Telekom Internet-Obergrenze für Vielsurfer ab 2. Mai. Welche Folgen hat das?

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 24. April 2013

Die Meldung, dass die Deutsche Telekom Daten-Obergrenzen für Vielsurfer einführen will, nehmen nicht nur die Kunden des Konzerns negativ auf. Laut Firmen-Aussagen ist diese Maßnahme notwendig, um die steigenden Kosten für das immer höhere Datenaufkommen tragen zu können. Die Gewährleistung einer immer besseren Datennutzung könne nicht mit immer niedrigeren Preisen einhergehen - so das dortige Credo. Was bedeutet dieser Einschnitt eigentlich? Betrifft die geplante Drosselung nur Telekom-Kunden?

Neukunden, die ab dem 2. Mai 2013 einen Internet-Vertrag bei der Deutschen Telekom abschließen, erhalten die Tarife zu den neuen Konditionen mit Datenobergrenze - Flatrate passé. Die Datenrate wird nach einer bestimmte Grenze gedrosselt, die Geschwindigkeit beim Surfen wird langsamer. Das Problem - kritische Betrachter dieser Entwicklung befürchten, dass andere Internetanbieter nun nachziehen könnten. Privatkunden, wie auch die Internet-Wirtschaft, müssten in solch einem Fall mit erhöhten Kosten rechnen. Einige Anbieter wie 1&1 haben sowieso schon eine Datendrosselung in den einfachsten Tarifen - bis dato wollen andere Anbieter wie Vodafone und Unitymedia ihre Kunden nach eigenen Aussagen derzeit nicht mit einer Volumen-Drosselung abschrecken. Hier könnte vorerst ein Wettbewerbsvorteil für Anbieter bestehen, die weiterhin Flatrates anbieten. Wenn die Deutsche Telekom allerdings Erfolg mit dem neuen Modell hat, werden wahrscheinlich auch andere Firmen auf Datenvolumen-Pakete zurückgreifen.

Die Telekom baut seit Jahren das Internetnetz aus, da der Datenverkehr in Deutschland wächst. Laut Heise kann der Netzausbau die erforderlichen Datenmengen auffangen, ein Problem bestehe nicht. Zudem erhalte die Telekom Zuschüsse von den Wettbewerbern, die die Infrastruktur des Konzerns nutzen. Die Kosten müssten gedeckt sein - probiert die Deutsche Telekom aus, wie weit sie beim Kunden gehen kann? Grenzen ausloten? Laut Faz decken außerdem die Kommunen "mit sechsstelligen Beträgen" Lecks in der DSL-Landschaft  - und nicht die Telekom. Wie passt das also zusammen?

Ab 2016, wenn ein Großteil der Kunden auf VoIP umgestellt ist, soll die Drosselung pauschal passieren. Dann sind nicht nur Neukunden betroffen. Wie bei Energielieferanten könnte dann, je nachdem inwieweit die Wettbewerber nachziehen, ein regelmäßiger Anbieterwechsel bei vielen, vor allem Privatkunden, die Folge sein. Anfängliche Vertragsabschlussboni mitnehmen und dann weiterziehen - läuft es darauf hinaus?

Der durchschnittliche Kunde ist längst daran gewöhnt, seinen Internetkonsum uneingeschränkt zu genießen. Laut Faz nutzen Kunden aktuell im Schnitt 15 bis 20 Gigabyte im Monat; die niedrigste Datenobergrenze der Deutschen Telekom sieht 75 Gigabyte für einen 16 MBit pro Sekunde Anschluss vor. Aber: Es kommen immer neue Geräte auf den Markt, die verstärkt eine Internetnutzung voraussetzen - die Zahl der Vielnutzer steigt ohnehin auf natürliche Art und Weise mit den fortschreitenden Generationen in der Bevölkerung. Das weiß auch die Deutsche Telekom und sorgt entsprechend schon einmal vor.

Problem: Netztneutralität. Aktuell werden alle Datenpakete gleichberechtigt, egal von welchem Anbieter sie stammen, vom Sender zum Adressaten geleitet. In Zukunft ist dieser Zustand gefährdet, denn die Drosselung auf Grund eines entsprechenden Tarifes bedeutet einen Nachteil. Kann sich Deutschland solch einen Nachteil überhaupt leisten? Laut Faz haben die größten Firmen Großbritanniens "einen freiweilligen Kodex zur Netzneutralität unterzeichnet." Zudem sei in den Niederlanden Netzneutralität im Gesetz verankert und in Frankreich diskutiere man ebenfalls über eine solche Vorschrift. Wo stehen wir?