Wie Salman Rushdie neun Jahre lang vor den Irren dieser Welt flüchten musste
Veröffentlicht am 19. September 2012
Extreme Islamisten zu kritisieren ist dieser Tage keine erquickende Sache mehr. Zu groß ist die Gefahr, unverhofft in Brand zu geraten. Das war allerdings schon vor 20 Jahren so. Als der indisch-britische Autor Salman Rushdie 1988 „Die Satanischen Verse“ veröffentlichte, wurde er von Ayatollah Khomeini zum Tode verurteilt. Er rief alle Muslime der Welt dazu auf, Rushdie und jeden, der mit der Veröffentlichung und Verbreitung des Romans in Zusammenhang stünde, zu ermorden. Es folgten mehrere muslimische Gewalttaten. 1991 wurde der japanische Übersetzer Hitoshi Igarashi in seinem Büro niedergestochen; der italienische Übersetzer überlebte eine Messerattacke. In England wurden die Bücher öffentlich verbrannt; auf Rushdie wurde ein Kopfgeld ausgesetzt. Erst knapp zehn Jahre später wurde das verhängte Todesurteil aufgehoben. Über die neun Jahre, in denen Rushdie ständig von Leibwächtern umgeben war und Anschläge fürchtete, hat er nun eine Autobiographie geschrieben. „Joseph Anton - Die Autobiografie“ heißt das Werk. Seit gestern ist es in den Buchläden erhältlich. Die „Welt“ schreibt:
„Joseph Anton“ ist das Pseudonym, das sich der Schriftsteller nicht wie seine Kollegen gibt, um zur Abwechslung mal einen Krimi zu schreiben. Er gibt es sich, um in dem Krimi, der sein Leben geworden ist, zu überleben. Er wählt es nach den Vornamen seiner Lieblingsautoren, Conrad und Tschechow. Ein aus der Fremde stammender Abenteurer und ein fatalistischer Seelenkundler. [...] So ist "Joseph Anton" vor allem die Geschichte eines stillen Eroberers und geltungssüchtigen Asketen. mehr...
Grade jetzt, da wieder ein stümperhafter Film und französische Mohammed-Karikaturen aufgetaucht sind und die muslimische Welt über die nicht-muslimische kommen lassen, ist Rushdies Leben wieder aktuell. Deshalb - und weil der iranische Ayatollah Hassan Sanei die Belohnung für Rushdies Ermordung vor Kurzem erst nochmal um eine halbe Million Dollar erhöht hat. Paradox dabei: Rushdie wuchs in einer muslimischen Familie auf, bevor er mit 14 Jahren von seinem Vater nach England geschickt wurde. Dass „Die Satanischen Verse“ muslimfeindlich sind, bestreitet Rushdie bis heute.