Kult-Serie reloaded: Warum das neue „Dallas“ floppen wird

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 29. Januar 2013

Heute Abend um 22.15 Uhr ist es so weit: Eine 13 Jahre anhaltende Erfolgsgeschichte um einen charmanten Bösewicht und seine teils versoffene teils moralisch-idealistische Sippschaft setzt zum Neustart an. Im Sommer 1981 hatte es „Dallas“ mit drei Jahren Verspätung auch ins deutsche Fernsehen geschafft - und J. R. Ewing begeisterte die Menge! „Dallas“ konnte im Schnitt 15 Millionen Zuschauer erreichen. Von solchen Quoten träumen RTL und Co. heute nur noch. Die Neuauflage der Serie wird in Deutschland aber nicht einmal annähernd den Erfolg haben, den das Original feiern konnte. Wir mutmaßen sogar, dass „Dallas“ spätestens nach der ersten Staffel wieder abgesetzt werden wird. Der Grund: Dem Remake fehlt der Biss.

Der Erfolg des Originals lag zum Größten Teil im fiesen Zentrum der Handlung: J. R. Ewing war ein durchtriebener, bösartiger und doch charmant-charismatischer Mistkerl. So jemanden hatte es bis dahin im deutschen Fernsehen nicht gegeben. Da Larry Hagman aber inzwischen gestorben ist und ab der zweiten Staffel nicht mehr auftaucht, muss der Konflikt der Serie auf den Schultern von zwei jungen Hüpfern ausgetragen werden, die aussehen, als wären sie einem Kaufhauskatalog entsprungen: Josh Henderson und Jesse Metcalfe, die John Ross und Christopher Ewing spielen und den Konflikt ihrer Serienväter fortsetzen sollen. Aber es wird nicht funktionieren - zu geleckt, zu aalglatt, zu kantenlos, zu gut geschminkt ist dieses neue „Dallas“, das zwar noch dieselbe Intro-Melodie benutzt, sonst aber nichts mehr mit der Kultserie von 1981 zu tun hat. Das zeigen auch die Einschaltquoten: In den USA, wo die Serie seit Sommer 2012 läuft, waren die Einschaltquoten von Anfang an eher moderat und brachen nach der ersten Doppelfolge noch einmal böse ein. Zum Ende hin sahen nicht einmal mehr die Hälfte der knapp sieben Millionen Leute zu, die sich noch am Anfang vor die Mattscheibe locken ließen - nur noch 3,2 Millionen Zuschauer waren dem Remake treu geblieben. Bei 315 Millionen Einwohnern macht das also nur knapp 1 %.

Ein weiterer Nachteil ist, dass die Serie keine Zielgruppe hat - wer über 30 ist, hat sich entweder nie für Dallas interessiert oder ist Fan der Original-Serie; wer unter 30 ist, hat an Seifenopern ohnehin ein Überangebot zu bewältigen und wird nach der Doppel-Krimi-Dröhnung um 20.15 Uhr und 21.15 Uhr kaum anderthalb Stunden dranbleiben, um sich anzusehen, wie J. R. aus dem Pflegeheim geholt wird, um den verstaubten Familiendisput weiter auszufechten. Und selbst wer der Nostalgie frönen will: J. R. ist ja auch nur in der ersten Staffel dabei. Die restlichen Wachsfiguren werden kaum jemanden um 22. 15 Uhr auf dem Sessel halten.

Heute Abend um 22.15 läuft die Pilotfolge von „Dallas“ auf RTL. Danach folgt jeden Dienstag um 22.15 eine weitere einstündige Episode. Die erste Staffel hat 10 Episoden.

Die Neuauflage von „Dallas“...

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