Wer kam im 1. ESC Halbfinale weiter?

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 23. Mai 2012

Das erste Halbfinale des Eurovision Song Contest wurde gestern auf dem ARD Spartensender Einsfestival ausgestrahlt, sowie im Livestream über die eurovision.de. Das Moderatorenteam bestand aus dem Vorjahressieger Eldar Gasimov und seine beiden Co-Moderatorinnen Nargiz Birk-Petersen und Leyla Alieva, die eine Moderatorin, die andere Juristin. Da Aserbaidschan wollte, dass der ESC auf höchstem Niveau gesendet wird, hat das Land die Techniker, Toningenieure und Produzenten des ESC 2011 in Düsseldorf engagiert - also das Team aus Deutschland. Die Radiosender sind in Aserbaidschan teils in privater, teils in öffentlicher Hand. Letztlich hat laut dem Kommetatoren aber eine einzige Familie in dem Land das Sagen - die Präsidentenfamilie und allen voran die Präsidentengattin.

Und schon ging es los! Die Crystal Hall erstrahlte kurz vor jedem Auftritt der 18 Kandidaten in den jeweiligen Landesfarben. Den Anfang machte Montenegro mit dem Krisen-Song Euro-Neuro. Die politische Message war dem Sänger Rambo Amadeus eindeutig wichtiger, als die Ambition, im Wettbewerb weit zu kommen - wenn ich richtig gehört habe, erwähnte er das sogar explizit im Song. Island folgte mit einem eher traditionell anmutendem Lied und klassischer Begleitung. Griechenland uns Rumänien setzten dieses Jahr auf sehr kurze Miniröcke, laszive Tänze und Texte über Liebe und Leidenschaft. Der erste ernstzunehmende Auftritt für mich kam aus Albanien. Die Sängerin Rona Nishliu begeisterte mit ihrer inbrünstigen Darbietung und ihrer Stimmgewalt. Sogar die Haare sind echt - lange Dreads schmückten ihr Haupt. Allerdings fanden einige ihren Gesang etwas zu wehleidig - der Song war nunmal traurig. Trotzdem waren die Zuschauer alles andere als gespannt - im Livestream wurden unter dem Aufrtitt rotierende Kommentare - immer einer für ein paar Sekunden - angezeigt. Die meisten machten sich lustig über die Auftritte, waren gelangweilt und meinten, letztes Jahr gäbe es bessere Teilnehmer. "Keine Konkurrenz für Roman" hieß es dort und ein Kommentar durch einen Zuschauer mit dem Pseudonym heaven besagte: "Also die Kommentare sind teilweise interessanter als die Lieder." Einzig der nicht mit Ironie und Sarkasmus geizende Kommentator wurde in hohen Tönen gelobt. Wenig Begeisterung also unter dem Publikum zu Hause. Als die Kamera in die Halle schwang, sah man auch, dass nur wenige ihre Fahnen hin und her wehen ließen - die Stimmung muss sich bis zum Finale am Samstag aber noch gehörig steigern!

Langweilig, langweiliger, 1. ESC Halbfinale 2012

Die Schweiz versuchte es mit Pop-Rock, Österreich mit Party-Rappern, Belgien mit einer süß-romantischen Nummer und Finnland, die erfrischenderweise nicht auf englisch sangen, brachten einen schwedischen, leicht folkloristischen Song names När jag bundar auf die Bühne. Die finnischen Teilnehmer stammen nämlich aus der schwedischen Minderheit in Finnland und schwedisch ist dort die offizielle, zweite Amtsprache. Endlich etwas lustiges: Israel machte Laune mit einem 70er-Jahre-Sound und unterhielt das Publikum damit. San Marinos Auftritt dagegen war ziemlich peinlich. Der Song kam von der Machart her ca. 10-20 Jahre zu spät. Oh nein! Es war auch noch Ralph Siegel, der The Social Network Song für Valentina Monetta komponiert hatte! Er dachte wohl, wenn er das Thema Internet aufgreift, dann hat er schon halb gewonnen - tja, falsch gedacht! Zypern kam mit einer jungen Dame und einem schönen Bühnenbild daher - aber woher kommt denn diese tiefe, schwache Stimme? Der Song klang irgendwie wie eine Fußball-Hymne. Die Komposition ist also schonmal massentauglich. Die Dänen schickten danach eine zeitgemäße Sängerin mit Band ins Rennen - und das kann man wahrlich von den meisten Auftritten nicht behaupten. Aber das ist ja leider oft so, beim ESC. Die Dänin wird als eine der Favoritinnen gehandelt - zu Recht. Denn der Song ist sehr eingängig und damit Radio tauglich. Klang bis dahin für mich am besten. Russland machte schon vor dem Eurovision Song Contest Start Furore mit seinen Babuschkis, den Omas, die als Kandidatinnen auftreten sollten. Tatsächlich: der Song war zwar bescheiden, aber die Omas waren so süß - wirklich eine nette Idee. Auf ihren Auftritt hatten viele gewartet und so war die Langeweile in diesem Moment auch wie weggeblasen. Eine von ihnen ist 86 Jahre alt und damit die älteste Teilnehmerin, die je beim ESC auftrat. Der Song von Ungarn klang für meinen Geschmack sehr - wie soll ich sagen - er kommt einfach gefühlt zehn Jahre zu spät. Moldau startete mit Balkan-Pop, einem Sänger, der als Teenie-Schwarm durchgehen kann und bunten Kostümen. Irland schließlich kam mit Disco um die Ecke. Jedward traten letztes Jahr schon auf - diesmal fragte ich mich, ob der Song von Justin Bieber abgekupfert war.

Insgesamt ein enttäsuchendes 1. Halbfinale, aber glücklicherweise kommt ja noch mehr - da kann noch nachgelegt werden. Die Hälfte der Stimmen kommt übrigens von einer Jury aus Musikprofis, deren Namen erst am Finaltag bekannt gegeben werden. Deutschland konnte gestern nicht mitvoten - erst beim zweiten Halbfinale am 24. Mai sind wir stimmberechtigt. Wer kommt denn jetzt weiter?

Die Gewinner der 1. ESC Halbfinales sind:

  • Rumänien
  • Moldau
  • Island
  • Ungarn
  • Dänemark
  • Albanien
  • Zypern
  • Griechenland
  • Russland
  • Irland