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Unterwegs in Europa - grenzüberschreitender Verkehr und Mautgebühren

von Portrait von Redaktion Stadtmagazin Redaktion Stadtmagazin
Veröffentlicht am 3. Juli 2023

Der Begriff "Maut" ist vielen bekannt. Wer mit dem Auto in Europa unterwegs ist, muss sich zwangsläufig damit befassen. Diese Straßenbenutzungsgebühr wurde früher auch Wegegeld oder Brückengeld genannt: Die Nutzung von Vekehrsinfrastruktur wie Straßen, vor allem Autobahnen und Schnellstraßen, Brücken und Tunneln, muss mit einer Gebühr bezahlt werden. Die Staaten in Europa haben sehr unterschiedliche System dafür - wir geben einen Überblick.

Grenzüberschreitender Verkehr und Maut in Europa

Mobilität und grenzüberschreitender Verkehr - in Europa sind die Grenzen kaum noch wahrnehmbar und gerade Autofahrer profitieren von dieser Besonderheit in Europa. Gerade im Schengen-Raum sind Grenzkontrollen weitgehend entfallen. Früher musste man an jeder Grenze eine Kontrolle durchlaufen, die viel Zeit und Nerven gekostet hat. Das europäische Straßennetz bietet deshalb für die Mobilität in Europa enorme Möglichkeiten - solche Freiheiten machen Europa aus.

Als Autofahrer merkt man Grenzübertritte in Europa aber aus anderem Grund sehr deutlich: Die meisten Länder verlangen für die Nutzung eines wesentlichen Teils der Straßen Mautgebühren, Autofahrer müssen deshalb die Maut in Europa beachten. Man fühlt sich als Autofahrer auf dem Weg durch europäische Länder ein wenig ans Mittelalter erinnert: Überall wird man zur Kasse gebeten.

Wir erklären hier was es damit in modernen Zeiten auf sich hat, warum die Maut grundsätzlich etwas Gutes ist und auch wie die einzelnen Länder bei der Erhebung vorgehen. Die Systeme der Mauterhebung unterscheiden sich erheblich - und damit auch, wie mit Verstößen gegen die Mautpflicht umgegangen wird. Der juristische Fachbegriff ist Mautprellerei.

Wofür verwenden Staaten die erhobene Maut?

Verkehrsinfrastruktur ist teuer. Die Bau- und Betriebskosten zB. von Autobahnen und Tunneln sind extrem hoch. Mautgebühren sollen anders als zB. Steuern dafür sorgen, dass diejenigen, die die Kosten verursachen für diese aufkommen. Die Maut sorgt auch dafür, dass bei der Nutzung von Straßen ein Kostenbewusstsein vorhanden ist, was letztlich auch Staus reduziert und die Umwelt schont. Ein gutes Beispiel sind auch die Tunnel in den bergigen EU-Ländern vor allem im südlichen Europa. Die Maut wird zum Beispiel in der Schweiz oder Österreich zu einem erheblichen Teil für den Ausbau und die Erhöhung der Sicherheit der Tunnel verwendet.

Wie wird die Maut in Europa erhoben?

Es sind zwei große Mautsysteme zu unterscheiden: Zugangsbezogene Systeme und nutzungsabhängige Systeme. Bei beiden Systemen können sich die Gebühren nach Eigenschaften des Fahrzeugs unterscheiden: In der Regel sind dies der Fahrzeugtyp, das Gewicht und die Schadstoffklasse, es kann aber auch die Anzahl der Achsen, die Höhe, Länge oder das Antriebssystem sein, ausserdem die Art der transportierten Güter oder der Wochentag.

Zugangsbezogene Mautsysteme in Europa

Zugangsbezogene Mautsysteme erheben Gebühren, bei denen mit der Maut das Recht auf Nutzung gekauft wird. Ob man dieses dann tatsächlich nutzt, ist egal. Typischerweise nutzen solche Systeme Vignetten - einen Nachweis der Zahlung der Mautgebühren, der in der Regel für einen bestimmten Zeitraum gilt, zB. eine Monats-Vignette. Klar ist natürlich auch: Vielfahrer profitieren von diesem Mautsystem, für Wenigfahrer ist diese Umsetzung eher nachteilhaft.

Ein solches System ist einfach einzuführen und findet sich deshalb in vielen europäischen Staaten, wie zum Beispiel Österreich, Tschechien, Bulgarien, Ungarn, den Niederlanden, Schweden, Dänemark, etc.

Zugangsbezogene Systeme erfordern eine gesonderte Kontrolle, um Mautprellerei zu unterbinden. Zunehmend wird dies mit automatischen Kamerasystemen entlang der mautpflichtigen Straßen erreicht. Es gibt aber auch Kontrollen durch die Polizei und die Straßenverwaltung der jeweiligen Länder.

Nutzungsabhängige Mautsysteme in Europa

Bei der nutzungsabhängigen Mauterhebung wird nur die tatsächlich erfolgte Nutzung bezahlt. Dies kann entweder durch Mautstellen oder Mauthäuschen vor den mautpflichtigen Strecken erfolgen, oder auch durch im Fahrzeug mitgeführte Streckenmessgeräte, die die exakte Nutzung während der Fahrt erfassen. Die Erfassung der Maut ist in solchen Systemen sehr gerecht, denn es wird nur bezahlt, was auch tatsächlich der Nutzung entspricht.

Dieses System findet sich in vielen europäischen Ländern vor allem für LKWs. Diese müssen dann eine elektronische Erfassung ermöglichen, meist indem im LKW eine sogenannte On-Board-Unit mitgeführt wird.

Innenstadtmaut

Die vorgestellten Systeme sind landesweite Mautsysteme. Diese finden sich in den meisten Ländern in Europa. Vor allem, um die Stauprobleme in Großstädten in den Griff zu bekommen und Menschen dazu zu bringen, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, gibt es in vielen Städten auch eine sogenannte Innenstadtmaut. Dann fällt bei der Nutzung innnerstädtischer Straßen eine Mautgebühr an. In Europa ist diese Maut allerdings kaum zu finden.

Deutschland hat sich gegen die Innenstadtmaut entschieden. Stattdessen wird in vielen Städten der Zugang in bestimmte Stadtgebiete durch Umweltzonen geregelt, die nur mit schadstoffarmen Fahrzeugen befahren werden dürfen.

Vereinheitlichung in Europa

Die vielen Unterschiede in den Mautsystemen Europas beeinträchtigen die reibunslose Mobilität. Es gibt deshalb seit langem Bestrebungen, ein einheitliches, gerechtes, gemeinsames Mautsystem in Europa einzuführen. In einigen Ländern hat dies im Bereich der LKW-Maut zu einer Harmonisierung der Mauterhebung geführt. Von einer europaweiten gemeinsamen PKW-Maut sind wir allerdings noch weit entfernt. Der dargestellte Flickenteppich der verschiedenen Mautsysteme in Europa wird sicher noch eine ganze Weile Alltag für Autofahrer im europäischen grenzüberschreitenden Verkehr bleiben.