Radwege sind für alle da, außer für den Fahrradfahrer

von Portrait von Christina Schwärzler Christina Schwärzler
Veröffentlicht am 4. August 2014

Fahr Fahrrad haben sie gesagt, das ist gut für die Kondition und die Gesundheit haben sie gesagt. Alle positiven Aspekte des Fahrrads wurden mir von Freunden aufgezählt, wenn es um das Thema umweltfreundliche und schnelle Fortbewegung ging. Alles bis auf die Fahrradwege. Vor allem vor den Fahrradwegen in Köln warnte mich niemand. Erfahrungen, die ich zum Teil missen möchte. Als Kind konnte man unbeschwert auf dem Bürgersteig fahren ohne sich, wie jetzt im Erwachsenenalter, Kommentare wie „Fahr auf der Straße“ oder „Hast du keine Augen im Kopf? Fahr auf dem Fahrradweg“ anzuhören. Mit dem Alter kam die Verantwortung auf der Straße beziehungsweise den sogenannten Radwegen zu fahren.

Bei meiner ersten Fahrt in Köln kam es zu einer winzigen Kollision mit einem Herren, der Kopfhörer trug, auf eine grüne Ampel wartete und sich dachte „Hey, der Radweg ist ein optimales Plätzchen zum Warten.“ Natürlich entschied er sich genau in dem Moment nach vorne zu treten, als ich nicht mehr bremsen konnte, obwohl ich Grün und er Rot hatte.

Ein anderes Mal lief eine ältere Dame mit ihrem Hund in mich rein. Eine laute Baustelle, die den Fußgängerweg blockierte, sodass die Passanten auf den Radweg auswichen, ein Hund der an der Leine riss und ein Handy, das sich am Ohr der Dame befanden waren in diesen Vorfall involviert. Dabei möchte ich erwähnen, dass ich wirklich eine vorsichtige Fahrerin bin. Man muss ja auch nicht von jetzt auf gleich als Fußgänger hinter einem Baum auf den Radweg hervorschnellen. Der Bremsweg eines Autos ist zwar länger aber der meines Fahrrads reicht auch nicht immer, um sofort stehen zu bleiben. Was passierte? Ich zog vor Schreck die Handbremse statt der Rückwärtigen und flog. Noch während ich über den Lenker segelte, bellte mich der Hund der Dame außerordentlich feindlich an und die Besitzerin regte sich über mich am Handy bei einer Irene auf, wieso ich meinte auf dem Bürgersteig fahren zu müssen. Erhitzt zeigt ich ihr mit dem Finger auf den Boden mit dem gezeichnete Fahrrad und wies sie darauf hin, dass sie sich ohne Vorwarnung auf den Radweg begeben hatte. Ein Schnauben und zwei unfreundliche Kommentare seitens der Dame später stand ich verdutzt und mit Schürfwunden an Kinn und Armen alleine da. Die Frau war einfach weiter gegangen.

Noch vor kurzem wurde eine unserer Kolleginnen fast vom Auto erfasst, weil der Fahrer meinte, er könne unachtsam um die Ecke preschen. Niemand wurde verletzt - aber warum ehrt niemand den Fahrradweg? Es werden viele Euros für neue Fahrradwege ausgegeben. Und wenn ich mir das genauer ansehe, werden diese Wege für ganz andere Dinge zweckentfremdet. Autos, die kurz halten wollen um etwas abzuliefern, Kinderwagen, die zugegeben manchmal einfach keinen Platz auf der Fußgängerseite haben, weil dieser mit Baustellen vollgepflastert ist. Wartenden Passanten, die über die Straße wollen und nicht auf ihrem Bürgersteig warten. Es ist auch nicht möglich immer auf dem Radweg zu fahren, da auch hier Hindernisse in Form von Baustellen oder parkenden Autos auftauchen.  Natürlich möchte ich umweltschonend und gesundheitsfördernd von A nach B kommen, aber ohne Klingel in der Lautstärke eines Trucks oder Sprungfedern, um ein Hindernis zu überspringen, erscheint mir das an manchen Tagen einfach unmöglich.

Ein junger Mann erhielt in Amerika einen Strafzettel, weil er aufgrund parkender Autos nicht den vorgesehenen Radweg benutzte. Aller logischen Erklärung zum Trotz, stellte der Polizist den Strafzettel aus. Es folgt ein eindrucksvolles Video darüber, was passiert, wenn man sich wie vorgeschrieben ausschließlich mit dem Fahrrad auf dem Radweg fortbewegt. Vielleicht etwas übertrieben - aber das Körnchen Wahrheit steckt in jedem Fall drin.

Radwege sind für alle da, außer für den Fahrradfahrer