Guttenberg-Satire „Der Minister“ selbst unter Plagiatsverdacht

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 15. März 2013

Alles nur geklaut? Bei Guttenberg steht das fest - in seiner Dissertation war mehr kopiert als selbst verfasst. Der ehemalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg war über die Plagiatsaffäre gestürzt und trat im März 2011 von allen politischen Ämtern zurück. Sat.1 fand das alles so unterhaltsam, dass daraus eine Satire gemacht wurde, „Der Minister“ - der Film lief am Dienstag im Fernsehen und ist seit gestern auf DVD erhältlich. Schon fast zu ironisch kommt nun die Anschuldigung des ehemaligen „Titanic“-Chefredakteurs Oliver Maria Schmitt daher, der behauptet, dass mehrere Pointen des Films aus der Februar-Ausgabe 2011 geklaut wurden. Das Journal Frankfurt führt mehrere Beispiele an, die Drehbuchautorin Dorothee Schön anscheinend plagiiert hat:

Schön: "Ich möchte mir als Bürgerin, Frau und Mutter zweier entzückender Kinder und neuerdings auch Kinderschänderschreck selbst ein Bild von der Arbeit unserer Schutzstaffel machen." Schmitt: "Ich möchte mir als Bürgerin, als Gattin, als Frau und Mutter von süßen Kindern und nicht zuletzt als Kinderschänderschreck selbst ein Bild von der Arbeit unserer Schutzstaffel machen."

Oliver Maria Schmitt will nun rechtliche Schritte „zumindest prüfen lassen“. Von einer Anzeige will er jedoch absehen - nur Spießer und Versager reagieren so - und stattdessen eine Rechnung schicken, berichtet filmstarts.de. Dorothee Schöne macht auch selbst gar keinen großen Hehl daraus, dass Passagen ihres Drehbuchs aus dem Internet stammen. In einem Interview mit der Münchener Abendzeitung sagte sie:

Versatzstücke habe ich verwendet. [...] Nicht nur bei Guttenberg, ich habe auch Witze über ihn, die im Netz rumschwirrten, zitiert und hoffe, niemanden bestohlen zu haben.

Aha. In Politik und Satire ist also alles erlaubt, frei nach dem Motto: Wenn jeder jedem was klaut, kommt keinem was weg. Gut, dass niemand eine Satire über Annette Schavan plant. Wenn die dann nämlich bei Guttenberg abgeschrieben hätte, wäre das Chaos komplett. Da freuen wir uns doch, dass Oliver Maria Schmitt das Ganze eher gelassen sieht - letztlich kräht ja doch kein Hahn danach, wer den Witz zuerst gemacht hat. Sat.1 könnte Schmitt ja als Wiedergutmachung eine Papst-Satire drehen lassen. Mit ganz viel „Fanta“ und undichten Stellen.