Ein Meer aus weißen Kleidern und schwarzen Anzügen. - (c) Youtube-Screenshot/ https://www.youtube.com/watch?v=TGJ96rD7S0E © Youtube-Screenshot/ https://www.youtube.com/watch?v=TGJ96rD7S0E

Britin heiratet sich selbst

von Portrait von Götz H. Henke Götz H. Henke
Veröffentlicht am 15. Oktober 2014


"Oh, dir fällt echt immer was neues ein, Grace!" meinte die Tante, als sie von dem ungewöhnlichem Plan ihrer Nichte erfuhr. Grace Gelder ist Fotografin und ging vor kurzem den Bund der Ehe ein- mit sich selbst. Die Idee kam ihr nach einer längeren Selbstfindungsphase, welche sechs Jahre Single-Dasein beinhaltete. Letzten November machte sie schließlich auf einer Parkbank den Heiratsantrag an sich selbst. Mit der Hilfe einer ihrer besten Freundinnen stellte sie die Zeremonie auf die Beine, welche in einem Landhaus in der idyllischen Grafschaft Devon im Südwesten Englands stattfand.   

Tiu, die Freundin, half ihr dann auch dabei, die Sache wirklich durchzuziehen; denn Grace bekam nach einiger Zeit durchaus Zweifel, ob das nun wirklich eine gute Idee war oder eher als selbstverliebte, nicht ernst gemeinte PR-Aktion ankommen würde. Schließlich sollte es doch eine neue Lebensphase einleiten. "Es geht um ein Versprechen an dich selbst." beschloss Sie. Am Ende lief es dann sogar besser als erwartet. Grace rechnete mit maximal zwanzig Gästen, doch sah dann fast fünfzig strahlende Gesichter, die jegliche Sorgen vergessen machten. Von Familienseite nahm zwar nur ihre Schwester teil, der Rest schaffte es "aus logistischen Gründen" nicht. Allerdings schickten ihre Eltern ihr den ganzen Tag über Unterstützungbekundungen per SMS.

Die Zeremonie an sich war auch garnicht so großartig anders als die bei gewöhnlichen Hochzeiten. Mit dem Brautkleid aus einem Vintage-Shop stand Sie auf einer Empore, zog dann langsam den Ehering an und sprach ihre Eheversprechen. "Diese zu sagen war schon eine große Sache. Ich erinnere mich, dass ich den Wörtern, die meinen Mund verließen, eine besondere Aufmerksamkeit entgegenbrachte und es fühlte sich an, als blieben sie schwebend im Raum stehen." Um die Abmachung zu besiegeln, küsste sie schließlich ihr Spiegelbild.

Grace Gelder genoss diesen Tag sehr und ist überzeugt, dass die "Selbsthochzeit" nicht nur ihr selbst etwas brachte. "Eine der Gäste kam nachher zu mir und meinte, dies wäre die beste Hochzeit gewesen, an der Sie je teilgenommen hat." Andere weibliche Bekannte meinten zu ihr, "sie wäre ein Beispiel für Frauen." "Aber warum nicht auch für Männer?" entgegnete Grace, die diesen Akt nicht als feministisches Statment oder dergleichen betrachtet, aber doch als "ermächtigende Erfahrung". Auch wenn die Hochzeit im Auge des Gesetzes nichts bedeuten mag, gab Sie ihr doch ein Gefühl von "Klarheit".

"Und nur weil ich mich nun selbst geheiratet habe, soll das nicht heissen, dass ich mich der Idee verweigere, eines Tages eine Hochzeit mit einer anderen Person zu teilen."