Plasberg-Talk über Reichtum mit Rossmann-Chef und Niebel

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 19. März 2013

"Hart aber fair" im Ersten: Frank Plasberg lud zum Talk über Reichtum und Umverteilung in Deutschland ein, während in Zypern aktuell Menschen auf die Straße gehen, um gegen die Sparauflagen der EU zu protestieren. Zu Gast waren der Chef der Drogeriekette Rossmann, Dirk Roßmann, der FDP-Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel, SPD-Politiker Thomas Oppermann, Oskar Lafontaine von der Linken und Autorin Kathrin Fischer.

"Den Reichen an den Kragen - wie viel Umverteilung verträgt Deutschland?" war das Talk-Thema am gestrigen Montag. Viele schreien nach sozialer Gerechtigkeit, vor allem in Krisenzeiten, vor allem wenn die Schere zwischen arm und reich immer größer wird. Plasberg wirft in der Sendung die Frage nach einem adäquaten Steuersystem auf.

Die alleinerziehende Autorin ("Generation Laminat. Mit uns beginnt der Abstieg ... und was wir dagegen tun müssen") und Journalistin Fischer zählt sich zur Mittelschicht. Sie sprach sich in der Sendung für eine Vermögenssteuer und für mehr Partizipation aller Gesellschaftsschichten an solchen strittigen Themen aus. Die Macht solle quasi beim Volk liegen und nicht bei einigen Wenigen, so Fischer. Steuern seien wichtig, damit Bewegung in der Gesellschaft bleibe, der Staat brauche Einnahmen, aber über das Maß müsse aus ihrer Sicht dringend diskutiert werden.

Da die SPD den Spitzensteuersatz senkte, fragte Frank Plasberg Thomas Oppermann, was seine Lösung für mehr Gerechtigkeit sei. Dieser sprach von einer erneuten Erhöhung des Spitzensteuersatzes. Er nannte eine konkrete Zahl, 49 Prozent. Vor der Senkung durch SPD und Grüne lag der Satz bei 53 Prozent - mehr ginge nur bei einer gesunden Wirtschaftslage, so Oppermann. Für eine Finanztransaktions- und Erbschaftssteuer sprach er sich dennoch aus.

Dirk Niebel bildetete den Gegenpol. Der FDP-Politiker liebäugelte mit einer generellen Abschaffung der Erbschaftssteuer und machte sich damit beim SPD-Politiker nicht gerade beliebt - Oppermann ließ Kontra-Salven los. Plasberg ließ den erhitzen Niebel daraufhin nicht immer ausreden, zu groß schien die Aufregung.

Einen weiteren Gegenpol fand Plasberg in Dirk Roßmann, den Chef der Drogeriekette Rossmann, sowie dem Linken-Politiker Oskar Lafontaine. Roßmann verkündete wohlwollend, er und seine reichen Bekannten würden einen starken Beitrag für soziale Belange leisten - er nehme das Problem persönlich sehr ernst. Zu dem von Oppermann genannten Spitzensteuersatz von 49 Prozent sagte er "Ja". Er schlug auch vor, dass die obersten Vielverdiener in die gesetzliche Krankenkasse zahlen sollten, damit die Beiträge gesenkt werden könnten. Im selben Satz sprach er sich dagegen entschieden gegen eine Erbschafts- und Vermögenssteuer aus. Hier wurde Roßmann etwas aufbrausend, sein Tonfall vierriet Verärgerung. Seine sauer verdienten Semmeln gebe er doch nicht so einfach ab... An dieser Stelle warf Lafontaine Roßmann vor, er habe seine Milliarden nicht durch Arbeit erhalten, sondern durch 'arbeiten lassen'. Allerdings konnte Roßmann dieses Argument gleich wieder entkräften. Eine Drogeriekette der Dimension Rossmann komme schließlich nicht ohne zahlreiche Arbeiter aus, auch nicht ohne Leiharbeiter etwa zu Weihnachten oder bei Grippewellen. SPD-Politiker Oppermann stimmte ihm im letzten Punkt gleich mal zu.

Zurück bleibt der Zwist, der Interessenskonflikt zwischen den bereits Reichen, den oberen zehn Prozent, und den vergleichsweise Ärmeren, bis Ärmsten. Eine wirkliche Lösung für die weiter grätschende Schere bot die Diskussionsrunde bei Plasberg nicht; zu stark war die Uneinigkeit im Gesprächskreis. Welche Vorschläge die Politik letztendlich durchsetzt, ist sowieso eine andere Frage.