicht grade erfreulich: New York verwandelt sich direkt vor ihrem Fenster in ein Meer aus Feuer und Rauch. Raketen schlagen ein, Sirenen ertönen. Und Schreie. Zusammen mit einigen anderen Bewohnern des Hauses flieht sie in den Keller. Dort zeigt sich schon sehr bald, wer die Hosen an hat - der undurchsichtige Hausmeister Mickey übernimmt die Führung der Truppe. Aber auch er kann nicht verhindern, das die Vorräte langsam knapp werden. Als klar wird, dass Mickey Essensvorräte hortet, eskaliert die Situation - und dann hält der Wahnsinn Einzug und die schlimmsten Seiten der Menschen kommt zum Vorschein.

Die Geschichte des Films ist eine, die nicht oft verfilmt wurde, weil sie entweder schnell zu einem recht stumpfen Horrorfilm verkommt, wie es 2001 bei „The Hole“ der Fall war, oder die heikle Situation mit zu wenig Feingefühl inszeniert wird. Bei „The Divide“ hat aber alles gestimmt. Es wird einfach alles immer schlimmer. Die 108 Minuten Laufzeit nutzt der Film voll aus und verschwendet keine Zeit mit Figureneinführungen - die allererste Einstellung im Film ist der Untergang New Yorks; drei Minuten später ist etabliert, wo sich der Rest abspielen wird. Und schon ab der ersten Minute im Keller wird klar, dass es kaum Hoffnung gibt.

War das 'ne Atombombe? - Ja, Mann! Verdammte Islamisten.

Michael Biehn, den man vielleicht noch aus „Terminator“, wahrscheinlich aber aus „Planet Terror“ kennt, liefert eine sehr gute Leistung als Hausmeister Mickey ab. Er tyrannisiert sich schnell an die Spitze der Hierarchie, aber er bleibt nicht ewig der König über den Bunker. Das klaustrophobische Setting wird unterstrichen durch permanente Orange- und Braun-Töne und - zu Beginn - von einer bodenlos traumatisierten Nebenfigur, die fantastisch von Rosanna Arquette („Pulp Fiction“) gespielt wird. Aber spätestens nach der Hälfte des Films vergisst man, dass enge Räume einem noch nie behagt haben und verliert sich völlig in dem immer weiter getriebenen Wahnsinn, der aus den Figuren herausbricht. Es entwickelt sich eine Art „Der Herr der Fliegen“ mit Erwachsenen - nur in einem Keller statt auf einer Insel. Besonders überzeugend spielen - nachdem Mickey aus dem Verkehr gezogen wurde - die beiden neuen Alpha-Irren: Milo Ventimiglia („Rocky Balboa“) und Michael Eklund („Watchmen“).

Der intensivste Film des Jahres

Nach ein paar auffälligen Hommages, etwa an „Full Metal Jacket“ und „Hostage“, ist man direkt erfreut, wenn der Film endlich sein pessimistisches Ende offenbart und einen wieder in eine Welt entlässt, in der es Sonnenlicht gibt, und Menschen, die nicht grauenhaft wahnsinnig sind. Regisseur Xavier Gens hatte schon mit den ebenfalls sehr schonungslosen, aber doch eher stumpfen „Frontière(s)“ und „Hitman“ bewiesen, dass er Filme umsetzen kann. „The Divide“ aber ist sehr viel mehr, als wir erwarten durften - ein dicht erzähltes, schmutziges, bösartiges Kammerspiel mit tollen Schauspielern, das einzig durch eine überflüssige Szene in einem Labor Kritik einstecken muss.

„The Divide“ ist seit heute auf DVD und Blu-ray erhältlich. Als Bonusmaterial gibt es ein paar Trailer, ein „Hinter den Kulissen“-Feature mit deutschen Untertiteln und ein Wendecover. Stadtmagazin.com verlost einmal die DVD. Wer folgende Gewinnspielfrage per Mail an gewinnspiel@stadtmagazin.com beantwortet, kann gewinnen: „The Divide“ hat in Deutschland einen sagenhaft albernen Untertitel bekommen, der eine bekannte Aussage von Bernd, dem Brot ist. Wie lautet der Untertitel von „The Divide“?

A) Die Hölle, das sind die Anderen!

B) Mist!

Einsendeschluss ist der 31. Mai 2012. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.