Habemus Papam: Franziskus I. Wer ist eigentlich Jorge Mario Bergoglio?

von Portrait von Martin Busch Martin Busch
Veröffentlicht am 14. März 2013

Nach dem fünften Wahlgang des päpstlichen Konklaves signalisierte weißer Rauch am gestrigen Abend aus dem Schornstein der Sixtinische Kapelle im Vatikan: wir haben einen neuen Papst. Tausende Gläubige und Schaulustige aus aller Welt, die sich auf dem Petersplatz versammelt hatten, brachen in Jubel aus. Mit dem 76-jährigen Argentinier Jorge Mario Bergoglio hatte niemand gerechnet - seine Wahl ist eine doppelte Überraschung, da er nach der Wahl im Jahr 2005 zum zweiten Mal kandierte und außerdem der erste nicht-europäische Papst der Geschichte ist..

Bergoglio wurde als eines von fünf Kindern aus Turin stammender Einwanderer 1936 in Buenos Aires geboren, wodurch er beide Staatsangehörigkeiten besitzt - ein Mann der Weltkirche. 1998 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von Buenos Aires ernannt und ist Mitglied des Jesuiten-Ordens, der als intellektuelle Speerspitze der katholischen Kirche gilt. Seine asketische und demütige Lebensweise sowie sein scharfer Intellekt werden von vielen Kardinälen sehr geschätzt. Er sei kein man vieler Worte und gilt als medienscheu - doch wenn er etwas sagt, habe es viel Gewicht und hinterliesse Eindruck, so Spiegel.  Nach einer Ausbildung zum Chemietechniker studierte er Philosophie und Theologie, lehrte nebenher in Psychologie und Literatur und verbrachte einige Zeit in Deutschland als er in Freiburg promovierte - er spricht auch Deutsch. Argentinien sei seine Heimat, in Europa fühle er sich zu Hause. Aber wie wird Papst Franziskus I. die katholische Kirche mit ihren 1,2 Milliarden Gläubigen führen? Spiegel schreibt, er habe vor kurzem geäußert:

Wenn wir rausgehen auf die Straße, dann können Unfälle passieren. Aber wenn sich die Kirche nicht öffnet, nicht rausgeht, und sich nur um sich selbst schert, wird sie alt. Wenn ich die Wahl habe zwischen einer Kirche, die sich beim Rausgehen auf die Straße Verletzungen zuzieht und einer Kirche, die erkrankt, weil sie sich nur mit sich selbst beschäftigt, dann habe ich keine Zweifel: Ich würde die erste Option wählen.

Der bodenständige Nachfolger Papst Benedikts XVI. wird von konservativen Katholiken für seine Arbeit im Jesuitenorden geschätzt, aber auch von den Gemäßigten für seinen Einsatz im Kampf gegen Armut in den Entwicklungsländern. Auch wenn er als äußerst belesen gilt, ist er kein Theoretiker - in seiner Heimat geht er selbst in die Favelas und sucht den Kontakt zu den Menschen. Globalisierung und die immer größer werdende Kluft zwischen arm und reich sind seine Hauptthemen. Der neue Papst wird als gemäßigt und dialogbereit eingestuft, jedoch sind seine Vorstellungen katholischer Sexualmoral konservativ und nahezu mittelalterlich. Abtreibung, Verhütung, gleichgeschlechtliche Ehen sowie das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare lehnt er ab. Von dieser veralteten Moralvorstellung abgesehen, gilt Bergoglio als ein Mann der Tat, der für vieles offen sei.