Schavan äußert sich zu Plagiatsvorwürfen

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 15. Oktober 2012

Es war im Mai, als ausgerechnet die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan, beschuldigt wurde, in ihrer Doktorarbeit ohne zu zitieren von anderen Autoren abgeschrieben zu haben haben. Und ausgerechnet Schavan war es, die sich letztes Jahr besonders kritisch zu den Plagiatsvorwürfen gegen Guttenberg äußerte: „Als jemand, der selbst vor 31 Jahren promoviert hat und in seinem Berufsleben viele Doktoranden begleiten durfte, schäme ich mich nicht nur heimlich.“ Die 57-Jährige wies die Vorwürfe, in ihrer Dissertation von 1980 Textstellen anderer Autoren übernommen und nicht oder nicht korrekt markiert zu haben, zurück, schwieg aber seitdem - sie wolle das Urteil der Universität abwarten. Dieses Urteil ist jetzt da - und bestätigt die Vorwürfe. Es ergebe sich „das charakteristische Bild einer plagiierenden Vorgehensweise“, urteilte der Prüfer des Gutachtens. Auf 60 der 351 Seiten fänden sich Mängel. Das ist bitter. Aber die CDU-Angehörige, die unter Kollegen als ausgesprochen seriös und integer gilt, gibt sich selbstsicher:

"Ich weise die Vorwürfe entschieden zurück", sagte die Ministerin der SÜDWEST PRESSE. [...] „Ich habe fünf Monate eisern geschwiegen, weil ich keine andere Behandlung will als alle anderen auch. Und jetzt wird ein Entwurf durchgestochen, der nicht einmal im Promotionsausschuss besprochen wurde." Dabei sage die Universität Düsseldorf, es gebe kein Gutachten der Uni. "Das ist ein unmögliches Verhalten. [...] Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als mich zu wehren." Sie werde gegenüber der Universität zu den Vorwürfen Stellung beziehen. "Ich lasse mir das nicht bieten." mehr...

Kurios ist das Verhalten der Universität aber schon, berichtet die „Zeit“. So habe Schavan von dem Gutachten erst aus den Medien erfahren und konnte sich somit vorher nicht gegenüber der Uni äußern:

„Es ist ein bemerkenswerter Vorgang, dass ein vertrauliches Gutachten eines Hochschullehrers der Presse vorliegt, bevor die Betroffene von der Existenz des Gutachtens weiß." [...] Erst auf Nachfrage der Ministerin hatte ihr der Rektor der Universität das 75-seitige Gutachten am vergangenen Wochenende zugeschickt. mehr...

Guttenberg ist damals über die Plagiatsvorwürfe gestolpert und trat zurück. Bei der Bundesministerin für Wissenschaft und Bildung wäre das natürlich nicht anders - wer permanent mit Studenten und Professoren zu tun hat, bricht sich automatisch das Genick, wenn er beim Erwerb des Doktortitels betrügt. Die Opposition fordert den Rücktritt, falls Schavan der Doktortitel aberkannt wird.