Merkel Mania: Was uns "Macht Mensch Merkel" im ZDF brachte

von Portrait von Lisa Siewert Lisa Siewert
Veröffentlicht am 14. August 2013

Danke liebes ZDF, für diese nette Zusammenfassung der letzten Merkel-Jahre. So lässt sich nämlich die Doku „Macht Mensch Merkel“ ganz gut auf den Punkt bringen. Leider fehlte der rote Faden und der kritische Ton. Trotzdem: Vielleicht gehört es inzwischen auch zum Phänomen Merkel, dass wir gerne unterhaltsame Infos von ihr hören, Politik hin oder her.

Endlich – das Geheimnis ist gelüftet: Der Lieblingsfilm der Kanzlerin ist „Die Legende von Paul und Paula“. Falls Angela Merkel also spontan auf einen DVD-Abend vorbekommt, wir wissen was wir zeigen können. Solche kleinen Anekdoten gab es gestern Abend in der 45-minütigen Dokumentation immer wieder. Achja und Politisches gab es natürlich auch!

Angela Merkel als mächtige Frau, die Europa fest im Griff hat, obwohl ihr angeblich der europäische Glauben fehle, eine Kanzlerin, die Rettung der EU-Krisenländer nur nach ihren Spielregeln unterstützt. Ein O-Ton von Mario Monti, der sich wie ein kleines Kind freut, der Kanzlerin einmal die Stirn geboten zu haben:

„Es ist selten, dass Deutschland nicht seinen Willen bekommt“.

So wie es dargestellt wird, hat man wohl Deutschland mit Merkel gleichzusetzen. Dabei wirft Grünen Politikerin Katrin Göring-Eckardt der Kanzlerin vor, sie wisse gar nicht mehr wie die normalen Leute in unserem Land leben und wie es ihnen geht. Monti könnte sich ja mal mit Philip Rösler zu einer Lästerstunde treffen. Letzterer kommt in der Dokumentation nicht gut weg, er wirkt ein wenig wie ein schelmischer Lausbub, welcher der Kanzlerin gerne Streiche spielt. Zum Beispiel einen Bundespräsidenten einsetzen und ihr dann eine lange Nase zeigen.

Aber jetzt mal ernsthaft: "Macht Mensch Merkel" konzentriert sich zusammenfassend, aber nicht chronologisch, an den großen politischen Ereignissen der letzten Kanzlerinnen-Jahre. Wirtschaftskrise, Atomenergie Debatte, Flutkatastrophe, Parteien-Konflikte und natürlich der Spionage-Affäre rund um Prism und Tempora. Zu jedem Thema wird einmal kurz das Verhalten der Kanzlerin zusammengefasst, selten kritisch und meistens öde oberflächlich. Einmal googeln und wir haben die gleichen Infos und eine Slideshow mit den lustigsten Jugendbildern von Angie.

Ab und zu versuchen sich politische Gegenspieler negativ über die Kanzlerin zu äußern. Nur selten gelingt dies – meistens entwaffnet die Kanzlerin die Vorwürfe selbst mit einem herzallerliebsten Lächeln und einem Herunterspielen der Anschuldigungen. Und irgendwie glaubt man ihr. Schließlich ist sie ja Angela Merkel. In diesem Moment wird einem beim Gucken von „Macht Mensch Merkel“ klar, wie sehr man bereits auf Bewunderung von Merkel getrimmt ist. Ein wenig beängstigend ist das schon, wenn man überlegt wie Lemminge auch beginnen einem Einzelnen zu folgen und dann gemeinsam eine Klippe runterhopsen. Aber den Gedanken schiebt man beiseite, als die junge Angela fröhlich beim Volleyball spielen gezeigt wird. Nettes Mädchen.

Von wegen Lemming: Als Königin von Deutschland – so jedenfalls sieht sie Dirk Kurbjuweit vom Spiegel. Und eine Königin wirft nicht mit Schlamm. Vielleicht mögen wir sie deshalb, zwischen all den fauchenden und bissigen Politikern und Selbstdarstellern. Ab und zu wird noch auf Merkel als Quereinsteigerin in der Politik eingegangen, sie war ja mal Physikerin. Was auch keine neue Info war, außer das ZDF hätte enthüllt, dass Merkel an einer Atombombe bastelt. e(europa)= m(erkel) springt im Quadrat.

Merkel Mania: Was uns "Macht Mensch Merkel" im ZDF brachte

„Macht Mensch Merkel“ hat uns nochmal die politischen Meilensteine und Wendepunkte der letzten Kanzler-Jahre von Angela Merkel gezeigt. Hier und da gespickt mit ein paar netten Bildern und Sticheleien. Sind wir wirklich schlauer als vorher? Nicht wirklich. Genau wie bei „Kante Klartext Kandidat“ muss man sich bewusst sein: Um eine Wahlentscheidung zu treffen, reicht es nicht aus zwei Dokumentationen zu gucken. Nur in einer Sache wird die Sendung am Ende konkret: Angela Merkel wird den Wahlkampf alleine stemmen müssen. Aber vielleicht muss sie sich keine Sorgen machen: Ihre Russischlehrerin erinnert sich: Sie war beliebt, weil sie klug war.