Zum Tag der Deutschen Einheit: DDR zum Anfassen

von Portrait von Karoline Sielski Karoline Sielski
Veröffentlicht am 2. Oktober 2012

Am Tag der Deutschen Einheit, am 3. Oktober, könnten wir uns mal wieder mit unserer nationalen Vergangenheit auseinandersetzen. Das geht zum Beispiel im DDR Museum in Berlin - hier gibt es DDR Kultur auf einer Fläche von 1000 Quadratmetern zum Anfassen. Das Museum ist relativ neu unter allen Museen in Berlin, da es erst 2006 eröffnet worden ist. Mit einem stark auf Interaktion ausgelegten Konzept präsentiert das Museum den Alltag in der DDR hautnah. Tägliche Konsumgüter, Tageszeitungen, aber auch Abhörgeräte und eine nachgebaute Gefängniszelle bieten einen unterhaltsamen und informativen Einblick in die deutsche Vergangenheit - und zwar in die Zeit vor der Wiedervereinigung 1990. Wer wissen möchte, wie sich jemand fühlt, der von der Stasi verhört wird, der setzt sich einfach an einen Tisch im DDR Museum, der durch technische Hilfsmittel diese unangenehme Situation erlebbar macht. Die Hände an die Ohren gehalten, gebückt in Verhör-Position, werden akustische Signale über einen Kontakt an den Ellbogen des Museumsbesuchers weitergeleitet, so dass die bohrenden Fragen für den Verhörten hörbar werden. Ich habe es ausprobiert, das Verhör wird tatsächlich über die Ellbogen übertragen - es funktioniert. Zurück bleibt ein komisches Gefühl, nach so einem Stasi-Fragenkatalog.

Im DDR Museum findet der Besucher überall Schubladen, Schaukästen, oder Exponate zum Anfassen und Ausprobieren. So kann man sich sehr unterhaltsam durch die Räume bewegen und einen Blick auf DDR Kultur von der leckeren Spreewaldgurke, über den Pass der DDR, bis hin zu einer vollausgestatteten Küche und einem typischen Wohnzimmer werfen.

Was gibt es in dem interaktivem Museum noch zu erleben? Die nachgebaute Gefängniszelle ist begehbar und veranschaulicht den Alltag der Insassen. Von 1949 bis 1989 gab es etwa 250.000 politische Urteile - die Behandlung der Inhaftierten war dabei bewusst grausam. Als sich der Verkauf von Strafgefangenen an die Deutsche Bundesrepublik anfing zu rentieren, besserten sich deren Lebensumstände im Gefängnis ein wenig. Charakteristika der DDR werden auch durch die Ministerlimousine Volvo 264 TE deutlich. In das Exponat kann der Besucher sich reinsetzen - und fühlen wie ein Staatsoberhaupt. Letztere propagierten in der DDR zwar eine klassenlose Gesellschaft, dennoch genoßen die oberen Zehntausend Privilegien wie Wagen, die Normalbürgern niemals zugänglich gewesen waren, oder Spezialkliniken und abgeschottete Erholungsgebiete.

Wer noch mehr über die Alltagskultur der DDR erfahren möchte, der kann dem Museum an dieser Adresse einen Besuch abstatten:

DDR Museum, Karl-Liebknecht-Str. 1, direkt an der Spree, gegenüber dem Berliner Dom, 10178 Berlin

Öffnungszeiten: Montag - Sonntag: 10 - 20 Uhr, Samstag: 10 - 22 Uhr, kein Ruhetag