„Mr. Morgan's Last Love“ zeigt Michael Caine in seiner Paraderolle

von Portrait von Steffen Kutzner Steffen Kutzner
Veröffentlicht am 1. Januar 2012

Michael Caines Mutter war Putzfrau; sein Vater arbeitete auf dem Fischmarkt in Billingsgate. Als dieser, obwohl er sein ganzes Leben lang hart gearbeitet hatte, als armer Mann starb, traf Michael Caine den Entschluss, reich und berühmt zu werden. Und nach über 150 Filmrollen, zwei gewonnen Oscars und vier weiteren Nominierungen steht wohl außer Frage, dass Michael Caine berühmt ist. Und reich ist er auch. „Ich bin der Alptraum der Bourgeoisie: Ein Cockney mit Verstand und einer Million Dollar“, sagte er einmal. Seinen breiten Cockney-Akzent musste er für seine erste große Filmrolle in „Zulu“ 1964 jedoch ablegen und sich einen Oberschichten-Akzent aneignen. Für die Rolle musste er außerdem einen Vertrag mit Embassy Pictures unterschreiben, der ihn für sieben Jahre verpflichtete, aus dem Embassy Pictures aber jederzeit aussteigen konnte – und das taten sie auch. Begründung: Er sehe auf der Leinwand aus wie ein Homosexueller. Doch nach dem Erfolg von „The Ipcress File“ wurde ihm die Rolle angeboten, die ihm zu einem Star machte: „Alfie“ - dafür erhielt er seine erste von bisher sechs Oscar-Nominierung.

Michael Caine hat in seiner über 60 Jahre umfassenden Karriere in Filmen jeglicher Qualität mitgespielt und verkörperte verschiedenste Charaktere. Er mimte den Butler Alfred Pennyworth in den neuen Batman-Filmen, verlieh Finn McMissile im miserablen „Cars 2“ seine Stimme und glänzte als Vaterfigur Robert Spritzel im unterschätzten „The Weather Man“. Oliver Stones plumper Alptraum „Die Hand“ floppte fatal an den Kinokassen – Michael Caine sagte, er hatte nur einen Grund, in diesem Film mitzuspielen – mit der Gage konnte er eine Anzahlung auf eine neue Garage leisten, die er sich bauen wollte. Auf seine Rolle als Ebenezer Scrooge in der Muppets Weihnachtsgeschichte ist er aber noch immer stolz.

Im Dezember 2011 drehte der 1933 als Maurice Joseph Micklewhite Jr. geborene Londoner seinen nächsten Film mit dem Arbeitstitel „Mr. Morgan's Last Love“. An seiner Seite spielen Gillian Anderson („Akte X“) und Clémence Poésy („Brügge sehen...und sterben?“). Der Film erzählt die Geschichte eines ehemaligen Philosophie-Professors in Paris, der einsam und verwitwet ist und durch die Zufallsbekanntschaft mit einer freimütigen, hübschen und impulsiven Französin seinen Lebensmut zurückgewinnt. Ist da vielleicht die nächste Oscar-Nominierung drin? Wann der Film in die Kinos kommt, steht noch nicht fest.

Auf Michael Caines Drehplan für die nächsten Jahre stehen bisher zwei weitere Filme: „Elsa & Fred“, in dem er angeblich zusammen mit Shirley MacLaine die Titelrollen spielen soll und „Now You See Me“, der ein wahres Star-Aufgebot zu bieten hat: Morgan Freeman („Million Dollar Baby“), Isla Fisher („Die Hochzeits-Crasher“), Woody Harrelson („Natural Born Killers“), Jesse Eisenberg („The Social Network“), Mélanie Laurent („Inglourious Basterds“) und Mark Ruffalo („Shutter Island“) stehen zusammen mit Michael Caine vor der Kamera. Doch auch wenn sein Arbeitspensum noch nicht kleiner wird, macht der 78-Jährige sich keine Illusionen. Auf einer Pressekonferenz zu „Mr. Morgan's Last Love“ antwortet Caine auf die Frage eines jungen Regisseurs, ob er in seinem Film mitspielen würde: „Na klar, aber Sie müssen sich beeilen, ich bin kein junger Mann mehr.“

Das Thema Alter und Weisheit scheint Michael Caine auf die Stirn geschrieben zu sein. Schon sehr oft spielte er den Mentor („Rita will es endlich wissen“), die Vaterfigur („The Weather Man“) oder den weisen Freund („The Dark Knight“). Auf die Frage, was das Beste und das Schlimmste am Altern sei, sagt Caine: „Das Beste ist, das man alles weiß – und das Schlimmste ist, dass die anderen nicht alles wissen.“ Später erzählt er von seiner Familie, seiner Frau Shakira, mit der seit fast 40 Jahren verheiratet ist und wie das Leben voranschreitet. Er ist ein zufriedener Mann, der alles erreicht hat, was es zu erreichen gibt: „Ich hatte so eine tolle Zeit, ich würde gern als ich selbst wieder geboren werden und das ganze nochmal genau so durchleben.“?