Verwerflich oder nicht? Pferdefleisch soll an Bedürftige verteilt werden

von Portrait von Martin Busch Martin Busch
Veröffentlicht am 22. Februar 2013

Französische Hilfsorganisationen wollen aussortierte Lebensmittel mit untergemischtem Pferdefleisch unbekannter Herkunft an Arme verteilen. Eine Idee, die deutsche Organisationen empört. Im jüngsten Lebensmittelskandal Europas wurde nicht deklariertes Pferdefleisch in verschiedenen Produkten nachgewiesen. Lasagne, Gulasch und Ravioli sind nur einige Fertiggerichte, die eigentlich reines Rindfleisch enthalten sollten. Große Supermarktketten wie Aldi, Lidl, Rewe, Real und Tengelmann waren gezwungen Tonnenweise Lebensmittel aus dem Angebot zu nehmen. Der Verzehr von Pferdefleisch an sich ist unbedenklich, solang die Herkunft und Verarbeitung zulässig sind. Untersuchte Proben enthielten Spuren des für Nutztiere nicht erlaubten Medikaments Phenylbutazon, das für Menschen nicht tödlich ist aber unangenehme Nebenwirkungen verursachen kann.

Laut Spiegel schlug Entwicklungspolitiker Hartwig Fischer (CDU) vor, aus dem Verkehr gezogene Lebensmittel Hilfsbedürftigen zu spenden und nicht voreilig zu vernichten. Matthias Kopp, Sprecher der deutschen Bischofskonferrenz, äußerte gegenüber Bild, der Vorschlag sei respektlos gegenüber den Bedürftigen. Qualititative Mindeststandards müsse jeder Bedürftige erhalten. Ebenso nannte Christian Bakemeier, Geschäftsführer der Konferrenz für kirchliche Bahnhofsmissionen, den Vorschlag Fischers als menschenunwürdig und zynisch. Sich von nicht mehr verkäuflichen Lebensmitteln zu ernähren, sei nicht zumutbar, so Bakemeier. Auch wenn die Vernichtung so großer Lebensmittelmengen sinnlos wirkt solange Menschen unter der Armutsgrenze leben, ist die Ausgabe der nicht verkäuflichen "Pferde-Lasagnen" mit großer Skepsis zu betrachten. Es erweckt den Eindruck als werfe man den Armen etwas zum Fraß vor, dessen Verzehr Bessergestellte fürchten. Allein die nachgewiesene Arzneimittelbelastung des Pferdefleischs macht die Spende unvertretbar.

Laut verschiedener Quellen ist ein rumänischer Schlachthof der angebliche Ursprung des untergemischten Pferdefleischs. Von hier sei das Fleisch an verschiedene Zwischenhändler wie Tavola (Luxemburg) und Comigel (Frankreich) geschickt worden, die viele große Handelsketten Europas beliefern. Die genauen Zusammenhänge sind unklar. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) fordert eine Lückenlose Aufklärung des Falls sowie strengere Kontrollen für die Lebensmittelindustrie.

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