Olivia Jones ist klare Favoritin beim Dschungelcamp. Aber warum?

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 23. Januar 2013

Olivia Jones ist der quasi-männliche Gegenpart zu Nina Hagen - sie ist unangepasst, sagt, was Sache ist, und sieht aus wie ein Paradiesvogel mit falschen Brüsten. So weit so gut. Aber warum liegt Hamburgs „Kult-Transe“ so weit vorn bei den Umfragen, wer Dschungelkönig(in) werden soll? Viel beigetragen hat Jones ja bisher nicht.

Die Antwort ist dieselbe bei Fragen wie: „Warum wählt das Publikum Georgina raus, nachdem sie sich so ins Zeug gelegt hat?“; „Warum ist diese intrigante Zicke Fiona immer noch im Camp?“ und „Warum sehe ich mir das überhaupt an?“. Die Antwort: Man weiß es nicht. Das Publikum von RTL ist eben in vielerlei Hinsicht unberechenbar. Eine These wäre, dass Olivia Jones die logische Fortsetzung von ehemaligen Figuren wie Désirée Nick und Ross Anthony, die die Staffeln zwei und drei gewannen. Auch Mannsweib Brigitte Nielsen hat ja eine Staffel gewonnen. Es wäre also naheliegend, dass jetzt der Transvestit dran ist.

Eine andere These: Olivia Jones ist die Camp-Mutter, hat für alle ein offenes Ohr und versteht natürlich männliche wie weibliche Probleme. Außerdem verurteilt die Verfechterin für liberales Denken niemanden. Aber so ganz stimmt das auch nicht. Olivia zerreißt sich das Maul genauso wie die meisten anderen Teilnehmer. Am meisten Zurückhaltung in Sachen Lästerei und übler Nachrede hat hier bisher Patrick Nuo bewiesen. Aber der ist ja auch Rosenkränzler und liebt seine Nächsten wie kein anderer im Camp.

Vielleicht ist es aber grade jene Mischung von allem - Olivia Jones sieht definitiv anders aus als die meisten Menschen mit denen man im Alltag zu tun hat, ist aber trotzdem als Person greifbar, weil sie genauso lästert, wie alle anderen. Indem man sie zur Dschungelkönigin wählt, kann man sich als Zuschauer selbst beweihräuchern wie unvoreingenommen man doch ist. Den nächsten schrillen Vogel, der vor einem an der Kasse steht, guckt man dann trotzdem wieder komisch an, erklärt sich aber dieser Tage selbstgerecht zum toleranten Sozio-Kosmopoliten. Olivia Jones zur Dschungelkönigin zu machen, ist ein Alibi - man kann sich danach selbst auf die Schulter klopfen und sich dazu beglückwünschen, ein aufgeklärter Liberaler zu sein. So wie man fünf Euro an Greenpeace spendet und glaubt, man wäre der große Umwelt-Mäzen und Philantrop, der im Alleingang die süßen Baby-Tiger vor dem Aussterben rettet oder einen Brunnen in Afrika bohrt. Natürlich ist das alles Schwachsinn. Sympathie für eine Fernsehpersönlichkeit wie Olivia Jones zu entwickeln, nur weil man sie zwei Wochen lang in einem gefakten Camp beobachtet, macht niemanden zu irgendwas. Aber eines sind die RTL-Zuschauer ja mit Sicherheit: Unbelehrbar. Sonst würden sie sich nicht seit sieben Jahren jeden Januar fragen, warum sie sich diesen Müll überhaupt ansehen.

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