Bio-Eier-Skandal: Wo lügt die Lebensmittelindustrie noch?

von Portrait von Martin Busch Martin Busch
Veröffentlicht am 26. Februar 2013

Nach dem Pferdefleisch-Skandal wird das Vertrauen der Verbraucher in die Lebensmittelindustrie durch falsch deklarierte Bio-Eier erneut auf die Probe gestellt. Hühnereier aus überfüllten Legebetrieben wurden als Bio-Eier verkauft. Wie Focus berichtet, habe ein niedersächsischer Bauer das faule Ei ins Rollen gebracht. Der Bauer habe in einem Zivilprozess ausgesagt, er hätte zu viele Hühner für seinen Stall gekauft, da es allgemein so üblich sei, gab der Leiter der Oldenburger Staatsanwaltschaft Roland Herrmann bekannt. Damit ein Ei als Bio-Ei gilt, müssen die Haltung und Ernährung der Legehennen bestimmte Vorschriften erfüllen. Inzwischen prüfen zuständige Stellen in ganz Deutschland und auch im Ausland die Bedingungen in vermeintlichen Bio-Betrieben.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner schiebt die Verantwortung auf die Länder und äußerte, die Kontrollen könnten nicht vom Schreibtisch aus geführt werden, sondern man müsse sich auch mal vor Ort die Betriebe anschauen. Die CSU Politikerin bezeichnete den Fall als Verbraucher-Betrug im großen Stil - sowie an den ehrlichen Bio-Bauern. Für eine effektive Kontrolle von Legehennen-Betrieben müssten mehr Kräfte eingestellt werden, da momentan auf einen Kontrolleur 1200 Betriebe fielen, teilte der Berufsverband mit. Durch die chronische Unterbesetzung könne kein effektiver Druck auf die Bauern ausgeübt werden. Für eine spürbare Wirkung der Kontrollen wäre eine Aufstockung von 2400 auf 4000 Mitarbeiter erforderlich.

Während die Eier-Lüge an Fahrt aufnimmt, taucht nicht deklariertes Pferdefleisch in immer mehr Produkten auf. Wie Welt berichtet musste das schwedische Möbelhaus Ikea die Fleischbällchen "Köttbullar" wegen gefundenem Pferdefleisch aus dem Angebot tschechischer Niederlassungen nehmen. In 14 weiteren Ländern (darunter Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien) wurden die Hackbällchen ebenfalls zurückgehalten währen die in Deutschland verkauften "Köttbullar" unbelastet seien.

Die Verbraucherschutzorganisation foodwatch berichtet von einer Urteilsfällung in einem älteren Skandal der Supermarktkette Lidl. Vor drei Jahren starben acht Menschen in Deutschland und Österreich nachdem sie mit Listerien belasteten Käse verzehrten. Nun muss Lidl 1,5 Millionen Euro Strafe zahlen. Als skandalös und tierquälerisch sind nach wie vor die Haltungsbedingungen von Nutztieren in Mastbetrieben zu bezeichnen. Auch der übertriebene Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung sei nur ein Herumdoktern an Symptomen, so foodwatch. Für eine wirkliche Verbesserung müssten grundlgende Änderungen vorgenommen werden.

Etikettenschwindel ist nur ein Teilaspekt der komplexen und untransparenten Geschäftemachereien der Lebensmittelindustrie, die es Verbrauchern fast unmöglich macht den Ursprung ihrer Nahrung zu erfahren.