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Zurück in die Vergangenheit

von Portrait von Deborah Helfrich Deborah Helfrich
Veröffentlicht am 9. August 2016

Ab einem gewissen Alter merkt man, dass sich viele Dinge wiederholen. Die Mode aus der frühen Teenagerzeit hängt plötzlich an den Hipster-Kids auf der Straße. Man sieht jüngere Leute mit den T-Shirts längst aufgelöster Bands rumlaufen, deren Konzerte man selber noch miterlebt hat. Beliebte Songs werden zur Unkenntlichkeit für langweilige, am PC erstellte Musik talentloser Teenie-Idole gesampelt oder sogar eins zu eins kopiert. Klinge ich genervt? Verbittert? Vielleicht! Ich ertappe mich oft bei dem Gefühl, irgendwas zu hören oder zu sehen und mir dabei die Frage zu stellen »Das kennst du doch irgendwo her?« Der Unterschied ist, dass es in meiner Erinnerung besser klang und besser aussah. Dieses Gefühl ist nicht nur der Nostalgie geschuldet, die uns dazu bringt, Vergangenes in einem verklärten Licht zu sehen und uns zu dem typischen, grauenhaften Spruch zu verleiten, dass früher ja alles besser war. Nein, in den meisten Fällen war es wirklich besser.

Deborah Helfrich/Stadtmagazin.comDeborah Helfrich/Stadtmagazin.com

Aus Alt mach Mist
 

Neulich sitze ich im Bus und sehe an einer Litfass-Säule das Plakat für den neuen Kinofilm »Point Break« hängen. Nur ist der Film nicht neu und damals hieß er auf Deutsch noch »Gefährliche Brandung«. »Point Break« ist ein Kultfilm von 1991 mit Keanu Reeves als jungen, übereifrigen FBI-Agenten und dem verstorbenen Patrick Swayze als charismatischen Surfer-Guru. Ich blicke auf das Plakat und verdrehe die Augen. Der Film ist noch keine dreißig Jahre alt. Dazu gilt es keine veralteten Effekte durch neue Technologien auszutauschen, um einen völlig verstaubten Klassiker aufzuwerten. Warum wurde sich dann für ein Remake entschieden? Auch ist mir bei einer zufälligen Recherche über Kiefer Sutherland aufgefallen, dass der Film »Flatliners« ebenfalls mit neuen Schauspielern und Sutherland als seinen ursprünglichen Charakter wieder aufgebacken wird. Wirklich Hollywood? Fällt euch gar nichts mehr ein?

Stefan Edthofer  / pixelio.deStefan Edthofer / pixelio.de

Copy and Paste
 

Die Einfallslosigkeit der amerikanischen Traumfabrik, die erfolgreiche Filme mit eingeschworenem Following zu peinlichen Remakes verwurstet, bringt mich dazu zu glauben, dass der Ideenreichtum der Menschheit in Zyklen zu erfolgen scheint. Wir zehren anscheinend eine ganze Zeitlang an dem geistigen Feuerwerk kreativer Köpfe, welches nur einmal alle Jubeljahre hochgeht und dann für eine ganze Weile ausreichen muss. Doch irgendwann lechzen wir nach Neuem, während alles nochmal für die nächste Generation »Aufback« durch den Wolf gedreht und mit neuer Garnierung kredenzt wird. Wir »Alten« bleiben dabei auf der Strecke und nöhlen herum, wann es denn endlich weitergeht, und warum unsere geheiligten Erinnerungen so in den Dreck gezogen werden. Ich denke, dass jede Generation irgendwann an den Punkt kommt, an dem sie verächtlich lächelnd die »Neuen im Zirkus« betrachtet, die sich mit den Schätzen der Vergangenheit schmücken, als ob diese ganz neu und nur von ihnen entdeckt wurden. Irgendwie stimmt das ja auch. Wir sind alle einmal neu auf dem Parkett und dachten, dass wir die Einzigen sind, die Ahnung haben. Dass wir die Ersten sind, die etwas Gutes entdeckten. Diese Freude und dieser Stolz seien auch jeder neuen Generation gegönnt. Trotzdem muss man Altes nicht kaputtmachen, um es für die Nächsten neu aufzusetzen. Das wäre so, als ob man jemand für immer mit Jelly Beans füttert, ohne zu zeigen, wie das Original schmeckt.