Amazon trennt sich von umstrittenem Sicherheitsdienst H.E.S.S.

von Portrait von Martin Busch Martin Busch
Veröffentlicht am 19. Februar 2013

Seit der Austrahlung der ARD-Dokumentation "Ausgeliefert! Leiharbeiter bei Amazon" am 13.02.2013 wächst die Empörung über die menschenunwürdige Behandlung ausländischer Leiharbeiter des Online-Händlers am hessischen Standort Bad Hersfeld. Gerade in der Weihnachtszeit setzt Amazon verstärkt Saisonarbeiter ein, um die gesteigerte Nachfrage bewältigen zu können. Für die Unterbringung und den Transport der spanischen Arbeitskräfte war die Sicherheitsfirma H.E.S.S. (Hensel European Security Services) zuständig. Durch die heftiger gewordene Kritik sah der Internet-Versandhandel sich gezwungen, die Zusammenarbeit mit H.E.S.S. zu beenden. Eine Sprecherin des US-Unternehmens verkündete gestern in München:

„Amazon hat veranlasst, dass die Zusammenarbeit mit dem kritisierten Sicherheitsdienst mit sofortiger Wirkung beendet wird“

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) forderte am Wochenende eine eingehende Prüfung des Sicherheitsunternehmen. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, droht der Firma Lizenzentzug. Im Interview mit der Welt am Sonntag sagte die Ministerin:

„Der Verdacht wiegt schwer, deswegen müssen jetzt so schnell wie möglich alle Fakten auf den Tisch“

Von welcher Seite die Prüfungen durchgeführt werden sollen, ist bisher nicht geklärt. Die hessische Landesregierung sei nicht zuständig. Es sei ein Fall für die Bundesagentur für Arbeit. Das Vorgehen der örtlichen Agentur würde von der Landesregierung verfolgt werden, so Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).

Während dessen weist der private Sicherheitsdienst  die Anschuldigungen zurück, vor allem ausländische Zeitarbeiter schikaniert zu haben. Der Dienstleister bestätigte allerdings Zimmerdurchsuchungen vorgenommen zu haben, um Beschädigungen und Diebstähle zu dokumentieren. In einer Pressemitteilung äusserte die Firma:

„Den Vorwurf, unser Unternehmen pflege rechtsradikale Ansichten oder unterstütze diese, weisen wir zurück.“

Der Konzern steht seit längerem in der Kritik. Verdi bemängelte schon mehrmals die Schikane ausländischer Leiharbeiter. Die Gewerkschaft kämpft auch für höhere Löhne festangestellter Amazon Mitarbeiter. Erst am Montag haben Gespräche mit dem US-Konzern stattgefunden, um einen Tarifvertrag durchzusetzen, so Verdi-Sekretär Bernahrd Schiederig.