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Kreditmythen 2023: Darauf sollten Kreditnehmer achten

von Portrait von Redaktion Stadtmagazin Redaktion Stadtmagazin
Veröffentlicht am 11. Januar 2023

Die letzten Jahre brachten etliche Veränderungen im Finanzsektor mit sich. Mitunter hat sich die Erreichbarkeit von Krediten gewandelt, denn heute ist es für Bürger wesentlich einfacher und unkomplizierter, sich zu informieren und einen Konsumentenkredit aufzunehmen. Doch all die Veränderungen änderten wenig daran, dass es weiterhin einige Mythen gibt, die sich hartnäckig halten. Rund um den Ratenkredit und die Kreditaufnahme ranken sich Legenden, die viele schon einmal gehört haben. Welche das sind und wie einfach es heute ist, einen Kredit zu finden, zeigt dieser Artikel.

Bildquelle: @ Smava.deBildquelle: @ Smava.de

Abbildung 1: Kreditmythen haben zwar manchmal einen kleinen Funken Wahrheit in sich, sorgen im Normalfall jedoch dafür, dass die Kreditaufnahme teurer wird. Aus diesem Grund sollten Kreditnehmer immer auf die Fakten schauen. Bildquelle: @ Smava.de

Die erste Legende: Jeder Dispokredit steht vor der Kreditaufnahme

Dieser Mythos befasst sich mit der Auffassung, dass die Disponutzung besser sei als die Aufnahme eines Kredits. Vielfach begründet sich die Aussage auf das Wörtchen »Kredit« im Dispositionskredit. Freilich, es handelt sich dabei um eine Art von Kredit, doch gibt es gewaltige Unterscheidungen:

Dispokredit – er beschreibt einen mit der Bank vereinbarten Nutzungsrahmen unterhalb des Guthabenstandes. Der Bankkunde darf nun erlaubterweise und ohne Rückfrage den Minusbereich seines Kontos bis zu einer fixen Grenze ausschöpfen. Feste Regeln zur Rückzahlung gibt es nicht, dafür zahlt der Kunde einen hohen Zinsbetrag für jeden Tag der Sollnutzung. Der Dispo ist tückisch, da er oft nur schwer zurückzuzahlen ist, auch gilt er als Eintritt in die Schuldenfalle. Die hohen Kosten allein sollten schon von der Nutzung abschrecken.

Ratenkredit – er wird zwischen Kreditgeber und Kunde vereinbart und dient oft, aber nicht immer, einem festen Verwendungszweck. Die Rückzahlung wird über den Kreditvertrag festgelegt, sodass auch die monatlichen Raten genau festgeschrieben sind. Dieser Kredit steht nicht ohne Nachfrage zur Verfügung, bietet aber wesentlich günstigere Zinsen als Dispokredite.

Der Dispokredit hat in Notfällen seine Vorzüge. Da er ständig zur Verfügung steht, kann im Ernstfall direkt auf ihn zurückgegriffen werden. Doch für geplante Anschaffungen oder höhere Ausgaben ist er nicht geeignet. Die Kosten sind im Vergleich zu einem Ratenkredit schlichtweg zu hoch.

Die zweite Legende: Ein Kredit kann nicht gekündigt werden

Häufig schrecken Bürger gerade vor der Aufnahme eines Onlinekredits zurück, weil sie befürchten, keinen Rückzug mehr machen zu können. Diese Annahme ist aber falsch:

Widerrufsrecht – jeder Verbraucherkredit kann binnen zwei Wochen nach der Unterschrift vom Kunden kostenlos und ohne Nachteile schriftlich gekündigt werden. Sollte die Summe bereits ausgezahlt worden sein, so ist sie natürlich vollständig zu erstatten.

Spätere Kündigung – auch während der eigentlichen Laufzeit darf und kann ein Kredit gekündigt werden.

Spätere Kündigungen eines Kredits lohnen sich im Regelfall jedoch nur kurz vor Laufzeitende. Solche Kündigungen sind übrigens nicht selten, denn Umschuldungen bauen genau auf diesem Szenario auf.

Die dritte Legende: Eine Auskunftsdatei entscheidet über meinen Kredit

Jede Bank arbeitet mit Dateien zusammen, die die Bonität des Kunden prüfen. Das ist korrekt, was hingegen falsch ist, ist, dass diese externen Stellen eigenständig über eine Kreditvergabe oder die Ablehnung des Darlehens entscheiden. Letztendlich orientieren sich Banken an den Ergebnissen, doch handeln sie nach internen Vorgaben. Was für die Kreditvergabe zählt, ist:

Einkünfte – hierzu zählen alle Einkünfte, die sich nicht auf Hilfsleistungen beziehen. Meist handelt es sich um die Gehaltseinkünfte, doch auch Mieteinnahmen zählen dazu.

Finanzielle Situationen - die Bonitätsauskunft ist nur ein einzelner Faktor, wichtiger sind die Einnahmen. Die Auskunft ermöglicht es der Bank jedoch festzustellen, wie zuverlässig der Kunde bei Krediten und Verträgen ist.

Person des Kreditnehmers - schon das Alter kann eine Rolle spielen. Viele Banken vergeben Kredite nur bis zu einer bestimmten Altersgrenze, auch bei jungen Konsumenten kann eine Ablehnung erfolgen, wenn die gewünschte Summe zu hoch ist.

Gegebenenfalls Arbeitsvertrag/Steuerunterlagen - befristete Verträge werden oft nicht akzeptiert, sofern keine Übernahmebestätigung vorgelegt werden kann. Selbstständige müssen Steuerunterlagen zur Verfügung stellen, da die Einkünfte schwanken und somit keine zuverlässige Aussage zulassen.

Keiner der Punkte kann alleinstehend bewertet werden. Ein befristeter Vertrag steht beispielsweise einem Konsumentenkredit nicht entgegen, wenn die Einkünfte besonders hoch sind oder noch Sicherheiten zur Verfügung stehen. Ein Lehrling im ersten Lehrjahr wird hingegen nur schwer ein hohes Darlehen aufnehmen können, trotz des unbefristeten Vertrags. 

Jeder Kreditgeber handelt nach internen Vergabemaßgaben, sodass die Auflistung nicht vollständig ist oder nicht auf jede Bank zutreffen muss.

Die vierte Legende: Meine Hausbank hat stets das beste Angebot

Dieser Mythos stammt schlichtweg aus Zeiten, in denen das Internet-Bankgeschäft nicht existierte. Damals war es üblich, dass oft ganze Familien über mehrere Generationen hinweg bei einer Bank Kunde waren. Selten wurde für eine Finanzierung eine fremde Bank angesprochen, die Hausbank kannte den Kunden und wusste aus dem Stegreif um dessen finanzielle Situation Bescheid.

Heute haben Hausbanken mitunter immer noch Vorteile und dürfen in Kreditvergleiche einbezogen werden, doch bieten sie meist schlechtere Kreditkonditionen als die Konkurrenz aus dem Internet.

Sinnvoll ist der Gang zur Hausbank manchmal in komplizierten Fällen. Da die Kreditaufnahme Selbstständigen oft schwerfällt, kann die Hausbank der beste Anlaufpartner sein. Dasselbe gilt für Personen, die in der Vergangenheit Bonitätseinträge angehäuft haben, nun aber finanziell wieder gutgestellt sein. Der eigenen Hausbank gegenüber kann die Situation erklärt werden, einer reinen Onlinebank ohne persönlichen Kontakt hingegen nur schwer.

Die fünfte Legende: Die Werbung hat immer recht

Erst 2015 gab es in der Schweiz eine Gesetzesänderung, die sich mit der Kreditwerbung befasste. Tatsächlich wurde die aggressive Werbung verboten, auch dürfen einige Wörter nicht mehr in Werbeanzeigen auftauchen:

Geschwindigkeitsversprechen – Kreditbanken dürfen nicht mehr mit Floskeln wie »Sofortige Auszahlung«, »Direkt Bargeld« oder »Sofortkredit« werben. Keine Werbung darf suggerieren, dass keine Kreditprüfung stattfindet.

Ökonomisch sinnvoll – Kredite dürfen nicht für Dinge angeboten werden, die aus ökonomischen Gründen keinen Sinn machen. Sparkredite oder Kredite zum Schuldenabbau fallen in die Kategorie.

Besonderheiten – tatsächlich darf die Werbung auch nicht gezielt auf kostspielige Freizeitgründe oder Anlässe abzielen: Urlaub oder Hochzeit gehören dazu.

Und was ist mit dem Werbe-Kreditbeispiel? Auch das muss sich an die Realität halten. Früher konnte das Zinsbeispiel in der Werbung völlig aus der Luft gegriffen sein, heute muss der angegebene Zinssatz zumindest auf zwei Drittel der infrage kommenden Zielgruppe zutreffen. Achtung: Es ist nur von der Zielgruppe, auf die die Werbung zugeschnitten ist, die Rede. Nicht aber von der Bevölkerung.

Letztendlich wird ein Zinssatz erst berechnet, wenn die Kreditprüfung abgeschlossen wurde. Bis dahin können sich Kreditnehmer an den Beispielen, effektiven Jahreszinsen und der Zinsspanne orientieren.

Günstige Kredite sind einfacher als gedacht

Und wie kommt ein günstiger Kredit nun zum Bürger? Online ist das besonders einfach, denn Kreditvergleichsportale und Kreditrechner sind im Netz mit wenigen Klicks zu finden. Sie bieten den wichtigen Kreditvergleich und somit eine Übersicht über die möglichen Konditionen und Anbieter. Einige Tipps:

Erst rechnen – obgleich die Kreditaufnahme heute relativ unkompliziert ist, sollte jeder Verbraucher vor dem Kreditvergleich eine solide Haushaltsrechnung mit allen Einkünften, Ausgaben und Pufferbeträgen erstellen. Aus dem Ergebnis ergibt sich die höchstmögliche monatliche Kreditrate. Sie ist der Anhaltspunkt, wie hoch der Kredit überhaupt sein darf.

Vergleichen – ohne einen Kreditvergleich durchzuführen, sollte kein Darlehen aufgenommen werden. Der Vergleich bietet eine gute Übersicht über die Konditionen, Zinskosten oder Besonderheiten.

Laufzeit – eine zu kurze Laufzeit ist schlecht, eine zu lange auch. Grundsätzlich sollte ein Mittelweg gefunden werden. Kurze Laufzeiten haben hohe monatliche Raten zur Folge, was Konsumenten bei sich verschlechternden Lebensverhältnissen das Leben erschwert. Lange Laufzeiten hingegen erhöhen die Zinskosten. Zu lange Laufzeiten werden von den Banken auch gerne ablehnend erwidert.

Verwendungszweck – er ist bei Onlinekrediten immens wichtig. Je nach Verwendungszweck ändern sich die Zinssätze markant, allerdings muss der gewählte Zweck der Wahrheit entsprechen. Besonders günstig sind Autokredite, zumal die Zulassungsbescheinigung für die Dauer des Kredits als Sicherheit bei der Bank hinterlegt wird. Auch Umschuldungskredite sind günstig.

Über einen zweiten Kreditnehmer können die Zinskonditionen oft noch verbessert werden. Dieser Weg steht bei bereits als fertiges Produkt angebotenen Krediten aber nicht immer offen, zumal müssen sich Verbraucher über die Verantwortung im Klaren sein. Der zweite Kreditnehmer muss im Ernstfall für den Kredit aufkommen und geht damit ein gewisses Risiko ein.

Längst können Kredite vollends digital beantragt werden. Für die Prüfung der Kreditfähigkeit lädt der Kunde nun Unterlagen hoch. Das können abfotografierte Gehaltsabrechnungen sein. Die digitale Abwicklung beschleunigt den Prozess markant.

Fazit – die Kreditwelt hat sich gewandelt

Einige der Kreditmythen sollten besser als Ratschlag verstanden werden, nicht so zu handeln. Die Rede ist besonders von der dauerhaften Disponutzung anstelle eines Kredits. In den anderen Mythen steckt ein Funke Wahrheit. Wesentlich besser, als sich auf Legenden zu verlassen, ist die Nutzung eines Vergleichsportals und die ordentliche Gegenüberstellung der Kreditmöglichkeiten. Wer nun noch die Werbebeispiele im Hinterkopf behält und die Zinsspannen beachtet, wird sicherlich zu einem guten und günstigen Kredit kommen.