Arktische Kriminelle aufgepasst! Bald kommt die Rentier-Polizei

von Portrait von Götz H. Henke Götz H. Henke
Veröffentlicht am 20. November 2014

Im hohen Norden Russlands, genau genommen im Yamalo-Nenets Okrug im tiefsten Sibirien, hat die örtliche Polizei allem Anschein nach genug von ihren bisherigen Fortbewegunsmitteln und den damit gebotenen Möglichkeiten zur Verbrechensbekämpfung. Sie sehnen sich nach etwas verlässlicherem, dass nicht wegen technischen Problemen oder fehlendem Benzin auf halber Strecke in der eiskalten, schneebedeckten Landschaft hängenbleibt und den Geist aufgibt. Schließlich soll der Verbrecher, dem man gerade auf den Fersen ist, ja nicht entkommen und man will sich wahrscheinlich auch eher nicht zu Fuß auf den Weg zurück ins warme Hauptquartier machen müssen. 

Daher kann man in Russland auf die Idee, tierische Unterstützung anzufordern: Rentiere sollen es richten. Die zur Familie der Hirsche zählenden Wiederkäuer sollen auch Orte betreten können, die mit Motorschlitten garnicht erst erreichbar sind. Hart im nehmen sind sie obendrein. "Wir haben zwar Schneemobile, aber man muss halt verstehen, dass eine Maschine bloß eine Maschine ist." wird in örtlichen Polizeikreisen beanstandet. [PHOTO,3]

Laut Interfax wurden in der Region in der ersten Hälfte dieses Jahres 163 Verbrechen verzeichnet. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Raubüberfälle, Alkohol-bedingte Schlägereien oder ander Arten von 'Rowdytum'. Die Polizei hat auch schon vor zwei Jahren Anfragen gestellt, Unterstützung in Rentier-Form zu bekommen, aber erst jetzt scheint die Sache ins Rollen zu kommen. Teurer als das Benzin und die sonstigen Instandhaltungsmaßnahmen, die für die Motorschlitten gebraucht werden, ist die Verpflegung der Paarhufer ohnehin nicht; sechs Kilo Moos, ein Kilo Heu, 500 Gramm Hafer und eine Mixtur verschiedener Getreidesorten sind alles, was benötigt wird, um ein Rentier einen Tag lang fit zu halten. 

Diese Art der tierischen Unterstützung wäre in Russland auch kein Novum: in bestimmten Berg-Brigaden des Militärs kommen bei Patrouillen regelmäßig Esel zum Einsatz und die russische Marine benutzt sogar "Kampfdelfine", die bei der Suche nach Unterwasser-Minen helfen sollen. Rentiere hingegen werden übrigens seit längerer Zeit schon bei Polizei-Einsätzen im finnischen Teil Lapplands benutzt und die Finnen scheinen damit ganz gut zu fahren beziehungsweise zu laufen oder sogar zu schlittern.