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Neu im Kino: Pride

von Portrait von Stella Thiele Stella Thiele
Veröffentlicht am 29. Oktober 2014

Schwule und Lesben aus London treffen auf walisische Bergarbeiter, da sind Kulturclash und skurrile Szenen vorprogrammiert. Matthew Warchus‘ „Pride“ basiert auf einer wahren Begebenheit. Morgen läuft er in den deutschen Kinos an.

Seit Monaten streiken in ganz Großbritannien die Berg- und Minenarbeiter, doch in der Premierministerin Margret Thatcher scheinen sie eine übermächtige Gegnerin zu haben. Überall geht die Polizei mit gnadenloser Härte gegen die Streikenden vor. Auch die konservative Presse schlägt sich auf die Seite der Regierung. Mit der reaktionären Politik Thatchers und der Willkür der Polizei muss sich auch die Schwulen- und Lesbenszene täglich auseinandersetzen. Kaum verwunderlich also, dass dem jungen Aktivisten Mark Austin (Ben Schnetzer) die Idee kommt, sich mit den Streikenden zu solidarisieren.

Kein einfaches Unterfangen, denn bereits in der Londoner Szene stößt Mark damit nicht grade auf große Zustimmung. Immerhin ist die Arbeiterklasse, besonders in der Provinz, nicht für ihre Offenheit gegenüber Homosexuellen bekannt. Mit leidenschaftlichen Reden gelingt es dem Aktivisten jedoch, eine Gruppe von Mitstreitern zusammenzustellen. Die LGSM (Lesbian and Gay Support the Miners) engagiert sich in London zunächst, indem sie in bunten Eimern Spenden für die Streikenden sammelt. Soweit, so gut. Doch die Spenden schließlich an den Mann zu bringen, gestaltet sich weitaus schwieriger. Bei der Gewerkschaft finden sie kein Gehör. Kurzerhand beschließt die Gruppe also, das Geld persönlich zu überbringen. Nach dem Zufallsprinzip wählen sie ein kleines Bergarbeiterstädtchen in Wales aus und nehmen Kontakt mit dem Gemeindevorstand auf. Dai (Paddy Considine) steht den Schwulen und Lesben sehr aufgeschlossen gegenüber und so schafft es die Gruppe, sich mit ihm zu verbünden.

Neu im Kino: Pride

Den Gemeindevorstand hat die LGSM schon überzeugt, doch die Bevölkerung in dem Städtchen auf ihre Seite zu ziehen, erweist sich als deutlich schwieriger. Nicht alle stehen der Idee so aufgeschlossen wie Dai, oder die Gemeinderats-Mitglieder Hefina (Imelda Staunton), Cliff (Bill Nighy) und Sian (Jessica Gunning) gegenüber. Als es dem Gemeinderat, mithilfe der Erfahrungen der LGSM, gelingt, festgenommene Streikende aus dem Gefängnis zu holen, scheint das Eis endlich gebrochen. Der Kampf gegen die übermächtige Politik kann beginnen.

Der Plot des Filmes basiert auf einer wahren Geschichte. Die Auseinandersetzungen zwischen Bergarbeitern und der Regierung Thatcher, die vom März 1984 ziemlich genau ein Jahr dauerte, gilt als eine der am härtesten geführten Großbritanniens. Grund war der Entschluss der Premierministerin, zahlreiche Zechen zu schließen. 20.000 Arbeitern drohte die Kündigung. Mitte des Jahres befanden sich über 50% aller Kohleminen des Landes im Streik. Für die Arbeiter war es eine harte Zeit. Ohne Unterstützung des Staates und mit ausbleibenden Löhnen, waren sie auf Spenden der Bevölkerung angewiesen. Die in London gegründete LGSM sammelte über 20.000 Pfund zur Unterstützung der streikenden Minen- und Bergarbeiter. Anfang 1985 stimmte die Gewerkschaft (National Union of Mineworkers) schließlich ab, den Streik zu beenden. Er blieb Ergebnislos und schwächte die Rolle der Gewerkschaften in Großbritannien nachhaltig. Das Engagement der LGSM hingegen blieb nicht folgenlos. Noch heute nehmen Bergarbeiter an den jährlichen Gay Pride-Märschen teil und ihr Einfluss in der Labour Party führte dazu, dass wenig später die Rechte für Homosexuelle in das Parteiprogramm aufgenommen wurde.

„Pride“ fasst die Ereignisse im Sommer 1984 mit Humor und in eindrucksvollen Bildern zusammen. Eine kleine Zeitreise, in die Geschichte des Arbeiterkampfes und der Lesben- und Schwulenbewegung in Großbritannien. Es ist ein Film über eine außergewöhnliche Freundschaft zwischen zwei Gruppen, die auf den ersten Blick gar nicht zusammenpassen wollen.

Unterstützt wird die eindrucksvolle Umsetzung des Regisseurs Matthew Warchus durch die schauspielerische Leistung der Nachwuchsschauspieler Ben Schnetzer („Die Bücherdiebin“) und George Mackay („Peter Pan“, „Der Herr der Diebe“), sowie Dominic West („John Carter – Zwischen zwei Welten“, „Hannibal Rising – Wie alles Begann“), Andrew Scott ("Sherlock"), Bill Nighy („Best Exotic Marigold Hotel“, „Radio Rock Revolution“), Imelda Staunton („Maleficent – Die dunkle Fee“, „Harry Potter und der Orden des Phönix“) und Paddy Considine („The World’s End“, „Submarine“).

„Pride“ ist ab morgen, 30.10.2014 in den deutschen Kinosälen zu sehen.