ProSiebenSat.1 kann Lebensgefühl der Generation 50+ kaum definieren

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 12. Juni 2012

Deutschland beklagt sich über das miserable Fernsehprogramm von RTL, ProSieben und Co. Besonders die Älteren können sich offenbar mit dem Programm nicht identifizieren und zappen deshalb auf n24 und arte herum. Das gefällt der ProSiebenSat.1 Media AG natürlich gar nicht. Deswegen stellte man im letzten Jahr Pläne vor, einen Fernsehsender für „Best Ager“ ins Programm zu heben. Diese „Best Ager“ sind laut Vorstandsvorsitzenden Thomas Ebeling „Leute, die mit ProSieben groß geworden sind, denen aber manche Formate heute einfach zu jung sind“. Eigentlich sollte der neue Sender schon im Herbst an den Start gehen, aber jetzt ruderte man zurück, wie dwdl berichtet:

Doch nach der Ankündigung wurde es recht still um das Projekt. Mehr oder weniger offen räumte man in Unterföhring in den folgenden Monaten ein, dass das Lebensgefühl der "Best Ager", also der Zielgruppe jenseits der 50, schwer zu definieren sei. Noch fataler aber für einen werbefinanzierten Sender: "Best Ager" ist kein Begriff, der Begehrlichkeiten weckt. Kaum jemand aus der Zielgruppe würde sich selbst so definieren. Das könnte Probleme bei der Ansprache des Publikums und letztlich auch der Werbekunden bedeuten. [...] So wundert es auch nicht, dass es inzwischen nicht mehr zwingend die Idee eine Best-Ager-Kanal sein muss, die man in Unterföhring verfolgt. Was genau man plant - dazu schweigt man sich allerdings recht wortreich aus. mehr...

Ob es nun einen Kanal für Senioren und solche, die es bald werden wollen, geben wird, staht noch nicht fest. Was dagegen fest steht: Was auch immer man für neue Fernsehsender plant, vor 2013 gehen sie nicht ins Programm. Die Ironie an dem Debakel: ProSiebenSat.1 wollte mit dem Begriff „Best Ager“ jung und hip wirken und schoss sich damit selbst ins Bein - denn der geplante Kanal ist eben nicht jung. Wer über 50 ist, benutzt keine Anglizismen. Das ist eine banale Erkenntnis, aber bei ProSiebenSat.1 kam sie recht spät. War man womöglich geblendet vom Erfolg des Frauensenders „sixx“?

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